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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sprangen ungerufen in Husathirn Mueris Vorstellung auf: Kundalimons Hand zwischen den weichen Schenkeln Niallis, seine Lippen auf ihrer Brust, ihre Augen flackernd vor erregter Bereitschaft, die Körper, die sich zusammenfügen, die umherpeitschenden Sensororgane, Nialli, die sich umdreht und ihm ihre geschwollene Geschlechtsregion darbietet…
    Nein. Nein. Nein. Nein.
    »Du hast dich geirrt«, sagte er nach einer Weile. »Die tun etwas anderes da in dem Zimmer. Was du da an Geräuschen hörtest…«
    »Es war nicht bloß der Lärm, deine Gnaden.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Wie du gerade gesagt hast, die Geräusche genügten mir nicht als Beweis. Darum habe ich in die Wand des Zimmers neben seinem ein kleines Loch zur Observation gebohrt.«
    »Du hast sie ausspioniert?«
    »Ihn, nicht sie, deine Gnaden. Ihn. Er stand zu der Zeit in meinem Gewahrsam, wenn ich dich daran erinnern darf. Es war also korrekt, daß ich mir Gewißheit über die Art seiner Aktivitäten verschaffte. Ich hab ihn observiert. Und sie war auch dort. Und sie haben nicht Beinringen geübt, Edler. Jedenfalls bestimmt nicht, als er mit seinen Händen ihre…«
    »Genug!«
    »Ich kann dir versichern…«
    Husathirn Mueri hob gebieterisch die Hand. »Bei Nakhaba, ich sagte genug, Mann! Ich will die schmutzigen Einzelheiten nicht hören.« Er mühte sich um Fassung. »Ich verlasse mich auf deine Versicherung«, sagte er kalt, »daß dein Bericht akkurat ist. Verstopfe dein Spähloch und bohre keine weiteren. Aber komm und berichte mir täglich über die Aktivitäten des Gesandten und seinen Predigten vor der Jugend.«
    »Und wenn ich ihn in Gesellschaft der Nialli Apuilana sehe, deine Gnaden? Auf der Straße, meine ich. Oder in einem öffentlichen Speisehaus. Oder sonstwo, allem Anschein nach in aller Harmlosigkeit? Soll ich dir auch davon berichten?«
    »Ja. Berichte mir auch davon.«
    »Ich will mit dir ins NEST gehen«, sagte Nialli. »Um wieder die Nestbindung zu fühlen, Nest-Wahrheit zu sprechen.«
    »Das wirst du. Wenn die Zeit gekommen ist. Wenn mein Werk hier getan ist.«
    »Nein, ich meine, hier, heute, jetzt.«
    Es war ein stiller Nachmittag. Der warme feuchte Sommer war vorbei, und es wehte ein kräftiger Herbstwind, heiß, aber trocken und scharf von Süden her. Sie waren nach der Kopulation und lagen dicht nebeneinander zusammengerollt auf Kundalimons Lager, engumschlungen und striegelten sich gegenseitig das zerwühlte Fell.
    Er sagte: »Jetzt? Wie soll das geschehen?«
    Sie bedachte ihn mit einem forschenden Blick. Hatte sie den Zeitpunkt falsch eingeschätzt? War für ihn tvinnern – oder überhaupt jegliche seelische Intimität noch immer so beängstigend wie zu Beginn? Er hatte sich so stark verändert, seit er allein die Stadt durchwanderte. Er war anders, wirkte stärker, weniger verkrampft, sicherer in seiner Fleischlings-Identität. Doch noch immer zögerte sie, sein Zutrauen aufs Spiel zu setzen, indem sie die unausgesprochene Grenzlinie überschritt, die zwischen ihnen verlief.
    Jetzt aber wirkte er ganz ruhig und betrachtete sie offen und mit sanftem Blick.
    Vorsichtig begann sie: »Du könntest mich durch deine Nest-Erinnerungen führen. Durch die Berührung unserer Gedanken.«
    »Du meinst diese Tvinnern«, sagte er.
    Sie zögerte. »Ja, das wäre eine Möglichkeit. Oder indem wir unser Zweitgesicht einsetzten.«
    »Du sprichst oft davon. Aber ich weiß nicht, was das ist.«
    »Eine Art Sehen – eine Wahrnehmung in die Tiefen unter der Oberfläche der Dinge…« Nialli schüttelte den Kopf. »Und du hast das noch nie selbst erlebt? Aber jeder kann es. Sogar schon ganz kleine Kinder. Allerdings im Nest vielleicht, ohne das Bewußtsein andrer Fleischlinge in der Nähe, das dir zeigen könnte, wozu dein eigenes in der Lage ist…«
    »Zeig es mir jetzt«, bat er.
    »Und du wirst dich nicht fürchten, wenn ich dich berühre?«
    »Zeig es mir!«
    Er hat sich wirklich verändert, dachte sie.
    Dennoch fürchtete sie, sie könnte in ihm Angst auslösen und ihn damit sich entfremden. Aber er hatte sie ja gebeten. Zeig es mir… Sie rief ihr Zweites Gesicht herauf und richtete es nach außen und weitete das Feld rings um ihn aus. Er fühlte es. Ganz zweifellos. Sie empfing unmittelbar die Reaktion seines Gehirns – ein bestürztes Zurückweichen. Und er zitterte. Dennoch blieb er dicht in ihrer Nähe und blieb offen und zugänglich. Es gab keinerlei Anzeichen, daß er irgendwelche der üblichen Schutzmechanismen auffuhr, wie man

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