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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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für sie, die über die Vergangenheit hinausging, sie vertrieb und in ihrem Bild wiederherstellte.
    Am Ende war Schweigen. Und die Dunkelheit, die ewig zu bestehen schien. Sie lagen beieinander, sich nur mit den Fingern berührend. Keiner sagte ein Wort.
    Am Morgen hatte es aufgehört zu schneien. Sie waren die einzigen Lebewesen in dieser weißen Unermesslichkeit, die kein Ende zu haben schien.
42
    An diesem Mittag fanden sie einen Pass, der sie ins Tsangpo-Tal führte. Jenseits des Passes stießen sie auf eine Hütte, in der zwei Jäger hausten. Die Männer gaben sich anfangs ziemlich abweisend, aber als Chindamani ihnen sagte, wer sie war, hellten sich ihre Gesichter auf. Essen und Trinken erschienen wie aus dem Nichts. Christopher stellte fest, wie wenig er von ihr wusste. Hier war sie eine Art Königin, eine Heilige, der andere ohne Frage und ohne Zögern gehorchten.Solange sie in dieser Hütte waren, hielt er respektvollen Abstand zu ihr.
    Die Jäger erklärten ihnen den Weg nach Gharoling, dem Kloster, wohin Tobchen Geshe mit Samdup hatte fliehen wollen. Dort kamen sie zwei Tage später an. Das Kloster stand nördlich der Bergkette, die sie überwunden hatten, im abgelegenen Tal eines Nebenflusses des Yarlong Tsangpo, des nördlichen Zuflusses des Brahmaputra. Shigatse, die Hauptstadt der Provinz Dsang, lag nur einige Tagesreisen in nordöstlicher Richtung.
    Im Tal war bereits der Vorfrühling eingezogen. Gras spross an den Flussufern, gesprenkelt von blauen Blümchen, deren Namen beide nicht kannten. Es gab Bäume, auf denen Vögel sangen und an deren Ästen sich bereits grüne Knospen zeigten. Ein kleines Dorf schmiegte sich an die Berglehne unterhalb des Klosters, das auf einer Anhöhe am Eingang des Tales stand. Überall flatterten weiße Gebetsfahnen.
    Sie standen vor dem Tal in ihren abgerissenen Reisekleidern, erschöpft und hungrig, und blickten auf das Bild vor sich wie verdammte Seelen auf das Paradies. Chindamanis Augen wurden vor Staunen immer größer. Sie hatte noch nie eine Welt gesehen, die nicht in den Fesseln des Winters gefangen war. Andere Jahreszeiten kannte sie nicht. Ungläubig berührte sie das grüne Gras, sog die warme Luft ein und sah den Vögeln zu, die Zweige für den Nestbau sammelten.
    Christopher pflückte eine Blume und steckte sie ihr ins Haar.
    »Die werde ich immer bei mir tragen, Ka-ris To-feh«, sagte sie.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er. »Sie wird bald verwelken. Aber wenn du sie in Wasser stellst, hält sie ein paar Tage länger. Danach stirbt sie trotzdem.«
    Für einen Moment war sie enttäuscht, dann lächelte sie schon wieder.
    »Vielleicht ist sie deshalb so schön«, sagte sie.
    Er schaute sie an mit der Blume im Haar.
    »Ja«, sagte er. Und dachte bei sich, wie schön sie war. Und dass auch sie einmal sterben würde.
    Am ersten Tag nach ihrer Ankunft saß sie lange allein mit dem Abt, Chyongla Rinpoche, zusammen. Als sie an diesem Abend wieder zu Christopher kam, war sie sehr ernst. Ihm gelang es nicht, ihr auch nur ein kleines Lächeln zu entlocken. Sie sagte ihm nicht, worüber sie mit dem Abt gesprochen hatte.
    Sie wohnten in getrennten Räumen. In dieser Nacht kam sie nicht zu ihm. Er wartete fast bis zum Morgengrauen, fand sich aber schließlich mit der Situation ab und schlief unruhig bis in den Vormittag hinein.
    Eine Woche lang erholten sie sich und sammelten Kräfte für den Weg, der noch vor ihnen lag. Jeden Tag wanderten sie miteinander durch das grüne Tal oder saßen am Flussufer. Dorje-la schien Welten entfernt, ein Ort des Schreckens, unvorstellbar in dieser Umgebung. Sie waren Liebende in einer für die Liebe gemachten Welt. Alles andere erschien ihnen jetzt wie ein Alptraum oder eine Sinnestäuschung. Aber wenn Chindamani von den Gesprächen mit dem Abt zurückkehrte, waren ihre Augen von einer Trauer verdunkelt, die weder die Sonne noch seine Koseworte zerstreuen konnten.
    »Liebst du mich wirklich, Ka-ris To-feh?«, fragte sie.
    »Ja, kleine Drölma«, sagte er.
    »Ich habe dich doch gebeten, mich nicht so zu nennen.« Ein Schatten fiel über ihr Gesicht.
    »Warum nicht?«
    »Darum.«
    Jetzt runzelte er die Brauen.
    »Lebt sie immer noch in dir?«, fragte er.
    Eine Wolke warf Schatten auf das Wasser.
    »Ja«, sagte sie. »Was auch geschieht, sie wird immer in mir leben.«
    »Gut, gut. Ich verspreche, dich nie wieder Drölma zu nennen, wenn du mich so nennst wie meine Freunde.«
    »Wie denn?«
    »Chris«, sagte er.
    »Ka-ris.« Sie

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