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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dem Anatomieprofessor in Edinburgh. Danach bekam ich einen Posten als Assistenz-Chirurg im Königlichen Hospital. Dort ging es dann schief.« Er schwieg und nahm noch einen Schluck.
    »An dem Krankenhaus gab es eine Gruppe von Christen. Sie kennen den Typ: picklige Gesichter, Drüsenprobleme, Masturbation und tägliche Gebete. Ärzte für Jesus nannten die sich. Wie andere Leute sie nannten, sage ich lieber nicht.
    Ich weiß bis heute nicht, ob Jesus die Hauptattraktion war oder eine bildhübsche Schwester namens May Lorimer. Er hatte die Macht, Tote zum Leben zu erwecken, aber auch sie konnte ein paar Wunder vollbringen, die nicht viel weniger spektakulär waren. Wie auch immer, ich trat der Gruppe bei, hörte auf zu trinken, begann zu masturbieren und betete jede Nacht um die Liebe von Jesus Christus und May Lorimer.
    Für einen Mann mit einem Religions-Tick ging es mir ganz gut, bis zu dieser Großveranstaltung in Inverkeithing. Drei Tage Predigten, Gebete und Gebumse. Am letzten Tag wurden Missionsärzte gesucht. Wenn wir die Seele der Schwarzen schon nicht retten konnten, dann sollten wir wenigstens ihre Körper retten, damit die auferstehen oder ewige Qualen erleiden könnten.
    Wie dem auch sei, die großartige Miss Lorimer stand auf dem Podium und richtete diesen Ruf des Herrn an uns. Ich war im Saal, und mein Fleisch zog mich zu Miss Lorimer. Das Nächste, woran ich mich erinnere, war, dass ich auf demPodium stand. Und bevor ich zur Besinnung kam, fand ich mich auf einem großen Schiff wieder mit der Bibel in der einen und einem Satz gebrauchter chirurgischer Instrumente in der anderen Hand. Nächster Halt Kalimpong. Das war vor zwanzig Jahren.«
    Jetzt schraubte er seine Flasche schon langsamer auf und schluckte ruhiger.
    »Und was ist aus der göttlichen Miss Lorimer geworden?«, fragte Christopher, noch unsicher, ob er Cormacs traurige Geschichte einfach übergehen sollte.
    »May Lorimer? Ich habe sie gefragt, ob sie mit mir gehen will. Ich habe ihr die Möglichkeit eröffnet, Jesus gemeinsam als Mann und Frau zu dienen. Ich habe ihr einen Heiratsantrag gemacht. Sie war sehr freundlich. Sie sagte, sie sehe in mir einen Bruder im Herrn, keinen Ehemann. Ich hätte doch Jesus, sagte sie, wozu brauchte ich dann noch sie? Darauf hatte ich damals keine Antwort parat. Wenn ich sie allerdings noch einmal wiedersähe, wüsste ich genau, was ich ihr sagen würde.
    Ein Jahr später hörte ich, sie sei mit einem Wachmann des Edinburgher Schlosses durchgebrannt. Von der Black Watch, denke ich. Bekannt für starke Potenz. So bin ich in Kalimpong gelandet – ohne May Lorimer, ohne Jesus und ohne einen wirklichen Grund, nach Hause zurückzukehren. Ich habe wieder zu trinken angefangen, die Masturbation aufgegeben und bin hier eine Art Skandalfigur. Was ist Ihre Geschichte?«
    Zum ersten Mal setzte Christopher den Becher an die Lippen und nahm einen Schluck. Der raubte ihm den Atem und löste einen Hustenanfall aus, aber dann durchströmte ihn wohlige Wärme, und er fühlte sich besser. Als er die blasse Flüssigkeit in dem Becher sah, fiel ihm der Priester ein, wie er während der Weihnachtsmesse den Kelch erhoben hatte. Hicest enim Calix Sanguinis mei . Wein und Whiskey, Blut und Feuer, Glaube und Verzweiflung. Er hob den Becher noch einmal und trank. Diesmal musste er nicht mehr husten.
    »Ich bin hier in der Nähe geboren«, antwortete er auf Cormacs Frage. Er glaubte, er könnte es sich erlauben, ehrlich zu ihm zu sein. »Mein Vater war im politischen Dienst tätig. Er hat mich gelehrt, dieses Land zu lieben. Ich denke, dass auch er nichts anderes geliebt hat als Indien. Auf jeden Fall nicht meine Mutter. Sie starb, als ich zwölf war. Da hat man mich nach England auf die Schule geschickt. Als ich fünfzehn wurde, verschwand mein Vater.«
    Der Doktor schaute ihn verblüfft an.
    »Was? Hat sich einfach in Luft aufgelöst, meinen Sie? Wie ein Fakir?« Er sprach das Wort aus, als meine er faker – Fälscher.
    Christopher zeigte ein schiefes Lächeln.
    »Wie ein Fakir«, bestätigte er. »Nur ohne Seil. Ohne Seil und Musik. Damals stattete er Major Todd, unserem Handelsvertreter in Yatung einen Besuch ab. In Gyantse hatten wir zu jener Zeit niemanden. Mein Vater verließ Kalimpong an einem Oktobertag mit mehreren Bergführern und Trägern. Das Wetter wurde schlechter, aber sie kamen ohne Mühe über den Nathu-la. Sie waren schon lange auf tibetischem Gebiet, als er verschwand.
    Seine Leute wachten eines Morgens auf, und

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