Der neue Geist von Pao
unterrichten.«
»Ich habe nichts anderes erwartet.« Palafox seufzte. »Ich werde nach Breakness zurückkehren, und du kannst Nonamand wieder den Schafhirten und Ginsterschneidern überlassen.«
Beran unterdrückte sein Erstaunen über Palafoxs Widerspruchslosigkeit. »Offenbar gehen Ihre Pläne in eine völlig andere Richtung«, sagte er nach kurzem Überlegen. »Sie halfen mir doch nur auf den schwarzen Thron, weil Bustamonte nicht mehr nach Ihrer Pfeife tanzen wollte.«
Palafox lächelte vage. »Ich plane überhaupt nichts. Ich beobachte lediglich und gebe Ratschläge, wenn ich darum gebeten werde. Was immer auch geschehen wird, entwickelt sich aus vor langem schon ausgearbeiteten Plänen.«
»Es könnte sich als nötig erweisen, diese Pläne aufzugeben.«
»Das wird sich herausstellen«, erwiderte Palafox gleichgültig. »Es steht dir frei, zu versuchen, etwas dagegen zu unternehmen.«
Während der nächsten Tage hing Beran viel seinen Gedanken nach. Palafox schien ihn als vorherbestimmbaren Faktor zu betrachten, der automatisch auf eine für ihn günstige Weise reagieren würde. Diese Überlegungen veranlaßten ihn zu besonderer Vorsicht, und er schob die Aufhebung der drei nichtpaonesischen Enklaven auf.
Er wies Bustamontes Frauen aus dem Palast und schaffte sich eigene an, wie es von einem Panarchen erwartet wurde. Als gesunder junger Mann hätte er ihnen gern mehr Zeit gewidmet, aber die Staatsgeschäfte ließen ihm kaum Muße. Er erließ eine Amnestie für alle politischen Häftlinge und senkte die Steuern wieder, die Bustamonte in den letzten Jahren in einem unerträglichen Ausmaß erhöht hatte.
Eines Tages, ohne Vorwarnung, stieß eine rot-blau-braune Korvette aus dem All herab und landete, ohne die Anfragen der Monitoren zu beachten, mit größter Unverschämtheit auf dem Dach des Palasts.
Eban Buzbek stieg mit einem Gefolge von mehreren Kriegern aus und brüllte laut nach Bustamonte, während er die Treppe zum Thronsaal herabmarschierte.
Beran betrat die Halle. Buzbek hatte inzwischen von Bustamontes Tod erfahren. Er starrte Beran forschend an, dann rief er seinem Dolmetscher zu: »Frag den neuen Panarchen, ob er meine Oberhoheit anerkennt.«
Beran antwortete nicht auf des Dolmetschers schüchterne Frage.
Eban Buzbek bellte: »Was hat der Panarch erwidert?«
Der Dolmetscher übersetzte Buzbeks Frage.
»Ich habe keine Antwort«, sagte Beran nun. »Ich will in Frieden regieren, bin jedoch der Ansicht, daß der Tribut lange genug entrichtet worden ist.«
Eban Buzbeks Gelächter erschütterte die Luft. »Die Realität richtet sich nicht nach Wünschen. Das Leben ist eine Pyramide, nur einer kann auf der Spitze stehen. In diesem Fall bin ich derjenige. Unmittelbar unterhalb sind die anderen des Brumbo-Clans. Was sich auf den Ebenen weiter unten tut, interessiert mich nicht. Du mußt dir erst noch die Ebene erobern, die dein Heldenmut verdient. Ich bin hier, um mehr Geld von Pao zu fordern. Meine Ausgaben haben sich erhöht, also muß auch der Tribut sich erhöhen. Wenn du dich damit einverstanden erklärst, werden wir uns in Frieden trennen. Wenn nicht, werden meine etwas ungeduldigen Clansmänner Pao einen Besuch abstatten, den du bereuen wirst.«
»Es bleibt mir keine Wahl«, murmelte Beran. »Ich bezahle den Tribut unter Protest. Ich möchte jedoch betonen, daß du als Freund mehr gewinnen würdest, denn als Lehnsherr.«
In der Sprache der Batsch konnte das Wort »Freund« nur mit »Waffenbruder« übersetzt werden. Als der Dolmetscher gesprochen hatte, lachte Eban Buzbek laut. »Die Paonesen als Waffenbrüder? Sie, die einem den Hintern herhalten, wenn man es ihnen befiehlt, damit sie ihren Tritt abbekommen. Nein, für solche Verbündete haben wir keinen Bedarf.«
Ins Paonesische übertragen, hörten die Worte sich wie eine Reihe unverschämter Beleidigungen an. Beran unterdrückte seinen Grimm. »Wir werden das Geld überweisen.« Er verbeugte sich steif und schritt aus dem Thronsaal. Einer der Krieger, der Berans Benehmen als nicht respektvoll genug ansah, sprang auf ihn zu, um ihn aufzuhalten. Berans Hand schoß hoch, und sein Finger deutete auf den Krieger – doch wieder hielt er sich zurück. Der Brumbo schien zu spüren, daß er dem Tod nur um Haaresbreite entgangen war und blieb hastig stehen.
Vor Wut zitternd, suchte Beran Palafox auf, der jedoch kein allzu großes Interesse zeigte. »Du hast dich richtig verhalten«, sagte er nur. »Es wäre hoffnungslos gewesen, gegen
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