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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ich es wollte, könnte ich dich nicht zurückbringen.«
    Sie blickte ihn mit traurigen Augen an.
    »Du bist erschöpft, Ka-ris To-feh. Warum bist du so müde?«
    »Ich habe in den letzten drei, vier Tagen nichts gegessen und wenig geschlafen. Was ist passiert? Wie hat Samjatin euch gefunden?«
    Sie sagte es ihm. Irgendwer hatte dem Russen von der Yama-Treppe erzählt, und er war durch einen anderen Geheimgang zum Pass hinausgegangen. Christopher war kaum eine halbe Stunde fort, da entdeckte Samjatin Chindamani und die Jungen. Er fesselte alle drei mit einem langen Seil und zwang sie, mit ihm fortzugehen.
    »Welche Richtung hat er genommen?«
    »Nach Norden. In die Mongolei. Er hat mich hier zurückgelassen, weil, wie er sagte, ich ihn nur aufhalten würde. Er hat mir ein Zelt und Proviant für eine Woche zurückgelassen.«
    »Und den Jungen ist nichts geschehen?«
    »Nein. Sie sind ein bisschen erschöpft und verängstigt, aber er hat ihnen nichts getan.«
    Was ist mit …?, wollte er fragen.
    Sie hob die Hand und strich ihm zärtlich über die Wange. »Keine Fragen mehr«, sagte sie. »Ich habe etwas zu essen im Zelt. Das ist jetzt wichtiger.«
    Sie brachen noch am selben Nachmittag bei leichtem Schneefall auf, zwei weiße Schatten in einer weißen Landschaft, die sich langsam nordwärts bewegten. In dieser Nacht schlugen sie ihr Zelt im Schutz einer hohen Felswand auf, wo die scharfen Winde sie nicht erreichen konnten. Zum ersten Mal, seit er Dorje-la verlassen hatte, spürte Christopher, dass sein Körper sich wieder etwas erwärmte.
    Der nächste Tag war wie der vorhergehende, und der übernächste ebenfalls. An einem Tag einige wenige Kilometer zurückzulegen, verlangte ihnen übermenschliche Anstrengungen ab. Christopher wollte über die unvorstellbare Länge eines Fußmarsches bis in die Mongolei gar nicht nachdenken. Vorerst waren sie Gefangene der Berge. Nach allem, was sie wussten, waren sie nicht auf dem richtigen Weg. Zwar versuchten sie das zu korrigieren, aber ihr Proviant reichte nur noch für wenige Tage. Wenn sie nicht bald einen Pass fanden, über den sie diese Bergwelt verlassen konnten, dann waren sie hier für immer gefangen. Christopher sagte Chindamani nichts von der Pistole. Sollte er sie als letzten Ausweg benutzen müssen, dann wollte er es tun, wenn sie im Schlaf lag.
    In der dritten Nacht schliefen sie zum ersten Mal miteinander. Bis dahin hatte sie sich von ihm ferngehalten und sich stets auf der anderen Seite des kleinen Zeltes niedergelegt. Sie träumte ihre Träume und wachte einsam wieder auf. Aber in dieser Nacht kam sie von selbst zu ihm, nicht nur auf sein Lager, sondern auch in seine Welt. Dabei ließ sie ihre eigene Existenz nicht ganz hinter sich, aber von diesem Augenblick an verblasste sie zusehends und verlor an Bedeutung.
    Sie kam zu ihm, während er schlief, schweigend und unbemerkt,als sei sie Teil eines Traumes. Er wachte zuerst gar nicht auf. Ein einsamer Wind raste durch die Schlucht, in der sie kampierten, aber in dem kleinen Zelt aus Yakhaar war es warm. Sie lüftete ein wenig die schwere Decke, die auf ihm lag. Auf dem harten Untergrund zitterte ihr Körper, der wacher war als je zuvor. Behutsam wie ein Kind, das zu seinem Vater ins Bett schlüpft, ihn aber nicht wecken will, schmiegte sie sich an seinen Rücken, unsicher und angespannt.
    Er erwachte aus einem Traum, in dem er ein Gemetzel erlebt hatte. Noch erfüllt von den düsteren Bildern, löste er sich nur langsam aus dem Schlaf. Vermummte Gestalten liefen durch enge, verlassene Straßen davon. Geier schwebten auf Engelsflügeln hernieder und reckten schon die scharfen Schnäbel, um sie in sein Fleisch zu schlagen.
    In der Dunkelheit spürte er ihre Nähe. Als der Schlaf von ihm wich, hörte er sie atmen und fühlte ihren warmen Hauch in seinem Nacken. Bis auf den schweren Mantel und die Schuhe hatte er sich in allen Kleidern niedergelegt. Durch die dicke Hülle spürte er kaum, wie sie sich an ihn schmiegte.
    Lange lag er so in der Dunkelheit, lauschte dem Wind, der um das kleine Zelt tanzte, und auf ihren Atem, der seinen Nacken berührte. Als träume er noch, drehte er sich wortlos um und sah in ihr Gesicht.
    Mit einem Arm zog er sie zu sich heran, bis sie ihm ganz nahe war. Er streichelte sie sanft und traurig. Gegen seine erste ungeschickte Umarmung wehrte sie sich noch ein wenig, dann aber ließ sie es geschehen.
    Keiner sprach ein Wort. Als sie näher an ihn heranrückte, spürte sie, wie Finsternis und

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