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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wie eine andere. Und es sind eures Volks schließlich nicht so viele, daß ihr die ganze Welt für euch beanspruchen dürftet.«
    »Aber jegliche Hoffnung fahren zu lassen und nicht weiter ins Unbekannte vorzustoßen…«
    »Vorstoßen! Fortschreiten!« Die gewaltige Glockenstimme der Königin dröhnte verachtungsvoll. »Das ist alles, wonach ihr strebt, ihr kleinen lächerlichen Pelzlinge! Wieso könnt ihr nicht mit dem zufrieden sein, was ihr habt?«
    »Aber ist nicht euer Ei-Plan gleichfalls nach dem Prinzip konstanter Expansion angelegt?« fragte Hresh kühn.
    Die Königin reagierte darauf mit einem gewaltigen kichernden Glucksen, als habe sie es mit einer kindlichen Frage zu tun, die dermaßen impertinent war, daß sie bereits wieder unwiderstehlich charmant wirkte. »Der Ei-Plan ist die Verwirklichung und Erfüllung dessen, was bereits vor dem Anfang der Zeit war. Es ist keine Erschaffung von Neuem, sondern nur die höchst konsequente Aktualisierung des Immer-Gewesenen. Verstehst du das?«
    »Ja. Ja, ich glaube schon«, sagte Hresh.
    »Deine Art, die aus ihren Schutzkellern herausbrodelte, als die Kaltzeit endete, die sich wie eine Seuche über das Land ausbreitete, ihr, die ihr euch ohne Maß und Plan vermehrt, die Erde mit kalten steinernen Städten zupflastert, die ihr den Boden verseucht, die Luft mit eurem Rauch schwärzt, die Flüsse zu Kloaken macht, damit sie euren Zwecken dienen… Ihr, die ihr euch selber vorantreibt, um irgendwo an Orten anzukommen, die niemals für euch bestimmt waren – ihr seid die Feinde der Nest-Wahrheit. Die Feinde des Ei-Planes. Ihr seid eine wild hereinbrechende Kraft in der Ordnung der Welt. Ihr seid eine Pest, eine Krankheit, und man muß euch in Schach halten. Es ginge nicht an und wäre unmöglich, euch auszurotten… Aber ihr müßt in Schach gehalten werden. Verstehst du mich – du Kind-voller-Fragen? Verstehst du?«
    »Ja. Ich verstehe – allmählich.«
    Sein Sensor verkrampfte sich um den Barak Dayir. Er zitterte am ganzen Leib, so heftig traf ihn die Offenbarung.
    Ja, er hatte begriffen, und über alle Zweifel hinaus begriffen. Aber er wußte auch, daß das, was ihm hier offenbart worden war, weit über das hinausreichte, was die Königin ihm zu sagen glaubte. Die Hjjks des Neuen Frühlings waren nur noch Schatten von jenen, die in den Zeiten der Großen Welt gelebt hatten. Diese Alt-Hjjks waren Abenteurer gewesen, Reisende, eine Rasse von kühnen Kaufleuten und Entdeckern. Sie waren kreuz und quer durch diese Welt – und womöglich viele anderen – gezogen, um ihre Ziele zu verfolgen, und hatten dabei in das üppige, vielschichtige Gewebe der Großen Welt ihren leuchtendroten Faden des Erfolges eingeflochten.
    Aber die Große Welt war vorbei und seit langem verschwunden. Was also waren diese Überlebens-Hjjks? Noch immer eine bedeutende Spezies, gewiß. Aber sie waren eine Rasse von Gestrauchelten, Versager, die alle ihre technischen Errungenschaften und ihre Expansionslust verloren hatten. Sie waren zu abgründlich tiefkonservativem Volk verkommen, das sich an die Fetzen einstiger Größe klammerte und alles aufkeimende Neue erstickte.
    Denn was ersehnten sie schließlich mehr als alles andere? Nichts weiter, als daß sie Löcher in die Erde graben und im sicheren Dunkel leben dürften. Damit sie dort ihrem ewig gleichen Zyklus frönen könnten: Geborenwerden, Sichfortpflanzen, Sterben. Und in Abständen schicken sie dann ihre überschüssige Bevölkerung fort, damit die irgendwo anders ein neues Loch graben und dort den gleichen alten Kreislauf im Trott weitermachen könne. Ihrer Überzeugung nach konnte die Welt nur Bestand haben, wenn die Lebens-Grundmuster unverändert gewahrt, gepflegt und fortgesetzt wurden. Und für die Erhaltung dieser ihrer stabilen Lebensgrundmuster waren sie zu jedem Einsatz bereit.
    Das zeugt von gewaltiger Dummheit, dachte Hresh.
    Die Hjjks fürchten Veränderung, weil sie einen derart gewaltigen Abstieg erfahren mußten und ein noch tieferes Absinken befürchten. Doch Veränderung ist unausweichlich. Und gerade weil die Große Welt sich so erfolgreich angelegen sein ließ, sich gegen jede Veränderung abzusichern, sagte Hresh nun bei sich, haben die Götter die Todessterne über sie verhängt. Diese Große Welt hat eine Art von Fast-Vollkommenheit erreicht gehabt, und Perfektionismus können die Götter einfach nicht dulden.
    Was aber die Überlebenden des Langen Winters unter den Hjjks noch immer nicht zu begreifen bereit zu

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