Der neunte Buddha - Thriller
Gegner das Messer in den Leib zu rammen. Wut stieg in ihm auf wie ein plötzlicher Wirbelsturm, verlieh ihm Kraft, aber schwächte sein Urteilsvermögen. Er stöhnte auf, als Samjatin ihm sein Knie in den Magen stieß und ihn zur Seite warf. Er stürzte in eine Reihe Kerzen, die auf die Kissen fielen. Ein Stück des feinen Gewebes fing Feuer, das sofort auf das nächste Kissen übergriff.
Christopher ächzte, als der Russe sich über ihn warf. Er hielt immer noch das Messer in der Hand, aber Samjatin hatte sein Knie auf seinen Arm gesetzt. Man sah dem Russen nicht an, dass er ein geübter Kämpfer war. Christopher presste seinen linken Arm gegen Samjatins Kehle und warf ihn damit zurück. Aber Samjatin hatte die Hände frei. Er versetzte Christopher einen Handkantenschlag gegen den Hals, Christopher streckte sich und ließ das Messer aus tauben Fingern fallen. Samjatin bekam es zu fassen und senkte es langsam, bis es Christophers Nacken berührte. Er stach es durch die Haut, dass es blutete. Hinter ihnen standen die Kissen bereits in hellen Flammen. Beißender Rauch stieg auf, und beide mussten husten.
Der Russe wollte ihn töten, das sah Christopher an seinen Augen. Plötzliche Wut war in heftigen Zorn umgeschlagen. Christopher fiel wieder ein, wie feindselig Samjatin ihn beim Eintreten angeblickt hatte. Und er wusste auch den Grund. Der Russe, vom eigenen Vater verleugnet, hasste ihn dafür, wie sehr er seinen Sohn William liebte. Geschichte hin oder her, der Kerl wollte sich an seinem Vater rächen.
Da war draußen Getrappel zu hören. Jemand hatte die Flammen gesehen. Eine Gruppe Mönche rannte herbei. Einer hatte die Geistesgegenwart, einen schweren Vorhang herunterzureißen und damit die Flammen zu ersticken. Die anderen traten kleinere Herde aus oder warfen Kissen beiseite, um sie vor den Flammen zu bewahren. Nach kaum einer Minute war das Feuer gelöscht. Da dabei auch viele Kerzen ausgingen, war es in der Chörten -Halle fast dunkel. Samjatin kniete immer noch auf Christopher, das Messer fest gegen seine Kehle gedrückt. Von dessen Nacken tropfte Blut auf den Boden. Die Mönche sammelten sich schweigend in engem Kreis um die beiden Männer. Christopher spürte den Zwiespalt in Samjatins Kopf. Er wollte Christopher töten, aber er wusste, dass er von ihm wertvolle Informationen erhalten konnte. Allmählich ging sein Atem ruhiger, und sein Griff lockerte sich. Dann nahm er das Messer fort und stand auf.
»Hoch mit Ihnen!«, blaffte er.
Christopher erhob sich nur mit Mühe.
Samjatin blickte ihn an.
»Ihnen bleiben nur wenige Stunden, Wylam. Wie Sie sich entscheiden, ist Ihre Sache. Aber seien Sie sich bewusst, dass Ihr Sohn leiden wird, wenn Sie sich weigern, mit mir zu kooperieren. Ich will Namen, Adressen, Codes und Vorgehensweisen. Ich verlange detaillierte Informationen darüber, was Ihre Leute über die indischen Kommunisten gesammelt haben. Ich will wissen, was Ihr Mann Bell in Tibet vorhat. Den Rest können Sie sich denken. Sie können mir viel oder wenig geben, entsprechend wird Ihr Sohn behandelt werden. Beim ersten kleinen Trick, bei der ersten falschen Spur schneide ich dem kleinen Bastard mit Ihrem Messer die Kehle durch.«
Er wandte sich um und sprach einen der Mönche an.
»Schaffe ihn in seinen Raum. Verschließe die Tür sorgfältigund stelle Wachen davor. Sollte es dort eine Geheimtür geben, dann finde und verschließe auch sie. Wenn er entkommt, mache ich dich persönlich verantwortlich, und, bei Gott, du wirst dafür bezahlen. Bringe ihn morgen früh wieder her.«
Seine Stimme wurde von den Grabstätten zurückgeworfen und verstummte. Bis zum Morgen blieben noch sieben Stunden.
34
William hatte Angst. Das war für den Jungen nicht neu. Sie war seine ständige Begleiterin, seit die Männer ihn nach dem Kirchgang entführt hatten. Jedes Zeitgefühl war ihm abhandengekommen. Er hätte nicht sagen können, wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Was wie ein schlechter Traum begonnen hatte, war zu einem endlosen Alptraum geworden, aus dem er nicht erwachen konnte, so sehr er sich auch mühte.
Die Geschehnisse der letzten Wochen standen ihm lebhafter vor Augen, als seine Jahre vermuten ließen: die Ermordung von Pater Middleton, die Männer, die ihn, verschnürt wie ein Paket, in den Wagen warfen, die wilde Fahrt durch Nebel und Schneetreiben zu einem unbekannten Hafen. Dann waren sie auf ein Schiff umgestiegen, die Männer nach wie vor schlecht gelaunt und schweigsam. Besonders vor
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