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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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musste lachen. »Gut. Von jetzt an nenne ich dich nur noch Ka-ris.«
    Er lächelte ihr zu.
    »Und du?«, fragte er. »Liebst du mich auch wirklich?«
    Sie beugte sich zu ihm hin und küsste ihn. Am Himmel kreiste ein Lämmergeier.
    Sie sprachen über sein Leben: Indien, England, den Krieg. Alles war neu für sie, alles unvorstellbar. Wenn er ihr von Städten erzählte, sah sie gigantische Klöster, in denen es von Menschen wimmelte. Wenn er von den Schiffen sprach, die über das Meer von Indien bis in seine Heimat fuhren, dann dachte sie an eine endlose Ebene mit wogenden Schneewehen. Der Fluss, an dem sie sich ergingen, war das erste fließende Wasser, das sie sah. Der Ozean überstieg ihre Vorstellungsgabe. Wenn er ihr von Panzern und Flugzeugen erzählte, dann schüttelte sie ungläubig den Kopf und schloss die Augen.
    Einmal flatterte ein erster Schmetterling vorüber. Er hatte bunte Flügel und würde bei Nacht sterben. Er sah ihm nach, und Puccinis Oper Madame Butterfly fiel ihm ein, die Geschichte von der Frau, die Jahr um Jahr auf die Rückkehr Pinkertons wartete, ein Märchen von östlicher Treue und westlichem Verrat.
    »Meine Butterfly«, murmelte er und strich ihr nachdenklich über die Wange.
    Sie lächelte, schaute ihn an und dachte an die bunten Flügel, die gerade vorbeigeflattert waren. Er hatte die Bühne und eine Frau im Kimono vor sich, die vor Liebe starb, während sie auf eine Rauchfahne am fernen Horizont wartete.
    In einer Höhle oberhalb des Klosters lebte ein alter Eremit, ein Gomchen , den man dort vor vierzig Jahren als Zwanzigjährigen eingemauert hatte. Die Höhle hatte weder Tür noch Fenster, aber drinnen entsprang eine Quelle und floss durch eine kleine Öffnung in der Wand zum Fluss hinab. Jeden Morgen schoben die Dorfbewohner etwas zu essen durch die Öffnung, und jeden Abend holten sie die leere Schüssel wieder ab. Sonst kam nichts in die Höhle – kein Licht, kein Ton, kein Duft. Sollte er sechs Tage lang das Essen nicht anrühren, dann würden sie die Mauer aufbrechen und den Leichnam des alten Mannes zur Bestattung holen.
    Sie stiegen den Berg hinauf, um die Höhle zu besuchen.
    »Worüber denkt er nach da drinnen?«, fragte Christopher.
    »Wenn ich es wüsste, würde ich wie er eingemauert werden.«
    »Du weißt es nicht? Verrät die Göttin Tara es dir nicht?«
    Befremdet schüttelte sie den Kopf.
    »Das habe ich dir doch schon gesagt. Sie teilt mir nichts mit. Ich bin nur ihr Gefäß. Und doch ist es etwas anders. Ich habe mir nicht ausgesucht, ein Trulku zu sein. Der Eremit hat sich auf eigenen Entschluss in die Höhle zurückgezogen. Er wird der Wiedergeburt durch eigene Anstrengungen entgehen. Die Göttin Tara wird dagegen immer wieder geboren, in mir und in anderen, die nach mir kommen.«
    »Auch wir haben Heilige«, sagte er. »Aber sie lassen sich nicht auf diese Weise einmauern. Sie beten viel, aber nicht ständig. Sie fasten, aber nicht bis zum Exzess.«
    »Dann können sie nicht sehr heilig sein«, bemerkte sie.»Vielleicht haben sie das Glück, als Gomchen wiedergeboren zu werden.«
    »Ich stelle es mir schrecklich vor, so eingemauert zu sein. Ohne Licht, ohne Gesellschaft, ohne frische Luft, und das Jahr um Jahr. Das ist ja schlimmer als Gefängnis. Dabei kann ein Mensch den Verstand verlieren.«
    »Diese Welt ist ein Gefängnis«, sagte sie. »Er will ihr entfliehen. Licht, frische Luft und das Gespräch sind nichts als Gitter und Wände. Wir sind dazu verdammt, darin wiedergeboren zu werden. In seiner Höhle ist er schon frei.«
    Er nahm ihre Hand und hielt sie fest.
    »Glaubst du wirklich an das alles?«, fragte er. »Glaubst du daran, wenn wir uns lieben, wenn ich bei dir liege? Glaubst du es jetzt, da wir beide hier im Sonnenschein sitzen?«
    Sie wandte ihren Blick von ihm ab zu der Höhle, zu dem Rinnsal, das daraus hervorfloss, zu den Bergen.
    »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll«, antwortete sie. Aus der Höhle kam kein Laut, nicht einmal die Stimme des alten Eremiten, der Gebete sprach.
    Vor ihnen erstreckte sich das Tal bis zum Horizont. Rauch stieg aus den Schornsteinen der Hütten des Dorfes auf. Auf einem Feld weideten Yaks. Zu ihren Füßen glänzten die vergoldeten Dächer des Klosters.
    »Ich erinnere mich an Bilder an den Wänden im Raum des Chöje «, sagte sie. Dann schwieg sie lange.
    »Sprich weiter«, sagte er.
    »Sie waren bunt und farbenprächtig. Ich glaubte, sie zeigten Szenen aus der nächsten Welt, der Hölle. Auf einem war

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