Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
Vom Netzwerk:
Mutter noch sagen? »Äh … sie heißt Hannah. Sie ist siebenunddreißig.« Ich wickle die Finger um die warme Tüte mit den Süßigkeiten in meiner Tasche und spüre, wie alles am Papier festklebt. »Sie ist ziemlich klein und hat langes Haar bis zur Taille.« Kleinmädchenhaar nennt sie es. Von hinten sieht sie damit jünger aus als von vorn. Aber das spreche ich nicht aus.
    »Ja, aber, ich meine, wie ist sie?« Priti sieht von der Mauer auf und fällt fast nach hinten. Gerade rechtzeitig richtet sie sich wieder auf. »Ich meine, was macht sie – wenn sie gerade keine Typen beim Dorffestkomitee aufreißt, meine ich.«
    Ich starre weiter auf meine Füße. Ich will ihr sagen, dass meine Mum alles kann – sie kann aus einer leeren Klopapierrolle ein Laserschwert basteln oder ein Nest mit Vogeljungen retten, die von ihrer Mutter verlassen wurden. Ich tue es aber nicht. Ich sage: »Sie ist eine Künstlerin.«
    »Was für eine Art Künstlerin?«
    »Sie malt Bilder von der Gegend, in der wir leben, und verkauft sie an Touristen.« Ehe Priti mich unterbrechen kann, fahre ich rasch fort: »Aber sie hat noch jede Menge anderer Jobs: Siekocht für ein kleines Mädchen, das in unserer Straße wohnt und krank ist, Mahlzeiten ohne Nüsse, ohne Gluten, ohne Fleisch und ohne Soja; sie betreibt ein bisschen Landschaftsgärtnerei, sie arbeitet als Sekretärin für einen Wohltätigkeitsveranstalter und plant für den Gemeinderat die Kinderferienspiele. Und noch vieles andere.«
    »Toll!« Priti lehnt sich ein letztes Mal auf den Zehen zurück, ehe sie von der Mauer springt und klappernd neben mir landet. »Vielleicht haben die Bücher meiner Mum doch recht«, fügt sie mit einem triumphierenden Grinsen hinzu.
    »Womit?«
    Priti kräuselt die Nase und parkt ihren Po direkt neben meinem auf der Mauer. Mir fällt auf, dass ihre Zunge von der Erdbeerschlange hellrosa ist. »Nicht wegen diesem ›alle Jungen sind in ihre Mum verknallt‹ – das ist ja offensichtlich. Eher das, was sie im Moment liest. Darüber, wie Frauen, die zu sehr lieben, ihre Kinder verkorksen.«
    Ich wünschte, mir fiele etwas Cleveres ein, womit ich darauf antworten kann, aber mir kommt keine Idee.
    »Okay, teilst du jetzt endlich deine Süßigkeiten mit mir, ehe sie schmelzen und es so aussieht, als hättest du dich nassgemacht?«
    Als ich ins Haus meiner Großeltern zurückkomme, ist Besuch da.
    »Du siehst genauso aus wie dein Dad, als er in deinem Alter war«, sagt mein Onkel Ian, der in Opas Sessel sitzt. »Er war genauso ein Knochengerüst wie du. Er tat immer, was ich ihm sagte, aber ich habe ihn trotzdem ziemlich oft verhauen.«
    Onkel Ian lacht. Opa lacht. Oma meint, er solle darauf achten, was er sagt. Und mir wird wieder einmal klar, weshalb ich Onkel Ian nicht leiden kann.
    Er ist mit meinem Cousin Jed aufgetaucht, während ich mit Priti und Co auf der Promenade war.
    »Ein Überraschungsbesuch«, sagt Onkel Ian.
    »Wir hatten grad nichts Besseres vor«, sagt Jed.
    Jed ist nur ein Jahr älter als ich, aber es kommt einem immer vor, als wären es mehr. Er ist größer und cooler und in so ziemlich allem besser. Ich habe ihn eine Ewigkeit nicht gesehen, und er scheint seitdem einen ganzen Kopf gewachsen zu sein. Sein Haar ist lang und struppig.
    Jed ist soweit okay (solange man mit ihm einer Meinung ist), aber vor Onkel Ian habe ich schon immer ein bisschen Angst gehabt. Er weiß immer genau, was er sagen muss, damit ich mich richtig klein und dumm fühle. Ich habe beobachtet, dass er mit Jed das Gleiche macht, und mit Oma auch – so ist er eben. Er war früher bei der Armee, und obwohl er nicht mehr dabei ist, hat er den Kasernenhofton, wie Jed es nennt, nie abgelegt.
    »Warum geht ihr beiden nicht im Garten spielen?«, schlägt Oma nach ungefähr fünf Minuten vor. Jed klettert gerade über das Sofa wie ein riesiges schlaksiges Krabbelkind, schmutzige Turnschuhe an den Füßen, die augenscheinlich jeden Moment in Omas Lieblingsvitrine landen könnten.
    Er verzieht das Gesicht und fragt: »Spielen?«
    »Ach, du weißt schon, rumhängen«, sagt Oma. »Oder was immer ihr jungen Leute heute so tut.«
    Jed sieht mich an, als hätte er gar keine Lust, und fragt: »Müssen wir denn raus?«
    »Tut, was eure Oma euch sagt«, befiehlt Onkel Ian.
    Also gehen wir beide in den Garten hinter dem Haus, und ich merke überrascht, dass ich mir wünsche, Priti wäre ebenfalls hier.
    »Mein Dad sagt, deine Mum wird genau so ein Fall für die Klapsmühle wie meine«,

Weitere Kostenlose Bücher