Der neue Geist von Pao
diese erfahrenen Krieger aufzubegehren.«
Beran pflichtete ihm düster bei. »Pao braucht Schutz gegen solche Räuber ... Andererseits kommt uns der Tribut jedoch billiger als eine große Streitmacht.«
Palafox stimmte ihm zu. »Der Tribut kommt billiger, richtig.«
Beran musterte das lange schmale Gesicht. Als er die Ironie nicht fand, die er gesucht hatte, verließ er Palafox.
Am nächsten Tag, nachdem die Brumbos den Planeten verlassen hatten, betrachtete er eine Karte von Shraimand und studierte die Lage der Couraganten-Kantonements. Sie nahmen einen Streifen, etwa fünfzehn Kilometer breit und hundertfünfzig lang, an der Küste ein, mit einem Hinterland von weiteren fünfzehn Kilometern, das zur vorgesehenen Ausbreitung leerstand.
Beran erinnerte sich an die kampfbegeisterten Jungen und Mädchen, denen die Ehre über alles ging. Er seufzte. Solche Charakterzüge hatten ihren Nutzen.
Er rief Palafox zu sich und argumentierte hitzig, obgleich der Dominie keinen Ton gesagt hatte. »Theoretisch sehe ich den Bedarf für eine Armee und auch eine Industrie. Aber Bustamontes Vorgehen war grausam und führte zur Spaltung!«
»Angenommen, es gelingt dir durch ein Wunder, eine paonesische Armee zu rekrutieren und auszubilden, woher willst du die Waffen für sie nehmen? Woher die Kriegsschiffe? Woher die Kommunikationsgeräte?«
»Wir erhielten bisher noch alles von Merkantil«, sagte Beran langsam. »Vielleicht könnte uns eine der Welten am Rand des Sternhaufens versorgen?«
»Die Merkantilen werden nie etwas gegen die Interessen der Brumbos unternehmen«, gab Palafox zu bedenken. »Und um etwas von den Randwelten zu bekommen, brauchst du die geeignete Währung. Zu der wiederum zu gelangen, mußt du erst Handel treiben.«
Beran starrte düster aus dem Fenster. »Ohne Frachtschiffe ist es auch nichts mit dem Handel.«
»Stimmt ganz genau.« Palafox schien bester Laune. »Komm, ich zeige dir etwas, von dem du möglicherweise gar nichts weißt.«
Palafox und Beran flogen in einem schnellen schwarzen Torpedo zur Zelambrebucht. Palafox schwieg auf Berans Fragen und brachte ihn in ein einsames Gebiet an der Ostküste, wo die Maesthgelai-Halbinsel begann. Hier war ein Komplex von neuen Bauten, nackt und häßlich, errichtet. Immer noch wortlos schritt Palafox Beran voraus in das größte der Gebäude. Vor einem langen zylinderförmigen Objekt blieb er stehen.
»Das ist das Geheimprojekt einer Gruppe Studenten«, erklärte er schließlich. »Wie du sicher bereits erkannt hast, handelt es sich um ein kleines Raumschiff. Das erste, glaube ich, das auf Pao erbaut wurde.«
Beran betrachtete das Schiff. Es war zwar nicht gerade elegant, sah jedoch sehr stabil aus. »Wird es fliegen?« fragte er.
»Noch nicht. Aber zweifellos wird es das – in etwa vier oder fünf Monaten. Wir warten noch auf ein paar Präzisionsinstrumente von Breakness. Von ihnen abgesehen ist der Raumer eine rein paonesische Produktion. Mit einer Flotte solcher Schiffe kannst du Pao von Merkantil unabhängig machen. Ich habe keinen Zweifel, daß du einen offenen Markt finden wirst, denn die Merkantilen holen skrupellos das Höchstmögliche aus jedwedem Handel heraus.«
»Ich bin natürlich erfreut«, gestand Beran zögernd. »Aber weshalb hielt man diese Arbeit geheim vor mir?«
»Das war keine Absicht. Das hier ist nur ein Projekt von vielen. Diese jungen Männer und Frauen stecken ihre ganze Energie in die Aufrüstung und in die Behebung von Mängeln hier auf Pao. Jeden Tag beginnen sie etwas Neues, das Hand und Fuß hat.«
Als Beran zum Palast zurückkehrte, fragte er sich gegen seinen Willen, ob Bustamonte nicht vielleicht doch recht gehabt und er, Beran, sich geirrt hätte.
17.
Ein Jahr verging. Der Prototyp des Raumers der Technikanten war erprobt und als Übungsschiff in Betrieb genommen worden. Schließlich wurden öffentliche Gelder für den Bau von Raumschiffen in großem Umfang genehmigt.
Genau wie die Technikanten weiterhin zentralisiert geblieben waren, hatte auch bei den Couraganten keine Änderung stattgefunden. Ein dutzendmal hatte Beran beschlossen, ihre Zahl zu reduzieren und die Kantonements über ganz Pao zu verteilen, aber jedesmal sah er dann Eban Buzbeks überhebliche Miene vor sich, und er unternahm nichts in dieser Hinsicht.
Nie zuvor war es den Paonesen so gut gegangen wie in diesem Jahr. Der Wohlstand wuchs, die Verwaltungsbeamten waren tüchtig und ehrlich wie selten bisher. Die Steuern waren
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