Der neue Frühling
salutierte stramm und sprach:
»Dumanka ist da, Edler. Und Esperasagiot mit seinem Bruder.«
»Schön. Bring sie her!«
Die drei Männer tauchten aus dem Tunnel unter der Tribüne auf. Zuerst Dumanka, hinter ihm die beiden Bengs. Sie salutierten. Esperasagiot sagte: »Meinen Bruder kennst du ja, Prinz? Hat eine gute Hand für Xlendis, hat er, mein Bruder. Sein Name ist Thihaliminion.«
Thu-Kimnibol betrachtete sich den Mann. Er war um Haaresbreite größer als Esperasagiot und hatte das Fell eines reinrassigen Beng von hellstem Gold. Anscheinend zwei, drei Jahre jünger als sein Bruder. »Das ist ein hohes Lob, wenn Esperasagiot meint, du kannst mit Xlendis umgehen. Es ist das erstemal, daß ich von ihm das Zugeständnis höre, daß er nicht der einzige Mann auf Erden mit Xlendiverstand ist.«
»Prinz!« rief Esperasagiot laut.
Thihaliminion neigte den Kopf. »Was ich weiß, habe ich von ihm gelernt. Er war mein Lehrer in Xlendologie. Ebenso wie Dumanka hier mich zum Gehorsam gegenüber dem Willen der Götter geführt hat.«
»Ihr seid also Gläubige? Akzeptänzler? Alle drei?«
»Alle drei, Prinz«, erwiderte Dumanka, der Quartiermeister, und klatschte fröhlich in die Hände. »Und welchen Frieden, welche Wonnen er uns schenkt, unser Glauben! Ich werde dir ein Büchlein zeigen, Herr. Ich habe es in Yissou bekommen, von einem gewissen Fleischhauer namens Zechtior Lukin. Wenn du darin liest, wird dir das Verständnis aufgetan für die größte Wahrheit der Welt, welche da ist, daß alles so ist, wie es bestimmt ist, daß es nutzlos ist, sich gegen das Schicksal aufzulehnen, denn es sind die Götter, die uns unser Los zuteilen, und was für einen Zweck hätte es…«
»Genug, genug, lieber Freund!« Thu-Kimnibol hob die Hand. »Bekehre mich bitte ein andermal. Im Moment müssen wir hier eine schlagkräftige Armee aufbauen. Und dafür würdest du von sehr großem Nutzen sein.«
»Was immer deine Herrlichkeit verlangt«, sagte Dumanka.
»Ich hab da so einiges über deinen Zechtior Lukin gehört, als wir in Yissou waren«, sagte Thu-Kimnibol. »Oder doch immerhin über seine Glaubenslehre. Es war König Salaman persönlich, der mir davon sprach. Der Tod ist kein Anlaß zu Jammer oder Bedauern, so ist wohl die Kernidee. Denn er ist ein Teil der göttlichen Planung der Himmlischen. Also müssen wir ihn widerspruchslos hinnehmen, gleichgültig, in welcher Gestalt er zu uns kommt. Hab ich das auch richtig verstanden?«
»Im Kern hast du es verstanden«, sagte Esperasagiot.
»Fein. Fein. Und wie viele von euch… äh… Akzeptänzlern gibt es derzeit bei uns in Dawinno, he?«
»Um die zweihundert, Prinz. Aber wir werden laufend mehr.« Der Karawanenführer blickte über die Schulter. »Ich seh hier in der Arena da unten ein paar von uns.«
»Und ihr drei seid die Chefideologen und Lehrer?«
»Ich hab zuerst die Lehre in Yissou gelernt«, sagte Dumanka, »und sie an Esperasagiot und Thihaliminion weitergegeben. Und sie haben sie weiterverbreitet, so rasch sie können.«
»Dann verbreitet sie noch schneller. Ich verlasse mich auf euch. Ich will, daß alle meine Männer gläubige Akzeptänzler sind, wenn wir zum Feldzug in den Norden aufbrechen. Ich will Kämpfer um mich haben, die sich vor dem Sterben nicht fürchten.«
Und damit entließ er sie.
Das dumpfe Schmettern der hölzernen Übungsschwerter hallte wie eine lustige Musik vom Exerzierfeld zu seinen Ohren herauf. Eine leuchtend helle Vision flammte in seinem Kopf auf: das Nest in Flammen, zu Tausenden über dem Schlachtfeld verstreute sterbende Hjjks, die Schnäbel kraftlos schnarrend, die Königin in letzten Todeszuckungen…
»Herr?« Schon wieder Chevkija Aim. »Die Edle Nialli Apuilana wäre hier und wünscht dich zu sprechen.«
»Nialli? Wozu in der Götter Namen sollte sie…« Er grinste. »Aber ja. Wahrscheinlich, um mir eine Predigt über die Verderblichkeit des Krieges zu halten. Sag ihr, sie soll ein andermal wiederkommen. Nächste Woche. Oder im nächsten Jahr.«
»Sehr wohl, deine Herrlichkeit.«
Doch Nialli war ihm auf den Fersen gefolgt. Chevkija Aims Goldfell sprühte Funken vor Verärgerung.
»Seine Prinzliche Hoheit sind derzeit stark beschäftigt…«
»Ach, mich wird er schon empfangen.«
»Er hat mir aufgetragen, dir zu sagen…«
»Und ich befehle dir hiermit, ihm zu sagen, daß seine Gevatterin, die Tochter des Häuptlings, ihn in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen wünscht!«
»Edle, es ist unmöglich, daß du so
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