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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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den Raum. An der Tür schaute sich Chindamani noch einmal nach Christopher um. Für einen Augenblick trafen sich ihre Blicke, dann zog sie jemand fort.

33
    »Ich sehe, das Mädchen gefällt Ihnen«, bemerkte Samjatin.
    Er sprach jetzt Englisch, gab sich locker, weltgewandt und spöttisch. Der enterbte Adlige hatte irgendwo ein wenig Raffinesse aufgeschnappt. Oder lag ihm die Weltläufigkeit im Blut?
    »Sie ist sehr hübsch. Ich kann Sie verstehen. Ich habe anfangs mit dem gleichen Gedanken gespielt. Aber Frauen sind eine Ablenkung, das sollten Sie wissen.«
    »Wovon? Vom Morden?«
    »Von den Realitäten des Lebens natürlich. Von den Dingen, auf die es ankommt. Setzen Sie sich zu mir. Es wird Zeit, dass wir miteinander reden.«
    Christopher nahm sich ein Kissen und ließ sich Samjatin gegenüber nieder. Aber er hielt Abstand. Mit diesem Mann wollte er sich nicht gemein machen.
    Der Russe schaute ihm direkt in die Augen.
    »Ihre starke Bindung hat mich beeindruckt, Major Wylam«, sagte er. »Ich neige nicht zu Sentimentalität, aber ich will zugeben, dass ich davon überrascht war. Es zahlt sich allerdings nicht aus, unedlere Emotionen geringzuschätzen. Nehmen Sie meine Glückwünsche entgegen. Und mein Mitgefühl. Obwohl Sie sicher glauben, weder das eine noch das andere nötig zu haben.«
    Christopher hüllte sich in Schweigen.
    »Glauben Sie mir«, fuhr Samjatin fort, »Ihr Sohn wurde nicht ohne Grund entführt. Das mag Ihnen so vorkommen. Aber ich versichere Ihnen, es waren höhere Interessen im Spiel, als Sie sich vorstellen können. Ich erwarte nicht, dass Sie die Ziele unterstützen, für die das geschah. Aber Sie müssen begreifen, dass es dafür Gründe von höchstem Rang gab. Diese Aktion ist nicht aus Gier nach materiellem Gewinn durchgeführt worden, sondern aus edlen Motiven. Sie können sie verurteilen, aber Sie sollten begreifen, dass sie gerechtfertigt war.«
    Christopher wurde immer wütender.
    »Ich bin der Vater des Jungen!«, brüllte er. »Wie können Sie von mir erwarten, dass ich dulde, was Sie getan haben, verdammt noch mal? Nichts gibt Ihnen das Recht, ein Kind zu entführen und über die halbe Welt zu verschleppen. Nichts!«
    »Es tut mir leid, dass Sie das sagen, Major. Ich hatte erwartet, dass Sie meine Lage zumindest zu verstehen versuchen. Wir sind beide Profis, Sie und ich. Sie arbeiten für ein Land, ich für eine Sache. Wenn ich ein gegnerischer Soldat wäre, hätte ich ein Recht darauf, von Ihnen mit Respekt behandelt zu werden. Aber ich kämpfe für eine Sache, die über allen kleinlichen Interessen der Rassen und Staaten steht, unter all den Vorurteilen, die uns in den Weltkrieg geführthaben. Und doch verweigern Sie mir die Ehre, die Sie jedem gegnerischen Soldaten zugestehen würden.«
    »Soldaten riskieren ihr Leben in der Schlacht. Sie haben aus sicherer Entfernung die Entführung eines Kindes in die Wege geleitet. Sie haben andere ausgeschickt, die Drecksarbeit für Sie zu machen.«
    Die Wangen des Russen röteten sich. Er blickte Christopher scharf an.
    »Und Sie, Major Wylam, wann sind Sie zum letzten Mal in die Schlacht gezogen? Wie viele Menschen haben Sie bei Ihren Geheimdienstoperationen getötet oder töten lassen? Wie viele Agenten haben Sie angewiesen, in Ihrem Auftrag Menschen umzubringen? Für das Allgemeinwohl. Für das Empire. Kommen Sie mir nicht mit Moral. Wenn Ihre Vorgesetzten Ihnen befehlen würden, morgen ein russisches Kind zu entführen, weil Sie damit unsere revolutionäre Regierung stürzen könnten, dann würden Sie keinen Augenblick zögern, davon bin ich überzeugt.«
    Darauf entgegnete Christopher nichts. Das Schlimme war, dass Samjatin recht hatte. In jeder Phase seiner Karriere beim Geheimdienst waren seine Schritte von höheren Interessen geleitet worden.
    Die schlafenden Toten in ihren vergoldeten Grabstätten hörten ihrem Gespräch zu. Das Licht spielte auf Gold und Bronze. Christopher spürte die Klinge des Messers in seinem Stiefel.
    »Kommen Sie auf den Punkt«, sagte er. »Sie haben mich doch nicht hierbehalten, um gemütlich mit mir zu plaudern. Was wollen Sie von mir?« Er schob sich in eine Stellung, in der er den Messergriff besser packen konnte.
    Zum ersten Mal bewegte Samjatin seine Hände, hob sie aus dem Schoß und legte die Handflächen wie zum Gebet aneinander. Merkwürdigerweise wirkte das gar nicht deplatziert,obwohl er selbst der lebende Widerspruch zu dieser Umgebung war.
    »Ich bitte Sie lediglich um ein wenig Hilfe und ein

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