Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
zieht das Übermaß an Irrationalem aus ihr und windet es um sein Bewußtsein, paßt sich an, lernt, mit der entsetzlichen Flut von Bildern zu leben. Er und Satina übernehmen gemeinsam, was kommt. Gemeinsam können sie die Belastung ertragen; er schleppt mehr als sie, aber sie leistet ihren Beitrag, und jetzt werden sie beide von der Parade der Schrecknisse nicht mehr überwältigt. Sie können über die Traum-Ungeheuer lachen, sie können sie sogar bewundern, weil sie so prachtvoll phantastisch sind. Diese Bestien mit hundert Köpfen, dieses Bündel lebendiger Kupferdrähte, diese Grube mit Drachen, diese wimmelnde Masse spitzer Zähne – wer fürchtet, was es nicht gibt?
    Über dem Getümmel bizarrer Bilder schickt Mookherji einen klaren Gedanken hinaus, schiebt ihn durch Satina weiter:
    - Kannst du die Alpträume abschalten?
    - Nein, antwortet etwas. Sie sind in euch, nicht in mir. Ich liefere nur den Auslöser. Die Bilder erzeugt ihr.
    - Gut. Wer bist du, und was willst du hier?
    - Ich bin ein Vsiir.
    - Ein was?
    - Einheimische Lebensform des Planeten, wo ihr die Grünfeueräste holt. Durch meine eigene Nachlässigkeit bin ich zu eurem Planeten befördert worden. Die Botschaft wird begleitet von einer überwältigenden Traurigkeit, einem Gemisch von Pathos, Selbstmitleid, Unbehagen, Erschöpfung. Darüber strömten noch immer die Alptraumerscheinungen, aber jetzt sind sie bedeutungslos. Der Vsiir sagt: Ich möchte nur nach Hause geschickt werden. Ich wollte nicht hierherkommen.
    Und das ist unser fremdes Monster? denkt Mookherji. Das ist unsere gräßliche Bestie von den Sternen?
    - Warum verbreitest du Halluzinationen?
    - Das war nicht meine Absicht. Ich habe nur versucht, geistigen Kontakt aufzunehmen. Vielleicht ist das ein Defekt im menschlichen Aufnahmevermögen – ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Ich bin so müde. Könnt ihr mir helfen?
    - Wir schicken dich nach Hause, ja, verspricht Mookherji. Wo bist du? Kannst du dich mir zeigen? Erklär mir, wie ich dich finden kann, und ich verständige die Behörden im Raumflughafen, wo man dafür sorgen wird, daß du mit dem ersten Schiff heimgebracht wirst.
    Zögern. Stille. Der Kontakt schwankt und zerreißt vielleicht.
    - Also? sagt Mookherji nach einer Pause. Was ist los. Wo bist du?
    - Wie kann ich euch trauen? Vielleicht wollt ihr mich nur vernichten. Wenn ich mich zeige – Mookherji beißt sich vor Wut auf die Unterlippe. Seine Kraftreserven sind fast erschöpft; er kann den Kontakt kaum noch aufrechterhalten. Und wenn er jetzt noch eine Methode finden muß, ein argwöhnisches fremdes Wesen zur Übergabe zu überreden, geht ihm vielleicht die Kraft aus, bevor er das Ganze klären kann. Die Lage verlangt verzweifelte Maßnahmen.
    Paß auf, Vsiir. Ich bin nicht stark genug, um noch lange reden zu können, und das Mädchen, das ich benutze, auch nicht. Ich lade dich in meinen Kopf ein. Ich gebe jede Abwehr auf. Wenn du sehen kannst, wer ich bin, schau genau hin und entscheide selbst, ob du mir trauen kannst. Danach hängt es von dir ab. Ich kann dir helfen, nach Hause zu kommen, aber nur, wenn du dich sofort zeigst. Er öffnet sich weit. Er steht seelisch nackt da.
    Der Vsiir stürmt in Mookherjis Gehirn.
    Eine Hand berührte Mookherjis Schulter. Er war blitzschnell wach, blinzelte, versuchte sich zurechtzufinden. Lee Nakadai stand vor ihm. Sie waren in – wo? – in Satina Ransoms Zimmer. Das blasse Morgenlicht drang durch das Fenster; er mußte nur ein paar Minuten eingeschlafen sein. Sein Kopf schien zerspringen zu wollen.
    »Wir haben dich überall gesucht, Pete«, sagte Nakadai.
    »Es ist gut«, murmelte Mookherji. »Es ist alles gut.« Er schüttelte den Kopf, um klarer denken zu können. Er erinnerte sich. Ja. Am Boden, neben Satinas Bett, hockte etwas von der Größe eines Frosches, aber in Form, Farbe und Stoff völlig anders als alle Frösche, die Mookherji je gesehen hatte. Er zeigte ihn Nakadai. »Das ist der Vsiir«, sagte er. »Das fremde Ungeheuer. Wir haben es dazu überredet, sich zu zeigen. Satina und ich haben Freundschaft mit ihm geschlossen. Hör zu, es fühlt sich hier nicht wohl. Würdest du sofort einen Beamten des Flughafens verständigen und ihm erklären, daß wir hier einen Organismus haben, der augenblicklich zu Nortons Stern zurückgebracht werden muß, und – «
    »Sind Sie Doktor Mookherji?« fragte Satina.
    »Richtig. Ich hätte mich eigentlich vorstellen sollen, als ich – du bist wach!«
    »Es ist Morgen, nicht

Weitere Kostenlose Bücher