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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Geiste. Ihr eigener Leib war unwichtig, eine Hülle, sonst nichts. Bisher war sie gar nicht darauf gekommen, dass sie eine eigene Identität haben könnte.
    »An die Kälte habe ich gedacht«, sagte er. »Und an dieDunkelheit. An die Jahre, die ich auf dieser Brücke verbrachte, während ich glaubte, Sie seien für immer fortgegangen. Und ich dachte daran, wie es wäre, wenn die Wärme zurückkehrte. Und das Licht. Wenn Sie nur eine Frau wären und keine Art Göttin.«
    »Aber ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich eine Frau bin. Da gibt es kein Mysterium.«
    Er schaute sie an und hielt ihren Blick mit seinem fest.
    »Doch«, erwiderte er, »das ist schon ein Mysterium. Ich verstehe fast gar nichts. In Ihrer Welt bin ich blind und taub. Ich krieche durch die Dunkelheit und warte darauf, dass ich ins Nichts falle.«
    »Es gibt nur das Nichts«, sagte sie.
    »Das kann ich nicht glauben«, protestierte er.
    »Schade.« Sie wandte sich ab und errötete. Aber was sie gesagt hatte, traf zu. Es gab nur das Nichts. Die Welt war nur eine Libelle, die schimmernd und schweigend über dunklen Wassern schwebte.
    Er trat auf sie zu. Es war nicht seine Absicht gewesen, sie zu verletzen.
    »Gehen wir«, sagte sie. »Ihr Sohn wartet. Er schläft jetzt. Bitte versuchen Sie nicht, ihn aufzuwecken oder mit ihm zu reden. Das müssen Sie mir versprechen.«
    »Aber …«
    »Sie müssen es. Wenn man weiß, dass Sie ihn gesehen haben, wird man es uns unmöglich machen, noch einmal zu ihm zu kommen. Versprechen Sie es.«
    Er nickte.
    »Ich verspreche es«, sagte er.
    Am Ende des Ganges öffnete sich nach links eine Tür. Sie führte in einen Tempelraum voller Statuen und gemalter Figuren. Von hier gingen drei weitere Türen ab.
    Chindamani gebot Christopher, sich still zu verhalten, und öffnete die Tür zur Rechten.
    Er sah sofort, dass es ein Schlafraum war. Im Licht eines trüben Lämpchens konnte er ein Bett mit reich verzierten Brokatdecken erkennen, in dem eine kleine Gestalt schlief.
    Chindamani verbeugte sich tief, richtete sich dann wieder auf und ging hinein, einen Finger an die Lippen gelegt. Christopher folgte ihr.
    Es war, als versinke Dorje-la mit all dieser Wildnis aus Eis und Schnee. Christopher war wieder in Carfax und schaute auf seinen Sohn, der in seinem Kinderzimmer voller Spielzeug und Bücher friedlich schlief. Der einzige Alptraum spielte sich in seinem Kopf ab. Er, nicht das Kind, war der Träumer, der nicht erwachen konnte, wie sehr er sich auch mühte.
    Vorsichtig trat er dicht an William heran. Dem Jungen war eine Haarsträhne über das eine Auge gefallen. Sachte strich Christopher sie zurück und berührte dabei die Stirn des Sohnes. Der bewegte sich und murmelte etwas im Schlaf. Chindamani nahm seinen Arm, damit er das Kind nicht aufwecke. Christopher spürte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. Er hätte William am liebsten in die Arme genommen, ihn festgehalten, ihm gesagt, alles sei gut, und er werde ihn von diesem Ort wegbringen. Aber Chindamani zog ihn fort und schloss die Tür. Christopher brauchte lange Zeit, bis er wieder Worte fand. Chindamani wartete geduldig und sah ihn dabei an. Ihr war bestimmt, niemals eigene Kinder zu haben. Aber sie glaubte zu verstehen, was er jetzt fühlte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er schließlich.
    »Das ist schon in Ordnung«, antwortete sie. »Wenn die Zeit gekommen ist, werden Sie mit ihm sprechen können. Aber vorerst ist es besser, wenn er nicht weiß, dass Sie hier sind.«
    »Sie sagten, Sie wollten mir noch etwas anderes zeigen. Sie meinten, jemand anderem drohe von Samjatin Gefahr.«
    »Ja. Wir gehen jetzt zu ihm.«
    »Samjatin hat hier etwas gesucht. Als ich bei …« – Christopher zögerte einen Augenblick – »bei meinem Vater war, sagte er, er habe mit Samjatin einen Deal geschlossen: mein Sohn im Austausch dafür, was Samjatin suchte. Hat die bewusste Person etwas damit zu tun?«
    Chindamani nickte.
    »Ja«, erklärte sie. »Samjatin ist hergekommen, um sie zu finden. Ich brauche Ihre Hilfe, damit sie Samjatin entrinnen kann.«
    Sie führte ihn zu einer der anderen Türen. Wieder ein schwacherhelltes Zimmer und ein Bett mit prachtvollen Decken. Darin schlief ein Kind, das Haar zerwühlt, die Augen geschlossen und eine Hand lose über das Kissen geworfen, als wollte es einen Traum fassen oder loslassen.
    »Hier«, flüsterte sie. »Das ist es, was Samjatin gesucht hat. Und was letzten Endes auch Sie hierher geführt hat.«
    Ein Junge? Ein Kind? War das

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