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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dieser Treibhauswelt übernahmen das für sie. Der Dschungel selbst schien sie verzaubert zu haben, entlockte diesen Kreaturen Töne in ihren Sprachen, wie die Egel den Menschen das Blut aus den Adern saugten.
    Wenn sie sich nachts zur Ruhe legten, dann redeten sie nur im Flüsterton miteinander, während Raubtiere ihren Opfern auflauerten und üppige Blüten ihren Duft in die Nacht verströmten.
    »Haben Sie im Krieg gekämpft, Sahib? Im Weltkrieg? Haben Sie Panzer und Flugzeuge gesehen?«
    »Nein, Lhaten. Zu dieser Zeit war ich in Indien. Da gab es Spione, deutsche Spione. Sie wollten den Krieg hierherbringen und uns Indien wegnehmen.«
    »Ihnen. Sie wollten Ihnen Indien wegnehmen.«
    »Ja, natürlich. Aber nicht, um es den Indern zurückzugeben. Sie wollten es für sich selbst. Dann wäre ein deutscher Vizekönig gekommen.«
    »Hätte das etwas geändert?«
    Christopher dachte nach. Für die Briten schon. Aber für die Inder? Oder für Nepalesen wie Lhaten? Er hätte die Fragedes Jungen gern mit ja beantwortet, aber das wäre gegen seine Überzeugung gewesen.
    »Haben Sie Deutsche in Indien gefangen genommen?«
    »Ja.«
    »Haben Sie sie getötet?«
    »Einige. Der Rest wurde festgesetzt.«
    »Weil sie Indien erobern wollten?«
    »Ja.«
    »Wie die Briten?«
    »Ja.«
    In der Finsternis bewegte sich etwas. Auf einen unterdrückten Schrei folgte Flügelklatschen. Räuber und Opfer kamen und gingen in diesem undurchschaubaren nächtlichen Spiel.
    Am dritten Tag stießen sie auf einer von Gras überwucherten Lichtung auf die Ruinen eines Tempels. Efeu verehrte die gestürzten Figuren von Schiwa und Wischnu auf seine Weise mit festem Griff. Überall lagen Steine übereinander, gesprengt von Regen, Hitze und den schleichenden grünen Armen des Dschungels.
    Von morbider Neugier getrieben, trat Christopher auf die Lichtung hinaus. Lhaten blieb zurück. Er wollte keinen Fuß an einen so lange verlassenen Ort setzen. Er beobachtete Christopher, wie er von einem moosigen Stein zum anderen schritt, mit den Händen uralte Reliefs und vergessene Inschriften betastete. Er blickte angstvoll auf die seltsamen Götter, die in merkwürdigen Stellungen im Gras lagen. Er sah, wie eine schwarze Schlange durch Schiwas Finger glitt, als halte der Gott einen lebenden Stab in der Hand.
    »Verweilen Sie nicht an diesem Ort, Sahib«, rief er von den Bäumen her, vor Angst unvermittelt wieder in den unterwürfigen Ton verfallend. »Hier gibt es böse Geister. Bitten Sie um Verzeihung und kommen Sie, Sahib.«
    In den Baumwipfeln kreischte ein Vogel auf und verstummte wieder. Im Umkreis der Ruinen wirkte der Dschungel stiller, als sei dies das Herz eines uralten Schweigens. Christopher wandte sich um und sah, wie Lhaten ihn zu sich winkte. Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Keine Sorge, Lhaten«, rief er zurück, aber seine Stimme wirkte schwach, heiser und unsicher. An einer niedrigen Mauer zu seiner Linken erkannte er die Gestalten von Männern und Frauen im Liebesakt, die verschlungenen Glieder durch das grüne Moos leicht verwischt. Nichts rührte sich. Kein Lüftchen, keine frische Brise bewegte die Blätter. Die abgefallene Hand einer Figur zu seinen Füßen griff ins Leere. Christopher hatte das Gefühl, die grünen Mauern des Dschungels bewegten sich auf ihn zu. Plötzlich wollte er weg von diesem Ort und die frische Luft der Berge atmen. Wortlos gesellte er sich Lhaten wieder zu. Sie umgingen die Lichtung und kämpften sich weiter durch das Unterholz in Richtung Norden. In dieser Nacht stellte Lhaten erneut seine Fragen.
    »Jetzt gibt es doch keine Deutschen hier, Sahib?«
    »In Indien, meinst du?«
    »Ja.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Briten und Deutsche sollen jetzt Freunde sein. Stimmt das?«
    Christopher zuckte die Schultern.
    »Ich weiß nicht, ob wir Freunde sind, aber wir haben miteinander Frieden geschlossen.«
    »Sie suchen also nicht mehr nach Deutschen.«
    »Nein, Lhaten. Ich suche nicht nach Deutschen.«
    »Wonach suchen Sie dann?«
    Christopher wünschte, sie könnten ein Feuer anzünden. Wie viele Nächte sollten sie noch so im Dunkeln liegen?
    »Ich habe einen Sohn«, sagte er. »Einen zehn Jahre altenJungen namens William. Jemand hat ihn entführt. Er wurde nach Kalimpong gebracht. Aber sie haben ihn jetzt noch weiter verschleppt – über den Sebu-la nach Tibet.«
    Lhaten verstummte eine Weile.
    »Haben Sie darüber mit Reverend Carpenter gesprochen, Sahib?«, fragte er schließlich.
    »Warum sollte ich das

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