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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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vorsichtig wie alle Reisenden, wenn sie in offenem Gelände Fremden begegnen.
    Der große Mann trat an Christopher heran und grüßte ihn auf Tibetisch.
    » Tashi delay .«
    Tashi delay «, antwortete Christopher.
    »Wart ihr bei diesem Sturm unterwegs?«, fragte der Ankömmling.
    Christopher nickte.
    »Ja. Wir sind vor dem Sebu-la abgeschnitten worden. Mein Freund ist verletzt. Ich wollte ihn zurücklassen, um Hilfe zu holen. Ihr kommt gerade recht.«
    »Was ist mit ihm?«
    Christopher erklärte es. Der Mann nahm den Schal nicht vom Gesicht und musterte Christopher mit einem stechenden Blick. Der glaubte für einen Moment, dass dieser ihn erkannt habe, als wären sie sich schon einmal begegnet.
    »Wann ist das passiert?«
    »Vor fünf Tagen.«
    »Soso. Sie sagen, Sie waren in der Schlucht vor dem Sebula?«
    »Ja.«
    »Waren Sie allein? Oder haben Sie noch jemanden gesehen?«
    »Nein. Wir haben niemanden gesehen.«
    »Lassen Sie mich einen Blick auf den Jungen werfen.«
    Der Mann trat an Lhaten heran und beugte sich zu ihm nieder. Die beiden Mönche standen in Christophers Nähe und behielten ihn im Auge. Der Fremde sah sich Lhatens Bein und Füße genau an und prüfte auch seinen allgemeinen Zustand. Dem Jungen ging es wieder schlechter. Eine Stunde zuvor hatte er das Bewusstsein verloren.
    Was dann geschah, entging Christopher, bis es zu spät war. Der Mann richtete sich auf und zog etwas aus seiner Tasche. Er beugte sich erneut über Lhaten und legte seine Hand an die Schläfe des Jungen. Ein lauter Knall ertönte, und Christopher begriff voller Entsetzen, dass der Fremde Lhaten erschossen hatte. Der Mann richtete sich auf und steckte den Revolver in die Tasche zurück.
    Christopher glaubte, er habe eine Ewigkeit wie angewurzelt dagestanden. Das Echo des Schusses hallte in seinem Kopf nach, als dringe die Kugel wieder und wieder in Lhatens Schädel ein. Er schaute zu ihm hin und sah, dass ein Rinnsal von hellrotem Blut in den weißen, jungfräulichen Schnee sickerte.
    Vor Wut und Schmerz schrie Christopher auf und wollte sich auf den Mörder des Jungen stürzen. Aber die Mönche hatten ihn bereits bei den Armen gepackt und hielten ihn fest.
    »Warum?«, schrie Christopher. »Warum haben Sie ihn getötet?«
    »Er wäre ohnehin gestorben«, sagte der Fremde in gelassenem Ton. »Von Hilfe sind wir noch zu weit entfernt. So ist es besser. Für ihn und für uns alle.«
    »Wir hätten ihn retten können! Einige Kilometer weiter ist ein Dorf!«
    »Wir gehen nicht zu diesem Dorf. Das würde uns zu viel Zeit kosten. Das Wetter kann wieder schlechter werden. Ein Krüppel wäre eine Gefahr für uns alle gewesen.«
    Christopher versuchte sich loszureißen, aber es gelang ihm nicht. Er wollte den Mann schlagen, ihm den Schal herunterreißen und sein Gesicht sehen. Doch die Mönche hielten ihn in eisernem Griff.
    Der Mann maß den schlaffen Körper am Boden hinter ihm mit einem Blick.
    »Sie waren gewarnt, Mr. Wylam. Man hat Ihnen geraten, Tibet nicht zu betreten. Es hat schon eine Tragödie gegeben, weil Sie die Warnung nicht beachtet haben. Es sollte nicht noch mehr geben.«
    Er schwieg. Ein Windstoß lüftete einen Zipfel seines Schals, der sofort wieder herabfiel. Er blickte Christopher intensiv in die Augen, als suche er nach etwas.
    »Wer sind Sie?«, fragte Christopher. Aber er wusste es bereits.
    Der Fremde hob die Hand und zog den Schal herunter. Christopher sah in das pockennarbige Gesicht.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie so weit kommen, Mr. Wylam«, sagte der Mönch. »Aber da es Ihnen nun einmal gelungen ist, sollten Sie uns am besten auf dem Rest des Weges begleiten.«
    »Dem Rest des Weges? Wohin bringen Sie mich?«
    »Sie wollten doch Ihren Sohn finden«, sagte der Mönch. »Ich kann Sie zu ihm führen.« Er schaute zum Himmel hinauf, wo sich wieder graue Wolken zusammenballten. »Es ist Zeit, dass wir gehen. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.«

22
    Schon am nächsten Tag waren sie wieder mitten in den Bergen. Nach dem Abstieg von den Pässen in der Nähe des Ortes, wo der Weg in die Kampa-Ebene mündet und man balddarauf Kampa Dzong erreicht, waren sie nach Westen abgebogen, hatten die Berge an ihrem Nordrand umgangen und waren dann einem Tal gefolgt, dessen Zugang man nur schwer ausmachen konnte.
    Christopher begriff nicht, wie die Mönche ihren Weg fanden, aber sie schienen ihn in- und auswendig zu kennen. Auf unpassierbar scheinenden Pfaden kletterten sie hoch hinauf, überwanden selbst die

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