Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
fallen ein, sogar Stevies Mutter.
»Das ist mein Name«, sagt Priti. »Sind Sie taub oder was?«
Ich erstarre und warte auf Onkel Ians Antwort.
»Nein, aber deine Mutter muss blind sein, wenn sie dir so einen Namen gegeben hat«, sagt er ruhig. Dann lacht er, zulaut und zu schnell. »Aber wahrscheinlich ist sogar der Elefantenmensch von seiner Mum für hübsch gehalten worden, was?«
Wieder lachen alle. Priti sieht wütend aus.
»Also, welcher ist der Selbstmordattentäter, Junge?«, fragt Onkel Ian. »Tut mir leid, kleine Dame. Ich hoffe, das stört dich nicht?«
»Achten Sie gar nicht auf mich«, sagt Priti.
Onkel Ian wendet sich Stevies Dad zu und entlässt Jed mit einem Stoß aus dem Schwitzkasten, durch den er ein paar Schritte zurücktaumelt und hinfällt. »Mein Sohn meint, dass einer Ihrer Nachbarn einer Terrorzelle angehört«, sagt er.
Stevies Dad lacht auf und sagt: »Ach, wirklich? Von welchem soll ich mich denn fernhalten?«
Jed richtet sich auf. »Von dem da«, sagt er und zeigt auf Shakeel.
»So viel dazu, es für uns zu behalten«, zischt Priti.
Jed sieht sie nicht einmal an. Er reibt sich den Hals, aber ich vermute, dass sein Stolz noch schlimmer verletzt ist.
»Ja, er sieht ganz danach aus«, sagt Stevies Dad, das Gesicht rot vom Alkohol.
»Sie sehen alle danach aus«, sagt Onkel Ian. Er schüttet sich wieder Bier in den Mund. »Ich bin überrascht, dass Sie es aushalten, wie Ihre Straße von denen überrannt wird. Ich kann sie mir einfach nicht angucken, und ich habe gehört, wenn es in der Nachbarschaft nach Curry stinkt, sinkt der Wert eines Hauses um zehn Prozent.«
Er grinst, während er das sagt, als wäre es richtig lustig.
»Auf keinen Fall gehört der dem Bombenkommando an«, wispert Priti in meine Richtung. »Ich meine, undercover benimmt der sich ja nun wirklich nicht, oder?«
»Glaubst du, er sprengt uns heute alle in die Luft?«, fragt Jed seinen Vater. Priti schnaubt verächtlich. Jed beachtet sie nicht. »Wo die vielen Leute hier sind?«
Ich sehe Priti an, und sie rollt nur mit den Augen.
»Unter diesen tuntigen Kaftans kann man eine Bombe aber auch leicht verstecken«, sagt Stevies Mutter, zieht an ihrer Zigarette und blickt Priti finster an.
»Genau, ich dachte immer, das weiße Kleid trägt die Braut!«, ruft Mr. Sanders und blinzelt mir zu.
»Nee, heute macht er das nicht. Da sind zu viele von seiner Sorte hier«, sagt Onkel Ian in ernstem Ton. »Er hat es auf gute, ehrliche Weiße abgesehen.«
»Auf dich also nicht!«, wispert Priti fast unhörbar.
»Hast du was zu sagen, kleine Mem-sahib?«, fragt Onkel Ian.
»Nein«, sagt Priti. Sie hat die Hände in die Hüften gestemmt und macht ein trotziges Gesicht.
»Der Terrorist – das ist ja dein Bruder, oder?«
»Für die einen sind es Terroristen, für die anderen Freiheitskämpfer!«, erwidert Priti.
»Noch mehr von dem Quatsch, und …« Er zögert. »Halt dein blödes Maul, sonst …«
»Was genau wollen Sie denn vor zweihundert Familienangehörigen und Freunden mit mir machen?«, unterbricht Priti ihn. »Oder wollen Sie uns vielleicht einfach in die Luft jagen? Das macht ihr mit ethnischen Minderheiten doch ständig, oder?«
Stevies Vater lacht darüber, aber niemand stimmt ein.
Ich habe das Gefühl, ich sollte etwas sagen, doch ich tue es nicht. Stattdessen stelle ich mir vor, wie Onkel Ian sich selbst in Stücke sprengt.
Bumm!
»Die hat ein ganz schön freches Mundwerk«, höre ich Mrs. Sanders murmeln.
»Ich würde euch Paki-Pack nur zu gern in die Luft jagen!«, sagt Onkel Ian.
»Dad!«, sagt Jed leise.
»Mein Bruder leiht Ihnen bestimmt gern ein bisschen Sprengstoff«, entgegnet Priti. »Soll ich ihn fragen?«
»Du kleine Moslem-Klugscheißerin«, sagt Onkel Ian, »pass nur auf, dass du nicht ein paar aufs Maul bekommst, wenn deine Currybudenfreunde nicht in der Nähe sind und auf dich aufpassen, hast du verstanden?«
»Wollen Sie mir drohen, Mister?«, fragt Priti.
»Ich bin nicht die Supernanny. Ich verschwende meine Zeit nicht mit Warnungen. Vergiss das nicht.«
Er wendet sich wieder Jed zu, dessen Gesicht rot-weiß gefleckt ist, legt den Arm um ihn und sagt: »Gute Arbeit, Junge! Sich unter die Eingeborenen mischen, um ein Auge auf den Terrorverdächtigen zu haben – super Taktik. Gefällt mir.«
Dann drückt er mir seine Bierdose in die Hand. »Hier, nimm, Kleiner. Ich muss mal pinkeln.«
Ich merke, wie ich meine Hand zur Faust balle. Ich stelle mir vor, wie ein riesiger
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