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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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konzentrierst alles, dein ganzes Sein…« Auf seinem Gesicht zeigte sich ein Hauch von Beunruhigung. »Nein«, sagte sie. »Versuch nicht, dich zu konzentrieren, versuch nicht einmal zu denken. Tu einfach nur das, was ich mache, und laß zu, was dir dann geschehen wird.« Sie zog ihren Sensor dicht an seinen. Er entspannte sich. Er schien ihr inzwischen restlos zu vertrauen.
    Sie stellten den Kontakt her – und konnten ihn halten.
    Nialli hatte ihre Intimitätsstunde mit Boldirinthe nie vergessen können. Der Phasenverlauf war ihr deutlich im Gedächtnis. Der Abstieg über die Leitersprossen der Wahrnehmung in die tiefen Seelenbereiche, wo dann die Kommunion stattfand. Und Kundalimon folgte ihr nun bereitwillig. Er schien intuitiv zu wissen, was er tun müsse, oder er lernte und entdeckte im Verlauf des Prozesses. Augenblicke danach folgte er ihr nicht mehr, sondern tauchte Seite an Seite mit ihr hinab, ja war ihr zuweilen sogar voraus und führte in die dunklen geheimnisumwitterten Tiefen hinab, in der es kein Individual-Selbst mehr gab und wo nichts existierte als die Einheit aller Seelen.
    Dann verbanden sie sich zum vollkommenen Tvinnr.
    Seine Seele stürzte in die ihre, und Niallis verschmolz mit seiner Seele, und endlich – endlich – ist sie wieder im NEST.
    Und es ist das ‚Nest-der-Nester’, das Großnest, hoch droben im Norden, nicht das Behelfsnest, in dem Nialli während der wenigen Monate ihrer Gefangenschaft gelebt hatte. Außerdem waren sozusagen alle Nester ein Nest, denn die Präsenz der Königin infundierte sie alle gleichermaßen; doch Nialli hatte sogar damals erkannt, daß ihr Nest nur eines der unbedeutenderen in einem Randdistrikt der Hjjk-Domäne war, mit einer Subsidiar-Königin als Herrscherin. Aber der Ort, an dem sie sich nun befinden, ist der Urquell und der Herzschlag der Hjjk-Nation, ihr innerster Kern, der Nabel und die Nabe, der grandiose Angelpunkt und die Achse, um die sich alles bewegt. Und hier wohnt die Königin der Königinnen.
    Nialli Apuilana empfindet nichts hier als fremd. Hier hatte Kundalimon den Großteil seines Lebens zugebracht, ein Fleischlingsjunge unter den Hjjks, ohne Bewegungsbeschränkung in ihrer Welt, sich nährend von ihrer Nahrung, ihre Luft atmend, so denkend wie sie, lebend und lebendig wie sie. Dort war Kundalimons Heimat. Und deshalb war es nun auch die ihrige.
    Hand in Hand schweben sie hindurch, wie umherstreifende Geister, ungesehen, ungehindert. Sie ist Kundalimon, er Apuilana. Er ist sie, und sie ist er. Sie können nicht entscheiden, wo der eine aufhört, die andere beginnt.
    Das große NEST ist endlos, ein Labyrinth dunkel-warmer Galeriengänge, halb unter dem Erdboden verborgen, das sich meilenweit in alle Richtungen erstreckt. Das Nest-Licht, ein weiches rosiges Glühen, ein Licht wie in Träumen, strömt aus den Wänden. In den leisen Luftzügen schwebt der erregend-süße Duft des Nest-Atems, pelzig-weich und üppig beladen mit den vielschichtigen chemischen Botschaften, die von den Nest-Bewohnern ausgetauscht werden. In diesen verwirrenden verzweigten Labyrinthgängen hausen Millionen Hjjks, und hier auch, im tiefstuntersten Bereich, am stillsten Ort des emsigen Gewimmels, im Mittelpunkt das Ganzen lagert die reglose ungeheure Masse der Superkönigin, der Königin der Königinnen, uralt, zeitlos, nicht-sterbend, maßlos, alles steuernd und alles liebend. Nialli fühlt jetzt, wie gewaltig und überwältigend groß IHRE Präsenz ist: Sie wälzt sich durch alle Hallen und Gänge wie das Dröhnen eines gigantischen Gongs. Es gibt kein Entrinnen. SIE umfängt das ganze Nest und sämtliche Subsidiarnester ebenfalls mit IHRER unendlich fließenden überwältigenden LIEBE. Und über all dies hinaus quillt die noch höhere, noch stärker alles umfassende Kraft, die auch die Königin der Königinnen als höchste anerkennt, die gewaltige, unbestrittene, unausweichliche wilde Energie des Ei-Plans, der fundamentalen Lebenskraft, der universalen unausweichlichen Weiblichkeit, die jegliche Existenz unaufhörlich vorantreibt.
    Nialli überantwortet sich mit höchster Freude und Bereitschaft diesem Hohenlied der Vollkommenheit. Deswegen verlangte es sie, hierher zu kommen: um erneut sicher zu fühlen, daß die Welt einen Sinn hat und eine Struktur, um wieder glaubhaft zu wissen, daß eine Gestalt, ein Plan, ein tiefer Zweck der bestürzenden Mechanik des Kosmos zugrundeliegen.
    »Hier ist die wahre Nest-Wahrheit«, sagt Kundalimon zu ihr, und sie sagt zu

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