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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Feindseligkeiten begangen.«
    »Noch nicht.«
    »Besteht Grund zu der Annahme, daß sie es tun werden?«
    Husathirn Mueri ließ den Blick gedankenschwer ins Leere schweifen. »Ich habe Gründe, es zu vermuten.«
    »Aber Salaman erzählt uns doch seit Jahren unablässig, daß die Hjjks ihn zu überfallen beabsichtigen! Ich nehme an, seine Mauer ist höher und immer höher geworden, so daß sie nun auf höchst eindrucksvolle Weise selbst unglaublich über seine Stadt herunterdroht. Aber in der Zwischenzeit ist keine Invasion erfolgt. Nie! Und alle diese unterstellten Bedrohungen seines Reichs durch die Hjjks waren schlichte Ausgeburten seines geänderten Hirns. Wieso sollte sich das auf einmal jetzt geändert haben?«
    »Ich glaube, die Dinge haben sich geändert«, sagte Husathirn Mueri.
    »Weil Salaman das Friedensangebot der Königin zurückgewiesen und wir es ignoriert haben?«
    »Zum Teil. Ich vermute jedoch, nur zu einem ganz geringen Teil. Ich glaube vielmehr, es gibt in unserm Volk Leute, die aktiv und bewußt an einem Krieg basteln, indem sie die Hjjks zu Aktionen gegen uns provozieren.«
    »Was redest du da, Husathirn Mueri?«
    »Ich kann es dir wiederholen, wenn du möchtest.«
    »Du bringst da eine sehr schwere Beschuldigung vor. Hast du irgendwelche Beweise dafür?«
    Wieder starrte Husathirn Mueri in die Ferne. »Die hab ich durchaus.«
    »Dann sollte aber das Präsidium informiert werden!«
    »Es betrifft aber eine Person – Personen, Hresh, die dir nahestehen. Sehr nahe.«
    Hreshs Stirn verzog sich finster. »Diese ganzen unheilschwangeren Anspielungen auf irgendwelche Verschwörungen, Husathirn Mueri, sind recht ärgerlich für mich. Entweder du sagst mir geradeaus und offen, was du willst, oder du läßt mich in Ruhe!«
    Husathirn Mueri wirkte zerknirscht. Mit einem Übermaß an Konzilianz sagte er: »Vielleicht war ich zu vorschnell. Vielleicht ziehe ich ja zu hastige Schlußfolgerungen. Natürlich zögere ich, möglicherweise Unschuldige, jedenfalls im Moment noch Unschuldige, in diesem Moment in die Sache zu involvieren. Aber laß es mich auf andre Weise dir klarmachen, darf ich? Es gibt gewisse große Kräfte des Universums, die uns zu Kampf und Krieg drängen, jedenfalls glaube ich das. Unvermeidlich! Manchmal ist eben etwas unvermeidlich, so wie das Auftreten der Todessterne unvermeidlich war. Verstehst du, was ich sagen will, Hres?«
    Es war unerträglich – dieses pseudoreligiöse Gewäsch aus dem Munde eines Ungläubigen wie Husathirn Mueri. Aber Hresh begriff: Er würde aus dem Mann nichts Greifbar-Zusammenhängendes herausholen können. Der Kerl war entschlossen, vage und ausweichend zu bleiben, und keine noch so eindringliche Befragung würde seine Schutzbarrieren durchbrechen können.
    Er war stets in Versuchung, wenn er mit Husathirn Mueri sprach, ihn mittels Zweitgesicht zu sondieren, um herauszufinden, welche Absichten sich hinter seinen Worten versteckten. Aber Hresh widerstand der Versuchung. Außerdem war Husathirn Mueri zweifellos auf einen derartigen Vorstoß vorbereitet und hatte bestimmt einen Gegenschlag parat.
    Reichlich gereizt sagte Hresh also: »Also, mögen die Götter uns verschonen, doch wenn die Hjjks gegen Salaman ziehen, dann sind wir verpflichtet, ihm zu Hilfe zu kommen. Das ist nun mal vertraglich abgemacht. Und was das Gerede von einer Verschwörung betrifft, so werde ich das vorläufig als bloßes Geschwätz ansehen, bis ich stichhaltige Gegengründe vorgelegt bekomme. Jedenfalls, warum regst du dich so über Thu-Kimnibols Armee auf? Wenn es Krieg gibt, sollten wir dann unvorbereitet in ihn ziehen?«
    »Du übersiehst den wichtigen Punkt, obwohl du ihn soeben selbst genannt hast. Begreifst du denn nicht? Es wird Thu-Kimnibols Armee sein! Wenn wir so knapp vor dem Ausbruch des Krieges stehen, und ich glaube, damit hat er recht, dann läge es in den Befugnissen des Präsidiums, eine Streitmacht zu organisieren. Es müßte offiziell die Mobilmachung verkündet werden. So etwas darf nicht einfach das patriotische Privatvergnügen eines prestigesüchtigen einflußreichen Prinzen sein. Begreifst du das denn nicht, Hresh? Oder hat dich die Liebe zu deinem Halbbruder dermaßen blind gemacht, daß du vergessen hast, daß er seines Vaters Sohn ist? Oder wünschst du dir etwa einen zweiten Harruel hier bei uns? Denk darüber nach, Hresh!«
    Hresh verspürte einen scharfen Schock.
    Die Jahre fielen plötzlich von ihm ab, und er war wieder ein Junge. Es war der ‚Tag des

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