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Der neue Geist von Pao

Der neue Geist von Pao

Titel: Der neue Geist von Pao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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erwidern.«
    Palafox lachte amüsiert. »Sei es, wie es mag. Die paonesischen Ausdrücke wie ›Vertrauen‹ und ›Treue‹ sind nicht Teil meiner mentalen Ausrüstung. Wir Dominies des Breakness-Instituts sind Einzelgänger. Jeder genügt sich selbst. Wir erwarten keine sentimentalen Dienste, die sich aus Clan-Loyalität oder Gruppenabhängigkeit ergeben – noch geben wir sie.«
    Beran schwieg. Palafox blickte ihn überrascht an. Beran stand wie erstarrt, wie in Gedanken versunken. Tatsächlich ging etwas sehr Eigenartiges in ihm vor. Er hatte ein flüchtiges Schwindelgefühl empfunden, ein Drehen und Rucken, das eine ganze Ära übersprang. Er war plötzlich ein völlig neuer Beran – wie eine Schlange, die sich frisch gehäutet hat.
    Der neue Beran drehte sich langsam um. Er musterte Palafox mit unbewegter Miene. Hinter den zeitlosen Zügen sah er einen Greis mit dessen Stärken und Schwächen des Alters.
    »Es ist gut«, sagte er deutlich. »Verständlicherweise muß ich dann auf gleicher Basis mit Ihnen verkehren.«
    »Natürlich«, erwiderte Palafox, aber seine Stimme klang eine Spur gereizt. Plötzlich lauschte er wieder einer unhörbaren Botschaft. Er stand auf. »Komm. Bustamonte greift uns an.«
    Sie stiegen auf das Flachdach unter einer transparenten Kuppel.
    »Dort ...« Palafox deutete zum Himmel.
    Ein Dutzend Himmelsschlitten der Mamaronen hoben sich von den grauen Wolken ab. In einer Entfernung von etwa drei Kilometer war ein Transporter gelandet und spuckte eine Meute der rotuniformierten Neutraloiden aus.
    »Es ist gar nicht so ungünstig«, murmelte Palafox. »Die Lehre, die er nun erteilt bekommt, wird Bustamonte vielleicht von einer weiteren Unverschämtheit abhalten.« Er legte den Kopf ein wenig schief und lauschte erneut. »Jetzt! Beobachte unsere Abwehr gegen Belästigungen!«
    Beran spürte – oder hörte es vielleicht auch – ein pulsierendes Pfeifen, das so schrill war, daß menschliche Ohren es kaum noch vernehmen konnten.
    Die Himmelsschlitten benahmen sich plötzlich recht merkwürdig. Sie sanken, hoben sich, stießen gegeneinander. Dann drehten sie ab und ergriffen überstürzt die Flucht. Gleichzeitig herrschte großes Durcheinander unter den Bodentruppen. Sie hüpften, zuckten und wedelten mit den Armen. Als das schrille pulsierende Pfeifen erstarb, brachen sie auf dem Boden zusammen.
    Palafox lächelte schwach. »Es ist sehr unwahrscheinlich, daß sie uns weiter belästigen werden.«
    »Bustamonte könnte Bomben auf uns abwerfen.«
    »Wenn er auch nur ein bißchen Verstand hat«, erwiderte Palafox gleichgültig, »wird er nichts so Drastisches unternehmen. Und ein wenig Klugheit traue ich ihm zu.«
    »Was wird er dann tun?«
    »Oh – die üblichen nutzlosen Dinge eines Herrschers, dessen Thron immer stärker wackelt.«
     
    Bustamontes Maßnahmen waren unbedacht und hart. Die Neuigkeit vom Erscheinen des Medaillon verbreitete sich im Flug, trotz Bustamontes Bemühungen, Beran als Schwindler hinzustellen. Die Paonesen, die erstens von ihrer Sehnsucht nach Tradition beherrscht, und zweitens von Bustamontes Neueinführungen abgestoßen wurden, reagierten auf die übliche paonesische Weise. Die Arbeit verzögerte sich, kam zum Stillstand. Die Zusammenarbeit mit den Behörden erlahmte.
    Bustamonte setzte seine Überredungskünste ein, machte grandiose Versprechungen und gewährte Amnestien. Das Desinteresse der Bevölkerung war beleidigender als eine Reihe erbitterter Demonstrationen. Chauffeure und Piloten streikten, die Stromversorgung und Kommunikationssysteme fielen aus. Bustamontes Dienerschaft erschien nicht zur Arbeit.
    Ein Mamarone, der zu haushaltlichen Hilfeleistungen gezwungen worden war, verbrannte Bustamontes Arm mit einem heißen Wasserkessel. Bustamonte verlor jegliche Beherrschung.
    Aufs Geratewohl wählte er hundert Ortschaften aus. Er sandte die Mamaronen dorthin und gewährte ihnen völlige Freiheit.
    Selbst die furchtbarsten Greueltaten änderten nichts am Benehmen der Paonesen – eine Tatsache, die die Vergangenheit mehr als einmal bewiesen hatte. Beran, der von den Unmenschlichkeiten hörte, quälte all das Leid der bedauernswerten Opfer. Er wandte sich an Palafox und machte ihm bittere Vorwürfe.
    Der Dominie blieb ungerührt und bemerkte, daß alle Menschen sterben müssen, daß Schmerz vergänglich und durch geistige Disziplin zu bekämpfen sei. Um es zu beweisen, hielt er seine Hand in das Feuer. Es versengte die Haut, warf Blasen und das Fleisch stank

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