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Der Neue im Sportinternat

Der Neue im Sportinternat

Titel: Der Neue im Sportinternat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mindt
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keine Fälschung, das meinte ich damit! Ehrlich! Der Ritter von Eon is' 'ne Legende und hat's echt voll drauf gehabt, Mann. Versteh das doch! Was du bei dir als Schwäche empfindest, mach' s dir zur Stärke! Vergiss deinen blöden Komplex, Chocco!«
    »Das sagst du doch jetzt nur so! Das macht jeder!«
    »Nein!«
    »Und Sandro? Am Ende stehe ich wieder ohne Freund da!«
    »Tust du nicht! Wenn ich mit ihm abhänge, bist du dabei!«
    Chocco lächelt, und seine großen Rehaugen beginnen wieder zu glänzen. Seine Zweifel kann Leon nicht komplett beseitigen. Dennoch ist Chocco ein wenig überzeugter davon, dass er in Leon einen wahren Freund gefunden hat.

nächtliche Streifzü g e
    Der Vollmond steht hoch oben am Mitternachtshimmel. Sein Silberschein fallt durch das Fenster und schneidet einen kleinen hellen Korridor in die Dunkelheit des Zimmers. Leon kann wie so oft nicht einschlafen. Er liegt im Bett und schaut zu Chocco rüber. Chocco hat die Bettdecke über die Nasenspitze gezogen und schläft tief und fest. Ein Königreich für einen Traum, sanft und süß, im Lavendelland!
    Leon greift zu seinem MP3-Player, steckt die kleinen Kopfhörer in die Ohren und drückt auf Play. The sound ofrevenge vom US-Rapper Chamillionaire ertönt. Leon liebt den Song, hört ihn fast täglich. Seit Tagen muss er zum ersten Mal wieder an Julian denken. Wie mag es ihm gehen? Leon hat des öfteren versucht, Julian telefonisch zu erreichen. Erfolglos. Entweder ist sein Handy abgestellt oder die Mailbox springt an. Das ist untypisch für Julian, ebenso dass er sich nicht bei Leon meldet. Leon ist traurig darüber. Alles hat er erwartet, aber das nicht!
    Leon nimmt sein Handy, überlegt. Anzurufen ist sinnlos. Weshalb nicht simsen? Eine SMS als elektronische Flaschenpost, in der Hoffnung, dass sie gefunden beziehungsweise ankommt und gelesen wird!
    KURZMITTEILUNG VERFASSEN
    Versuch dich ständig am Phone zu erreichen.
    Was ist los? Hast du kalte Füße bekommen?
    Lass was von dir hören! Ich vermiss dich.
    SENDEN
    Minuten vergehen. Leon starrt auf sein Handy. Vergebens. Julian antwortet nicht. Für Leon ist es schwer zu erfassen, was in seinem Inneren überwiegt. Enttäuschung oder Wut? Wahrscheinlich ist es ein Mix aus beidem. Er legt das Handy in die oberste Schublade der kleinen Holzkommode, die direkt neben dem Bett steht. Dabei fällt sein Blick auf das Buch, das ihm seine Großmutter geschenkt hat. Memoire du monde. Erinnerung der Welt. Leon muss seufzen und lässt die Gedanken schweifen. Woran wird sich die Welt in einer fernen Zukunft erinnern? Woran werden wir uns erinnern? Was bleibt? Was lassen wir zurück? Was nehmen wir mit? Freundschaften vergehen. Freundschaften - für Leon der Fels in der Brandung! Julian ist das beste Beispiel dafür, dass Zeit und wohl auch das Leben mit seinen Ereignissen diesem Felsen an Stärke nimmt. Ein unerschrockenes und treues Herz ist vermutlich das einzige Bollwerk, das Bestand hat im zwischenmenschlichen Auf und Ab. Vergänglichkeit ist in jedem Atemzug, selbst in denen, die voller Leichtigkeit und innerer Freude sind.
    Nach wem kann man die Hände ausstrecken, wenn man fällt? Ist es nicht ein Freund, der das Stürzen auffangen kann? Leon glaubt schon. Allerdings fühlt er sich verraten. Mit einer erstaunlichen Nüchternheit des Geistes kann er behaupten, dass Julian ihn als Freund fallen gelassen hat! Er hat die Worte der Freundschaft nicht nur verwässert, sondern zerstört, kaputt gemacht. Vielleicht ist Julian einfach nur feige. Allerdings entschuldigt das nichts! Hat der Kuss in Julian möglicherweise mehr ausgelöst, als er es für möglich gehalten hat? Oder beugt er sich dem Druck seiner Eltern? Leon weiß, dass sein Vater für einen kleinen menschlichen Tsunami gesorgt hat. Aber lässt sich damit alles rechtfertigen, auch Feigheit und das Lossagen von einem Freund? Memoire du monde. Es wäre schön und ist menschlich erstrebenswert, wenn die Erinnerung der Welt auf Freundschaft und Liebe basierte. Wunderschönes Utopia!
    Leon will nicht länger Gedanke an Gedanke reihen und darauf warten, dass ihn die Müdigkeit überkommt und er einschläft. Das ist zu langweilig! Wieso nicht die nächtliche Stunde für einen kleinen verbotenen Streifzug durchs Schloss nutzen?! Das lenkt von Julian ab und vertreibt die Traurigkeit. Davon abgesehen, ist es für Leon ein aufregender Kick, nachts durch ein altes Schloss umherzustreifen und auf Entdeckungsreise zu gehen. Schon als kleiner Junge hat er den

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