Der Neue im Sportinternat
ackte Gewalt
Ausgepowert und mit einem Gefühl der Zufriedenheit krault Leon zum Beckenrand. Kurz bevor er den Rand erreicht, taucht er ab und schießt dann elegant und kraftvoll wie ein Seelöwe aus dem Wasser. Leon bleibt am Beckenrand sitzen und lässt die Beine im Wasser baumeln. Vom Schwimmtraining sind seine Muskeln sehr schön definiert. Leons Körper ist der eines klassischen Schwimmers und gleicht einer leistungsstarken Maschine, die längst noch nicht ihre Topform erreicht hat. Durch die große Fensterfront der Schwimmhalle scheint die Sonne, und die Strahlen brechen sich auf Leons nasser Haut. Wasserperlen rinnen über Leons Body. Das Sonnenlicht reflektiert in den Wasserperlen und lässt sie wie kleine Edelsteine funkeln.
Mit einem innigen Lächeln nähert sich Adrian in seiner kurzen Sporthose und T-Shirt Leon und sagt lobend: »Das war klasse! Deine Leistung ist top! Beim Kraulen gehst du ab wie eine Rakete. Schon mal über Jogging nachgedacht? Empfehle ich dir für die Kondition.«
»Ich denk drüber nach.«
Adrian legt die Hand auf Leons Schulter. »Das Einzeltraining zahlt sich aus! Bei deinem Talent brauchst du ein intensives Coaching. Es wäre fast schon eine Straftat, würdest du nicht mit allen Mitteln gefördert werden!« Adrians Lächeln bleibt auf seinen Lippen liegen, als wäre es angeklebt. »Macht richtig Spaß, dich zu trainieren! Ich würde dich gern auf. die Wettkämpfe im kommenden Jahr vorbereiten. Von deinem Erfolg bin ich schon jetzt überzeugt! Je nachdem wie du abschneidest, solltest du die nächsten olympischen Spiele anvisieren.«
»Ernsthaft?« Leon strahlt Adrian an. Er freut sich, dass Adrian ihn mental dermaßen unterstützt und sein Selbstvertrauen als Schwimmer und Talent festigt. Einen ähnlich aufrichtigen und innigen Support hat er selbst nicht von seinem alten Trainer erhalten.
»Was gibt's denn da noch zu fragen? Ernsthaft. Das klingt, als hättest du Zweifel. Ich bitte dich! Du bist gut, richtig gut sogar! Ich sag dir, du wirst mal ein ganz Großer! Für so was habe ich ein Auge.«
»Danke!«
»Wofür?«
»Für das Einzeltraining und die ganze Unterstützung! Ich bin nicht freiwillig hier«, gesteht Leon offen. »Bin mir nicht mal sicher gewesen, ob ich nicht schon nach dem ersten Tag zu meiner Oma nach Paris abhaue.«
»Paris?«
»Meine Mutter ist Französin!«
»Ah! Ich bin schon zweimal in Paris gewesen. Schöne Stadt. Die Stadt für Verliebte!«
» Oui! Meine Großeltern leben vor den Toren von Paris. Mit dem Auto is' man ruckzuck da. Als ich klein war, hab ich viel Zeit bei meinen Großeltern verbracht. Das Training ist ein guter Grund, nicht abzuhauen!«
»Weißt du, Leon, manchmal muss man sich durchboxen. Oftmals ist das Drumherum nicht besonders ermutigend, das macht es nicht gerade leichter. I have a dream, hat Martin Luther King immer gesagt. Das waren seine Schlagworte. Wie positiv! Einen Traum zu haben, das ist wichtig. Hast du einen Traum, hast du einen Grund, um irgendwie weiterzumachen. Träume können sich verändern und damit auch die Motive und Ziele. Das passiert. So ist das halt im Leben. Nachdem nach meiner Verletzung feststand, dass ich meine Sportlerkarriere an den Nagel hängen musste, bin ich erst mal in ein tiefes Loch gefallen. Mir ist es total beschissen gegangen. Mein Traum hatte sich erledigt! Es dauerte, bis ich wieder angefangen habe zu träumen. Trainer zu sein ist gar nicht so schlecht!«
Leon lächelt Adrian an. Adrians Hand liegt noch immer auf Leons Schulter. Ein Gefühl von Vertrautheit ist entstanden. Vielleicht sogar der Beginn von Freundschaft? Leon fühlt sich bei Adrian wohl und Adrian offensichtlich auch bei ihm. Für Leon ist es schön, ein freundschaftliches Verhältnis zu seinem Trainer aufbauen zu können. Das macht vieles leichter! Am liebsten würde Leon den Kopf auf Adrians Schulter legen und sich ein bisschen mehr menschliche Wärme holen. So nahe bei Adrian wird Leon bewusst, wie einsam er sich fühlt und wie sehr er die Geborgenheit bei einem besonderen Menschen vermisst. Leon vermisst einen Freund, einen festen Freund! Er wünscht sich eine erste große Liebe. Zwei Herzen, die vor lauter Gefühlen in Flammen stehen. Große Gefühle, Liebe! Eine Welt in Rosarot. Leicht. Sanft. Zart. Aufgehend wie eine rot-goldene Sonne in den frühen Morgenstunden eines warmen Sommertags. Mutig wie zwei zärtliche Seelen, die alles dafür tun, um die Welt im Lieben zu unterstützen und zu stärken. Sich lieben bis
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