Der Neue im Sportinternat
Speisesaal. Chocco führt ihn dabei ein wenig rum und macht ihn mit den Wegen vertraut. Das Schloss ist riesig mit vielen langen Gängen. Von innen sieht es nicht weniger düster aus als von außen! Als sie den Speisesaal - die Ausstattung gleicht einem modernen Bistro mit 6-Stuhl-Tischen in jungem Ambiente - betreten, sind alle Augen auf Leon gerichtet. Jeder gafft ihn an. Leon fühlt sich unwohl, zeigt es aber nicht. Da muss er nun durch, wie er weiß. Chocco drückt ihm ein Tablett in die Hand, und sie stellen sich an der Essensausgabe an.
»Mit wem teilst du dir eigentlich ein Zimmer?«, will Chocco wissen, während er zählt, wie viele Jungs vor ihm stehen. Sieben!
»Frag mich was Einfacheres! Als ich gestern angekommen bin, hat mich ne junge Tussi reingelassen. Mit großen Augen hat sie mich angesehen und wusste von nichts. Nach einem endlosen Hin und Her hat sie mich in so 'ne Notunterkunft verfrachtet, 'ne bessere Besenkammer. Ihr Name war Rothen-schlag-mich-tot. Ich hab ihr nicht zugehört, weil ich gedanklich mit anderen Sachen beschäftigt war.«
»Lori von Rothenbach!«, lächelt Chocco. »Sie ist die Managerin vom Schloss und kümmert sich um alles. Lori ist total nett! Sie ist noch nicht lange bei uns. Ich mag sie. Aber was ist jetzt mit deinem Zimmer?«
»Heute Morgen musste ich vor Unterrichtsbeginn bei dem Arsch von Internatsleiter antreten. Winkler meinte zu mir, dass er meine Ankunft total verschwitzt hätte. Gestriges Sportfest, verstehste! Deswegen wusste nicht mal diese von Rothenbach was. Winkler hat mich mit der Hausordnung vollgequatscht. Mir is' das alles tierisch auf den Magen geschlagen, und ich musste mich übergeben. Ich hab dem auf den Schreibtisch gereihert! Kein guter Einstieg, was?«
»Du hast was?« Chocco kann nicht glauben, was Leon ihm erzählt.
»Ich hab Winkler auf den Schreibtisch gekotzt und zwar so richtig! Das muss die Anspannung gewesen sein, weiß auch nicht. Es geht mir nicht so gut. Weißt du, ich bin unter Zwang hier!«, erzählt Leon mit gedämpfter Stimme, damit die anderen Jungs nicht so viel davon mitbekommen.
»Unter Zwang? Aber wieso denn?«
»Erzähl ich dir irgendwann mal. Vielleicht.«
»Vertraust du mir etwa nicht?« Mit seinen großen Rehaugen schaut Chocco Leon vorwurfsvoll an.
»Doch, schon, aber ... Zurück zum Thema, okay? Nachdem ich meinen Mageninhalt auf Winklers Schreibtisch ausgeleert hatte, meinte er, ich soll mich an Frau von Rothenbach wenden und die würde sich dann um alles Weitere kümmern.«
»Geil!«, jubelt Chocco. »In meinem Zimmer ist das andere Bett noch frei. Ich würde mich freuen, wenn wir Zimmergenossen werden. Wenn wir Lori darum bitten, hat sie bestimmt nichts dagegen.«
»Meinetwegen«, stimmt Leon zu.
»Schön!«, freut sich Chocco sichtlich. »Weißt du, Leon, es ist nicht gerade leicht, hier im Internat Freundschaften zu schließen.«
Plötzlich taucht Falko im Speisesaal auf. Er ist nicht allein, sondern in Begleitung einiger anderer Jungs. Wie der Big King vom Internat stolziert er an den Wartenden vorbei. Sein Gefolge schubst und führt sich wie Bodyguards auf. Niemand sagt etwas. Leon sieht Falko mitten ins Gesicht. Du Wichser!, denkt er.
»Was glotzt du so, Suppen-Farrell?«, blafft Falko und bleibt direkt vor Leon stehen. »Hast du ein Problem, hä?«
»Nein.« Leon wünschte, er könnte sich augenblicklich erneut übergeben und das Mitten in Falkos miese Visage.
»Dein Glück!« Falko macht zwei Schritte nach vorn, bleibt dann abrupt stehen und geht zurück zu Leon. »Bevor ich es vergesse, Farrell«, zischt er und tippt mit dem Finger gegen Leons Schulter, »es gibt hier ein paar Regeln, an die du dich besser hältst, klar! Ansonsten werde ich dir höchstpersönlich die Dose öffnen, und ich meine nicht die von Papa.«
Falko lässt Leon stehen und stellt sich ganz nach vorn an die Essensausgabe. Die Jungs, die ihn begleiten, lachen fies.
»Was für ein Penner!«, macht Leon sich Luft. »Ich hätte ihn fragen sollen, ob er sich die Zähne grundsätzlich mit Hundekacke putzt.«
»Leg dich besser nicht mit dem an!«, warnt Chocco ihn. »Falko ist ein gemeiner Wichser, das wirst du noch früh genug am eigenen Leib erfahren. Der schikaniert jeden! Ist besser, wenn du Falko aus dem Weg gehst. Eine Zeit lang hat er mich auf dem Kieker gehabt.«
»Und das is' jetzt nicht mehr so?«
»Zumindest nicht mehr so doli.«
»Wie kommt's?«
»Ich halte mich an seine Spielregeln.«
»Du machst was?« Leon kann
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