Der neue Geist von Pao
verbrannt. Palafox beachtete es nicht.
»Aber die Paonesen sind dieser Disziplin nicht mächtig!« rief Beran. »Sie spüren den Schmerz!«
»Das ist bedauerlich«, erwiderte Palafox gleichgültig. »Ich wünsche keinem Menschen Schmerz und Pein, aber bis Bustamonte abgesetzt oder tot ist, wird es immer wieder zu ähnlichen Zwischenfällen größten Stils kommen.«
»Weshalb halten Sie den diesen Unmenschen nicht zurück?« brüllte Beran.
»Du kannst Bustamonte an seinen Schandtaten genausogut hindern wie ich.«
»Ich verstehe jetzt«, rief Beran wütend und verächtlich zugleich. »Sie wollten, daß ich ihn umbringe! Vielleicht haben Sie diese Serie von Grausamkeiten sogar geplant. Es wäre nicht nötig gewesen. Ich werde ihn töten! Mit Vergnügen werde ich ihn töten! Geben Sie mir Waffen, sagen Sie mir, wo ich ihn finden kann. Wenn ich sterbe, hat zumindest alles ein Ende.«
»Komm«, forderte Palafox ihn auf. »Du sollst jetzt deine zweite Modifikation erhalten.«
Bustamonte war ein ausgezehrtes Nervenbündel. Ruhelos lief er in der Empfangshalle hin und her. Die Glastür war geschlossen und verriegelt. Vier Mamaronen hielten außen vor ihr Wache.
Bustamonte zitterte. Wie würde es weitergehen? Er blickte in die Nacht hinaus. Eiljanre dehnte sich in gespenstischer Weiße nach allen Seiten aus. Am Horizont loderten an drei Stellen die Flammen, wo noch bis vor kurzem blühende Dörfer gestanden hatten. Ein schwacher Luftzug, den Bustamonte nicht bemerkte, bewegte sich am Fenster, dann schwang es plötzlich mit einem heftigen Ruck auf.
Bustamonte wirbelte herum, erstarrte. Auf dem Fenstersims stand ein schwarzgekleideter junger Mann mit funkelnden Augen.
»Beran!« krächzte Bustamonte. »Beran!«
Beran sprang auf den schwarzen Teppich herunter und kam schweigend auf ihn zu. Bustamonte versuchte ihm auszuweichen, aber er konnte keinen Muskel bewegen. Seine Zeit war gekommen. Er wußte es.
Beran hob die Hand. Blaue Strahlen zischten aus seinem Finger.
Es war getan. Er stieg über die Leiche, sperrte die Glastür auf und trat hinaus.
Die Mamaronen starrten ihn ungläubig an.
»Ich bin Beran Panasper, Panarch von Pao«, sagte er hart.
16.
Pao feierte Berans Thronbesteigung in einem wilden Freudentaumel. Trotz größten Widerwillens zog Beran in den Palast ein und unterwarf sich dem Pomp und dem Zeremoniell, wie von ihm erwartet wurde.
Sein erster Gedanke war, Bustamontes sämtliche Aktionen rückgängig zu machen und die ganze Regierung nach Vredeltope, die Strafinsel im fernen Norden, zu verbannen. Palafox riet ihm jedoch von voreiligen Schritten ab. »Du läßt dich zu sehr von deinen Gefühlen leiten«, tadelte er. »Es ist nichts gewonnen, wenn du das Gute mit dem Bösen ausrottest.«
»Zeigen Sie mir etwas Gutes«, sagte Beran bitter, »dann überlege ich es mir vielleicht.«
»Die Minister, beispielsweise«, erwiderte Palafox.
»Alles Günstlinge von Bustamonte. Alle verderbt und korrupt.«
Palafox nickte. »Das mag stimmen. Aber wie benehmen sie sich jetzt?«
»Hah!« Beran lachte spöttisch. »Sie arbeiten Tag und Nacht, um mich von ihrer Tüchtigkeit und Ergebenheit zu überzeugen.«
»Und so leisten sie auch etwas. Du würdest der nun wohlfunktionierenden Staatsmaschinerie nur schaden, wenn du sie jetzt absetzen würdest. Ich rate dir, laß dir Zeit. Entlasse die offensichtlichen Nichtskönner und jene, die nur daumendrehend die Arbeitsstunden absitzen. Nimm nur dann neue Männer auf, wenn du wirklich von ihren Qualitäten überzeugt bist.«
Beran sah ein, daß Palafox recht hatte. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück – die beiden saßen bei Feigen und neuem Wein auf dem Dachgarten des Palasts – und schien sich seine nächsten Worte zu überlegen. »Das sind nur unwichtige Änderungen«, rückte er schließlich heraus. »Meine Hauptaufgabe ist es, Pao wieder in seinen früheren Zustand zurückzuversetzen. Ich beabsichtige die Couraganten-Kantonements über verschiedene Kontinente zu verteilen und habe etwas Ähnliches mit den Technikanten-Lagern vor. Die jungen Leute müssen Paonesisch lernen, um ihren richtigen Platz in unserer Gesellschaft einnehmen zu können.«
»Und die Kognitanten?«
Beran klopfte mit den Knöcheln auf den Tisch. »Ich will kein zweites Breakness auf Pao. Wir können Tausende von Lehranstalten auf Pao errichten – zwischen den Paonesen und nicht von ihnen abgesondert. Sie sollen paonesische Fächer in unserer eigenen Sprache
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