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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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seelischen Visionen senden und seine Seele damit zu berühren versuchen.
    Doch höchstwahrscheinlich würde Kundalimon den Versuch wahrnehmen und ihn als erneuten Angriff, als erneute Grenzverletzung seiner innersten Seelenbereiche verstehen: als beleidigend, beängstigend, genau wie bei ihrem Tvinnr-Versuch. Nein, das durfte sie nicht wagen. Ihre Beziehung mußte langsamer neu aufgebaut werden.
    »Also, was kannst du uns sagen?« fragte Taniane sie am Abend. Brüsk, ohne Umschweife sofort bei der Sache, Business as usual, ganz Häuptlingstil, kein bißchen Mutter. Das war sie sowieso fast nie, eine Mutter. »Habt ihr endlich über den Vertrag zu sprechen begonnen?«
    »Er verfügt noch immer nicht über das ausreichende Vokabular.« Sie sah den Argwohn in Tanianes Blick aufkeimen, und in ihrer Bedrängnis fragte sie: »Glaubst du nicht, daß ich mich wirklich bemüht habe, Mutter?«
    »Doch. Ja, ich glaube schon, Nialli.«
    »Aber ich kann keine Wunder bewirken. Ich bin nicht wie mein Vater.«
    »Nein«, antwortete Taniane. »Natürlich nicht.«
    Am Abend der Präsidialsitzung, zur sechsten Stunde nach Mittag, begannen sich die Führer Dawinnos in ihrem noblen Sitzungssaal mit den dunklen geschwungenen Deckenbalken und den granitenen Wänden zu versammeln.
    Taniane nahm ihren Platz an dem hohen spiegelblanken Tisch aus rotem Ksultholz unter der großen Spirale ein, welche Nakhaba, die Beng-Gottheit, und die Fünf Götter des Koshmar-Stammes in Himmlischer Verschlungenheit symbolisierte. Hresh saß zu ihrer Linken. Auf den geschwungenen Bankreihen vor ihnen nahmen die verschiedenen Prinzen der Stadt ihre Plätze ein.
    In der ersten Reihe die drei Prinzen der Justiz: der quicke elegante Husathirn Mueri neben dem massiven Thu-Kimnibol, der trübselig noch immer in den rotgeflammten Umhang und die Binde der Trauer gekleidet war, und der Beng Puit Kjai, steif und gestrafft daneben. Dann kam Chomrik Hamadel, Sohn des letzten unabhängigen Beng-Häuptlings vor der Vereinigung. Auf der Bankreihe dahinter saßen der Krieger-Veteran Staip und seine Gefährtin, die Opferfrau Boldirinthe, und Simthala Honginda, ihr ältester Sohn, mit seiner Gefährtin Catiriil, die Husathirn Mueris Schwester war. Um sie her ein halbes Dutzend der wohlhabenden Kaufleute und Manufakturbesitzer, die einen Sitz im Präsidialgremium ergattert hatten, und verschiedene Angehörige der Adelsfamilien, die Häupter einiger der Gründerfamilien der Stadt: Si-Belimnion, Maliton Diveri, Kartafirain, Lespar Thone… Gestalten von geringerer Bedeutung – Vertreter der kleineren Stämme und der Handwerker-Gilden saßen in der hintersten Reihe.
    Alles trug Umhänge und Festkleidung. Und alle trugen auch grandiosen Helmschmuck, wie es dem Formzwang des offiziellen Anlasses entsprach: ein Sammelsurium raffiniertester, absurdester Kopfzier überall in dem weiten Saal. Der Helm von Chomrik Hamadel überstrahlte alle anderen ohne Schwierigkeit an Auffälligkeit: ein hochgetürmtes Agglomerat aus Metall und funkelnden Juwelen, das sich über seinem Kopf zu einem unmöglichen Gebirge türmte. Nur Puit Kjai, der einen Helm aus Kupferbronze mit gewaltigen nach vorn und hinten ausladenden Silberzacken balancierte, übertraf ihn noch um etliches.
    Es kam nicht gerade überraschend, daß diese Beng-Prinzen sich dermaßen aufgetakelt hier zur Schau stellten. Schließlich waren die Bengs ja die ursprünglichen ‚Behelmten’. Auch war es kaum verblüffend, daß Husathirn Mueri, der ja ein Halb-Beng war, sich mit einem mächtigen goldenen Kuppelhelm mit scharlachroten Stacheln herausgeschmückt hatte.
    Aber sogar die reinblütigen Koshmaris – Thu-Kimnibol, Kartafirain, Staip, Boldirinthe – hatten sich ihren prachtvollsten Kopfschmuck aufgesetzt. Und was noch ungewöhnlicher war, Hresh, der vielleicht alle fünf Jahre einmal einen Kopfhelm aufsetzte, trug jetzt ebenfalls einen, eine kleine, raffiniert aus dunklen rauhen Fasersträngen geflochtene und von einem einzelnen Goldband gefaßte Angelegenheit. Aber ein Helm war es eben doch.
    Einzig Taniane war unbehelmt. Dafür aber lag auf dem Präsidialtisch neben ihr eine der bizarren alten Masken der früheren Häuptlinge, die sonst an der Wand ihres Arbeitszimmers hingen.
    Als die für die Versammlung anberaumte Stunde schlug und ereignislos weiter verstrich, sagte Husathirn Mueri: »Worauf warten wir denn noch?«
    Thu-Kimnibol schien dies zu amüsieren. »Hast du es denn dermaßen eilig, lieber Vetter?«
    »Aber wir

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