Der neue Frühling
der Gründung von Salpa Kala erschienen überraschend drei Hjjks, als wären sie aus der Erde gewachsen, und gingen ohne Zögern auf Zechtior zu, der gerade die Errichtung eines Zeltes überwachte. Er fühlte sie hinter sich, noch ehe er sich umwandte und sie sah; er konnte den starken eiskalten Druck gegen sein Bewußtsein spüren, die abweisende dürre bleiche Kälte ihrer nüchternen Seelen.
Ruhig sagte einer – Zechtior vermochte nicht zu sagen, welcher, denn er sprach lautlos mit der summenden dröhnenden Stimme der Gedanken: »Dieser Ort ist für euch verboten. Ihr werdet ihn heute abend verlassen und in euer eigenes Land heimkehren.«
»Dieser Ort ist Salpa Kala und ist uns von den Himmlischen Fünf als unsere Wohnstatt gegeben«, erwiderte Zachtior ruhig.
Mit dem Zweitgesicht strahlte er die Vision aus, die er einst gehabt hatte, die unermeßliche Masse der Königin des Insektenvolkes über Yissou schwebend, als wollte er damit übermitteln, daß er von ihrer Macht und Größe wisse und sie akzeptiere, wie er alles hinnahm; aber er versuchte gleichfalls zu übermitteln, daß ihm von den Göttern – den gleichen hochmächtigen Göttern, welche die Geschicke des Hjjk-Volkes lenkten – befohlen sei, daß er an diesen Ort ziehen und hier eine Siedlung gründen müsse.
Aber wenn seine Botschaft die Hjjks erreicht oder sie irgendwie beeindruckt hatte, so ließen sie sich das nicht anmerken.
»Ihr werdet heute abend von hier weggehen«, sagte die schabende Stimme erneut.
»Wir werden das Geschenk der Götter nicht preisgeben«, erwiderte Zechtior Lukin.
Die Hjjks sprachen danach nicht mehr. Er betrachtete sie ruhig, die langen schimmernden Körper, die vielfacettierten Augen, die orangeroten Segmente ihrer Atemschläuche, die vorspringenden Schnäbel, die sechs schlanken starren Beine. Der kleinste der Hjjks war einen ganzen Kopf größer als er selber, doch bezweifelte er, daß er mehr wog als ein Kind, so ausgedorrt und fleischlos wirkte der Leib. Ihre starren gelb-schwarzen Panzer reflektierten das Licht des klaren Morgens unangenehm scharf. Doch er empfand keine Furcht vor ihnen.
Nach einiger Zeit zuckte er die Achseln, kehrte ihnen den Rücken zu und wandte sich wieder der Errichtung des Zeltes zu.
»Was werden wir tun?« fragte Cheppilin der Sattler, nachdem die Hjjks davongestelzt waren.
»Nun, wir werden nicht weichen«, gab Zechtior zurück. »Dies hier ist unser, kraft des Willens der Götter, die es uns schenkten, ist es nicht so?«
Und er gab seinen Anhängern Befehl, Waffen zu verteilen: Schwerter, Speere, Messer, Keulen. Bei Sonnenuntergang scharten sie sich eng um ihre zusammen-getragene Habe und warteten auf die Rückkehr der Hjjks.
Die drei von vorher – Zechtior nahm jedenfalls an, daß sie es waren – kamen aus den Schatten hervor.
»Ihr seid noch immer da«, sprach die summende Hjjk-Stimme.
»Dieser Ort ist unser.«
»Es ist kein Ort für Fleischlinge. Geht fort, oder ihr werdet sterben.«
»Die Götter haben uns hierher geführt«, sagte Zechtior. »Der Wille der Götter geschehe.«
Vom anderen Ende des Lagers ertönte ein schriller Schrei. Rasch blickte er sich um, aber der eine schnelle Blick genügte ihm. Aus dem Flußdickicht war eine Horde dunkler kantiger Gestalten hervorgebrochen: Hjjks, zu Hunderten, vielleicht Tausenden: Es war, als hätte sich jeder Kiesel am Gestade in einen Hjjk verwandelt. Und sein Volk geriet bereits in Panik.
Zechtior Lukin hob seinen Speer. »Kämpft!« brüllte er. »Kämpft! Feigheit ist Glaubensverrat und Sünde!«
Er trieb seinen Speer in das glitzernde Auge des nächststehenden Hjjk, zog ihn wieder heraus und hieb einem zweiten mit der scharfen Kante der Spitze die Atemröhre ab.
»Kämpft!«
»Wir werden alle umgebracht!« rief Lisspar Moen ihm zu.
»Wir sind den Göttern sowieso einen Tod schuldig, und heute nacht fordern sie ihn ein, ja«, sprach Zechtior und schmetterte den dritten Hjjk zu Boden, gerade als der seinen klickenden Schnabel über ihm öffnete. »Aber wir werden trotzdem kämpfen. Wir kämpfen bis zum Ende.«
Das Insektengesindel Schwärmte überall im Lager herum. Die Speere blitzten. Die scharfen kreischenden Stimmen ertränkten die Stimmen der gläubigen Akzeptänzler.
Lisspar Moen hat recht, sagte Zechtior zu sich. Wir werden hier und heute allesamt sterben.
Also habe ich wohl den Willen der Götter nicht richtig verstanden. Wie es scheint, haben sie doch nicht vorherbestimmt, daß ich es sein soll, der die
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