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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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mir bitterkalt.
    Sie banden den Arm des alten Mannes fest, so dass er ihn nicht mehr in die Kiste zurückziehen konnte. Dann gossen sie Wasser darüber, bis seine Kleidung ganz und gar durchnässt war. Es dauerte nicht lange, da war sie gefroren. Drei Stunden später schauten sie nach ihm. Sein Arm war inzwischen ein dicker, harter Eisklumpen. Ungern trat an die Kiste heran und brach den Arm einfach ab. Das habe ich selbst gesehen. Wie einen trockenen Ast. Es knackte nur und blutete nicht einmal.«
    Er schwieg wieder. Draußen wurde es langsam dunkel. Winterpole schaltete die Scheinwerfer des Wagens ein. Lange weiße Strahlen durchstießen die Dunkelheit vor uns. Insekten tanzten darin. Das Licht schuf schmale Welten, in denen kleine Wesen für kurze Zeit herumschwirrten, bevor sie ins Dunkel flüchteten.
    »Der alte Mann starb unter großen Schmerzen. Am Morgenhatten die Hunde bereits gefressen, was von ihm und seinem Sohn noch übrig war.«
    Winterpole blickte auf. Seine ganze Gelassenheit, das selbstsichere Getue war wie weggeblasen. Er wirkte hohl und leer wie eine Muschelschale, die es weit vom Meer fortgetragen hat.
    »Nun wissen Sie, mit wem wir zusammenarbeiten«, sagte er. »Wer unsere Freunde sind.« In seinen Augen glaubte Christopher Spuren von Entsetzen zu lesen.
    »Er ist alles, was wir hier haben, Christopher. Alles, was noch zwischen uns und den Bolschewiken steht.«
    Im Wagen wurde es still. Er rollte durch die stockdunkle Wüste – ein hell leuchtendes Zeichen einer Zeit, die noch kommen sollte. Langsam erwachte die Wüste zum Leben. Winterpole, Ungern-Sternberg und Samjatin wollten alle drei die Vorzüge ihrer kalten Zivilisation in diese Wildnis bringen. Wenn sie hier keine Blüten trieb, dann störte sie das nicht. Sie hatten Zeit. Sie würden sie mit Blut bewässern.
    »Brauchen wir solche Freunde?«, fragte Christopher. Er konnte die Notwendigkeit dafür nicht erkennen. Er konnte sich auch nicht vorstellen, was eine so morsche Barriere zwischen zwei Philosophien ausrichten sollte.
    »Sie werden das kaum begreifen, Christopher. Sie sind während des Krieges nicht in Europa gewesen. Sie haben nicht gesehen, was wir einander angetan haben. Wir haben den Kopf verloren. Wir sind zu Bestien geworden. Als der Krieg zu Ende war, glaubte man allgemein, damit sei auch die Gewalt zu Ende. Als ob das jemals möglich wäre. ›Ein Krieg, der allen Kriegen ein Ende setzt‹ – so haben wir das damals genannt. Aber wie kann Krieg je enden? Er ist ein Teil von uns. Er liegt uns im Blut.
    Wenn die Bolschewiken ihr Glaubensbekenntnis weiter ausbreiten, dann gibt es den nächsten Krieg, der noch schlimmer sein wird als der letzte. Meine Aufgabe ist es, dasum jeden Preis zu verhindern. Wir haben gerade einen Krieg gewonnen, und Frieden ist alles, was sich die Menschen wünschen. Sie wollen, dass er immer besteht, dass der Mohn auf den Feldern blüht, dass Onkel Arthurs Foto mit allen Orden und Medaillen auf dem Kaminsims steht, dass unsere Fahne tagaus, tagein in einer steifen Brise weht und dass den ganzen Winter lang das Feuer in den Häusern nicht ausgeht. Ich ängstige mich um sie. Sie könnten von Samjatin und seiner Geschichte übernommen werden, ohne es zu merken. Deshalb brauchen wir Ungern-Sternberg. Es ist bedauerlich, aber notwendig, das versichere ich Ihnen.«
    Er räusperte sich.
    »Keine Angst, lange wird er sich nicht halten. Männer wie er erfüllen nur einen Zweck in Zeiten wie diesen. Er hat die Chinesen aus dem Weg geräumt, und das hat er gut gemacht. Es hätte großes Aufsehen gegeben, wenn wir selbst es getan hätten. Diplomatische Verwicklungen. Reparationen.
    Er wird uns die Bolschewiken vom Halse halten, bis wir etwas Besseres, Dauerhafteres organisiert haben. Dann setzen wir an seiner Stelle unseren eigenen Mann auf den Thron. Vielleicht den tibetischen Jungen. Wir versorgen ihn mit Waffen, Beratern und Geld. Wir bauen Telegrafenämter, eröffnen Banken und bringen den Handel in Gang. Am Ende wird das alles funktionieren. Glauben Sie mir, dieser Plan ist auf sehr hoher Ebene erörtert worden. Von allen Seiten. So ist es wirklich das Beste. Das werden Sie sehen. Und wir müssen alles dafür tun.«
    Die Welt war vom Brummen des Motors erfüllt. Der Wagen teilte die Dunkelheit, die hinter ihm wieder zusammenfiel, dick und undurchdringlich wie zuvor.
    Chindamani wandte sich Christopher zu.
    »Es ist wie Zauberei«, sagte sie. »Lampen, die die Nacht zum Tage machen. Kisten, die schneller

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