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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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tun?«
    »Weil er sich mit solchen Dingen auskennt. Mit Jungen, die verschwinden. Mädchen, die man nie wiedersieht. Er ist ein sehr gläubiger Mann. Ein sehr christlicher, meinen Sie nicht auch, Sahib?«
    »Was weißt du über die Knox Homes, Lhaten?« Christopher erinnerte sich, dass ihn der Junge bei seiner ersten Frage nach dieser Einrichtung so merkwürdig angesehen hatte.
    »Es ist ein Ort, wo man sich um Kinder kümmert. Manchmal bringt man die Kinder von dort fort. Ein sehr christlicher Ort.«
    »Wissen viele Menschen davon, Lhaten? Dass Reverend Carpenter Jungen und Mädchen an reiche Leute verkauft?«
    Lhaten nickte. »Manche wissen das. Aber Reverend Carpenter ist ein sehr frommer und gutherziger Mann. Wir sind dankbar für seine christliche Wohltätigkeit. Hätte ich Ihnen gleich am Anfang gesagt, dass dort Kinder verschwinden, hätten Sie mir geglaubt? Und wenn nicht Ihr Sohn darunter wäre, hätten Sie sich dann für das Schicksal dieser Kinder interessiert?«
    Christopher zuckte zusammen. Der Junge hatte recht. Heuchelei war viel weiter verbreitet als jedes andere Laster.
    »Wohin bringt man Ihren Sohn?«, fragte Lhaten.
    Christopher wusste die Antwort oder war sich zumindest ziemlich sicher.
    »Hast du je von einem Ort namens Dorje-la gehört?«, fragte er.
    Nur der Dschungel antwortete.
    »Lhaten, ich habe dich gefragt, ob du je von einem Ort namens Dorje-la gehört hast.«
    In der Nähe erklang das dünne Pfeifen einer Fledermaus.
    »Ich denke, es ist Zeit zu schlafen, Sahib«, sagte Lhaten schließlich.
    Auf Christophers Frage antwortete er nicht.

20
    Sie überquerten den Fluss auf einer schwankenden Brücke bei Shamdong – drei Bambusstangen, über den eisigen Strom gelegt. Der Dschungel endete abrupt, und sie kamen in offenes Gelände. Am sechsten Tag hatten sie bereits eine Höhe von über 2000 Metern erreicht, und das Klima veränderte sich merklich. Es war nicht mehr warm. Über den Berggipfeln, die nun von Zeit zu Zeit sichtbar wurden, fiel bereits Schnee. Schatten zogen darüber hin, und es war, als lösten sich Stücke von Eis und stürzten in die Tiefe. Graue und weiße Wolken ballten sich zusammen und zerfielen wieder. Sie brachten einen kalten Nieselregen mit. Die Reisenden holten ihre Wintersachen aus dem Gepäck und zogen sie an.
    Christopher war das Herz schwer. Nicht einmal Lhatens Lachen und seine kleinen Sticheleien konnten den Trübsinn vertreiben, der ihn befallen hatte. Wenn er auf die Berge und die über den Schnee huschenden Schatten blickte, dann überlief ihn ein Schauer, als wäre er schon in dieser düsteren Einöde.
    Sie kamen an Bambushütten vorbei, die den Winter über verlassen dastanden. Manchmal suchten sie dort für die Nacht Schutz. Oft regnete es stundenlang. Sie begegneten fast keinem Menschen, denn alle Dörfer und Häusergruppenauf ihrem Weg umgingen sie in weitem Bogen. An den wenigen Reisenden, die ihnen entgegenkamen, schritten sie, tief in ihre Gewänder gehüllt, wortlos vorüber.
    Hinter Tsöntang teilte sich der Fluss in den Lachung zur Rechten und den Lachen zur Linken. Sanfter, feuchter Nebel füllte das enge Lachen-Tal. Ohne ein Wort bog Lhaten dorthin ein, wobei er unruhig zwischen Steinen und Büscheln des giftigen Grases Duk-shing, das überall zu wachsen schien, nach dem Weg suchte. Am nächsten Tag hob sich der Nebel, und gegen Abend erblickten sie die ersten Zeichen dafür, dass sie den Pässen bereits nahe waren: Auf dem Grund des Tales lagen Reste von Eis und nichtgeschmolzenem Schnee.
    Am nächsten Morgen fielen vereiste Schneeflocken vom bleigrauen Himmel. Schweigend gingen sie dahin, jeder in seine Gedanken vertieft. Lhaten blickte sorgenvoll drein, sagte aber nichts. Der Weg war härter, als er erwartet hatte. Dabei wusste er, dass sie weiter oben noch viel schwerer vorankommen würden. Wenn das Wetter sich verschlechterte, brachte sie jeder Schritt, den sie taten, dem Punkt näher, wo es kein Zurück mehr gab. Diesen genau abzuschätzen, sah er jetzt als seine wichtigste Aufgabe an.
    Aber das war es nicht allein. Allmählich erreichten sie die kritische Höhe von etwa 3600 Metern, wo jeder weitere Aufstieg lebensgefährlich werden konnte. Christopher hatte ihm versichert, er habe diese Höhe bereits mehrfach überschritten. Doch das war vor Jahren gewesen. Auch das Herz eines körperlich gesunden Mannes konnte bei dieser Belastung versagen.
    Die Nacht brach herein, und sie fühlten sich verloren in Kälte und Finsternis. Sie spürten,

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