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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dass die Schneeflocken weiter fielen, langsam, weich und tödlich, kalte Sendboten einer anderen Welt. Vom Dorf Lachen waren sie jetztzwanzig Kilometer aufwärts gestiegen. Vor ihnen lag noch Tangu, die letzte Ansiedlung, bevor sie die Pässe erreichten. Wenn das Wetter und die Götter es ihnen erlaubten.
    Der steile Anstieg von Lachen hatte sie auf eine kritische Höhe gebracht. Hier wollten sie ihr Lager aufschlagen und sehen, wie es Christopher ging, bevor sie über ihr weiteres Vorgehen entschieden. Sollte diese Höhe zu anstrengend für ihn sein, dann mussten sie so rasch wie möglich den Rückzug antreten. Ein Tag zu spät konnte das Ende bedeuten.
    Das winzige Zelt aus Yakhaar schlugen sie an einer geschützten Stelle dicht bei der Talwand auf. Lhaten wälzte sich in der Nacht unruhig herum, er konnte nicht schlafen. Der Junge war besorgt. Zuerst hatte er noch gezweifelt, aber seit vierundzwanzig Stunden war er sicher, dass ihnen jemand folgte. Zumindest seit Nampak, wo der Dschungel zu Ende war. Wahrscheinlich waren die Verfolger – es mussten mindestens zwei sein – ihnen bereits im Wald auf den Fersen gewesen, aber sie hatten sie nicht bemerkt.
    Auch Christopher schlief unruhig, während der Schnee ununterbrochen weiterfiel wie weiße Blütenblätter. Im Zelt war es warm, es schützte gut gegen die frostige Kälte. Die Elemente wandten sich gegen sie. In den Bergen bliesen Winde über nacktes Eis.
    Am Morgen gerieten sie in Streit. Lhaten wollte noch mehrere Tage an diesem Ort verweilen, damit Christopher sich besser akklimatisieren konnte. Technisch gesehen, hatte der Junge wohl recht, wenn er es auch nicht überzeugend erklären konnte. Bei 3600 Metern sinkt der alveoläre Sauerstoffdruck auf etwa 50 Millimeter ab. Wenn dies geschieht, erhöht sich die Atemfrequenz, und der Kohlendioxyddruck in den Lungen beginnt zu fallen. Das Ergebnis ist eine Hypoxie, ein Mangel an Sauerstoff, der schwerwiegende, ja sogarfatale Folgen haben kann, wenn der Körper sich nicht entsprechend anpasst. Auf ihrem Weg hatten sie noch Höhen von fast 5500 Metern zu bewältigen. Wenn Christopher das früher bereits getan hatte, dann würde sein Körper sich relativ schnell anpassen. Aber wie er selbst einräumte, war er noch nie bei derartigem Wetter über die Pässe gegangen.
    »Ich muss mich nicht weiter akklimatisieren. Ich fühle mich pudelwohl«, beharrte er.
    »Bitte, Sahib, streiten Sie nicht mit mir. Bisher ist alles gut gegangen. Aber jetzt wird es schwer. Geben Sie Ihrem Körper Zeit, sich daran zu gewöhnen.«
    »Verdammt noch mal, ich bin hier früher schon gewesen, Lhaten. Ich habe dich nicht mitgenommen, damit du mir Vorschriften machst. Du sollst mir nur zeigen, wie ich zu den Pässen komme, sonst nichts. Meinetwegen kannst du jetzt schon umkehren.«
    Lhaten erwiderte nichts. Reizbarkeit war häufig das erste Anzeichen für Höhenkrankheit.
    »Ich habe gesagt, dass ich mit Ihnen bis zu den Pässen gehe«, erklärte der Junge schließlich. »Wenn Sie wollen, kann ich Sie auch hinüberbringen. Allein werden Sie nicht weit kommen.«
    »Es wird schon gehen. Ich lasse mich nicht von dir bemuttern.«
    »Warten Sie doch wenigstens noch einen Tag, Sahib. Bis das Wetter aufklart.«
    Der Schneefall hatte an diesem Morgen aufgehört. Aber vor und hinter ihnen versperrten hohe Schneewehen den Weg.
    »Nein. Wir müssen weiter. Wenn es wieder schneit, kommen wir überhaupt nicht mehr durch. Das möchtest du wohl? Betest du für genug Schnee, damit die Pässe unpassierbar werden?«
    »Nein, Sahib. Ich bitte die Göttin Tara um Schutz. Und um gutes Wetter.«
    Aber schon während er sprach, sah er, wie sich hinter den Bergen dunkle Wolken auftürmten. Allein auf sich gestellt, wäre er bereits vor zwei Tagen umgekehrt. Jeder aus seiner Familie oder seinem Freundeskreis hätte das getan. Aber Christopher war stur wie alle Pee-lings . Er hatte kein Gefühl für die Gefahr. Was auch geschehen mochte, er würde weiter vorwärtsdrängen, selbst wenn das bedeutete, große Risiken einzugehen. Deshalb musste jemand bei ihm sein, wenn es so weit war. Lhaten seufzte. Er sah nur allzu klar, wem diese Aufgabe zufiel.
    Gegen zehn Uhr vormittags zogen sie weiter. Christopher schritt voran, missmutig und verärgert über die Schneewehen, die sie am Vorwärtskommen hinderten. Seinen Körper als Schneepflug benutzend, bahnte er einen Weg durch das hinderliche Weiß, das manchmal weit über einen Meter hoch lag. Lhaten folgte ihm und schleppte

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