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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Nein!«
    Er hatte zu zittern begonnen und klickte unverständliche Hjjk-Worte vor sich hin. Nialli streckte ihm die Arme entgegen, doch er schreckte vor ihr zurück und preßte sich nur noch fester an die Wand. Beschämt und beklommen ergriff sie schließlich die Flucht.
    »Kommst du irgendwie voran?« fragte Taniane.
    Nialli reagierte mit einem hastigen unbehaglichen Blick. »Ein bißchen. Nicht so rasch, wie ich gern möchte.«
    »Kann er unsere Sprache schon sprechen?«
    »Er lernt noch.«
    »Und die Hjjk-Wörter? Erinnerst du dich jetzt wieder an sie?«
    »Wir benutzen keine Hjjk-Wörter«, sagte Nialli mit gedämpfter Stimme heiser. »Er bemüht sich, das NEST hinter sich zu lassen. Er will wieder fleischlich werden.«
    »Fleisch?« sagte Taniane. Die seltsame Wortwahl ihrer Tochter ließ ihr ein Schaudern über den Rücken laufen. »Du meinst, er will wieder Teil des VOLKS sein?«
    »Genau das meinte ich, ja.«
    Taniane beugte sich vor, um schärfer zu sehen. Wie stets wünschte sie sich, sie könnte hinter diese Maske blicken, hinter der ihre Tochter ihre Seele vor ihr verbarg. Zum millionstenmal fragte sie sich, was mit Nialli geschehen sein mochte während jener Monde, die sie in dem geheimnisvollen Labyrinth des NESTES unter der Erde zugebracht hatte.
    »Und der Vertrag?« sagte sie.
    »Nicht ein einziges Wort. Noch nicht. Wir verstehen uns noch nicht gut genug, als daß wir mehr als ganz simple Dinge behandeln könnten.«
    »Das Präsidium tritt nächste Woche zusammen.«
    »Ich arbeite, so rasch wie ich kann, Mutter. So schnell, wie er mitmacht. Ich habe die Sache zu beschleunigen versucht, aber da gab es – Probleme.«
    »Was für welche?«
    »Eben Probleme«, wiederholte Nialli und wendete den Blick ab. »Ach, laß mich doch zufrieden, Mutter! Glaubst du wirklich, sowas ist leicht?«
    Drei Tage lang brachte sie es nicht über sich, zu ihm zu gehen. An ihrer Stelle schickte man einen Mann der Wache mit dem Essen. Dann ging sie doch wieder selbst und brachte ihm ein Tablett mit eßbaren Samenkörnern und den kleinen rötlichen Insekten, die man ‚Rubine’ nannte. Sie hatte die Nahrung persönlich am Morgen auf den kargen dürren Nordwesthängen der Berge gesammelt. Wortlos und scheu bot sie ihm die Nahrung dar. Er nahm ihr das Tablett ebenso stumm aus den Händen und fiel darüber her, als hätte er seit Wochen nichts mehr gegessen, und schaufelte die rötlichen kleinen Kadaver beidhändig in sich hinein.
    Danach blickte er auf und lächelte. Jedoch bewahrte er während der ganzen Visite dieses Tages Nialli gegenüber eine vorsichtige Distanz.
    Sie hatte also keinen unheilbaren Schaden angerichtet. Dennoch würde es einige Zeit dauern, bis der Riß verheilte. Der Tvinnr-Versuch war zu kühn, zu überstürzt erfolgt, das wußte sie. Vielleicht begriff er ja auch kaum, was sein Sensororgan überhaupt war. Vielleicht war diese flüchtige intimste Berührung zwischen ihnen beiden eine zu heftige Empfindung für ihn, der unter Wesen herangewachsen war, deren Emotionen sich auf ganz andere Weise ausdrückten; vielleicht war auch sein bereits instabiles Gefühl, zu welcher Rasse er wirklich gehörte, dabei erschüttert worden.
    Er sah in sich selbst wohl einen Hjjk in der Körper-Gestalt eines Fleischlings, dachte Nialli. Und dann mußte eine derartige Intimität mit einer Person der Fleischlingsrasse als widerwärtig und obszön erscheinen. Und doch, etwas in ihm war ihr liebevoll und eifrig entgegengeströmt. Etwas in ihm hatte danach verlangt, daß sich ihrer beider Seelen ineinander stürzten und eins würden. Dessen war sie ganz sicher. Doch vor dem Akt selbst war er bei allem Verlangen zurückgeschreckt, und er hatte sich in schmerzhafter Verwirrung zurückgezogen.
    An diesem Tag blieb sie nur kurz bei ihm und mühte sich, die Sprachbarriere zu durchbrechen. Sie ging mit ihm ihren knappen Wortschatz der Hjjk-Sprache durch, nannte ihm die Entsprechungen in der Sprache des VOLKS und nahm Gesten und Zeichnungen dabei zuhilfe. Und Kundalimon schien wirklich Fortschritte zu machen. Sie fühlte, daß ihn die Unfähigkeit, sich ihr verständlich zu machen, zutiefst frustrierte. Es gab da Dinge, die er zu sagen wünschte, Ergänzungen der Botschaft, die Hresh ihm mit Hilfe des Barak Dayir entlockt hatte. Aber er vermochte ihnen nicht Ausdruck zu verleihen.
    Kurz erwog sie, ob sie mittels des Zweiten Gesichts zu ihm vorstoßen solle. Dies war die nächstbeste Kontaktmöglichkeit nach dem Tvinnr. Sie könnte ihre

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