Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
überzeugender zu erscheinen. »Und es bringt dich zum Lachen.«
»Lügner«, sagt Jed.
»Bei muslimischen Hochzeiten gibt es keinen Alkohol«, sagt Priti. Ihr Gesicht ist mit Pudding verschmiert, und ihr Haar löst sich aus der glatten Frisur, die ihre Mutter ihr am Morgengemacht hat. Sie hat ihre Mutter überreden können, ihr heute Heelys zu erlauben, und alles in allem sieht sie so schon wieder mehr aus wie sie selbst.
»Mein Dad trinkt aber«, entgegnet Jed. »Und ein paar Nachbarn auch.«
Jed hat recht. Onkel Ian hat zwei Sixpacks mitgebracht und trinkt direkt aus der Dose. Stevies Eltern trinken auch, und dabei hat Mum einmal gesagt, dass man keinen Alkohol trinken darf, wenn man schwanger ist.
»Ich dachte, man soll nicht trinken, wenn man ein Baby bekommt«, sage ich.
»Vielleicht spielt es keine Rolle mehr, wenn man schon so dick ist wie die«, meint Jed.
Stevies Vater hat sein T-Shirt ausgezogen, und seine Brust ist rot von der Sonne. Er und Onkel Ian lachen brüllend über irgendetwas. Sie klingen, als hätten sie schon einiges getrunken.
»Was will dein Dad hier eigentlich?«, fragt Priti. »Sollte er nicht unterwegs sein und Terroristen fangen?«
Jed sieht sie wütend an, dann erwidert er: »Vielleicht glaubt er ja, dass hier irgendwas losgeht.«
»Hat er das gesagt?«, frage ich.
»Für die Antwort darauf hast du nicht die nötige Ermächtigungsstufe«, sagt Jed.
»Jed glaubt, er hätte geheime Informationen, die er uns nicht sagen darf«, erkläre ich Priti.
Sie lacht. »Von seinem Dad und dessen angeblichem Terrorabwehrkommando?«
»Was soll das denn heißen?«, fragt Jed.
»Das soll heißen, dass dein Vater nicht mal seine Trunksucht geheim halten kann.«
»Ach ja?«, ruft Jed. »Na los, wir gehen hin und gucken mal, was Sache ist.«
»Wenn du meinst«, erwidert Priti. »Bei der Gelegenheit können wir uns auch gleich eine Dose Bier klauen.«
Onkel Ian stellt seine Bierdosen zu denen von Mr. Sanders, die bereits in einem Eimer mit Eiswasser liegen.
»Darf er im Dienst denn überhaupt trinken?«, frage ich.
»Er muss ja unauffällig sein«, entgegnet Jed.
»Ein Exsoldat, der bei einer muslimischen Hochzeit Bier säuft«, erwidert Priti. »Oh ja, das ist super unauffällig.«
Wir huschen unter dem Tisch hervor und verstecken uns hinter den Büschen, die die Einfahrt der Sanders von der von Oma und Opa trennen.
Jed möchte sofort mit dem Minenräumen anfangen, aber Priti interessiert sich mehr dafür, die Referenzen seines Vaters auszuloten.
»Für einen Spion sieht er eigentlich nicht gut genug aus«, flüstert Priti, nachdem sie durch die Büsche gelugt und rasch den Kopf zurückgezogen hat.
»Er soll Terroristen fangen, keinen Schönheitswettbewerb gewinnen«, flüstert Jed zurück, streckt den Arm aus und versucht sich eine halb geleerte Bierdose zu angeln, die direkt vor Onkel Ians Füßen steht.
Genau in diesem Moment blickt sein Vater in seine Richtung und ertappt ihn auf frischer Tat. Onkel Ian packt Jed beim Arm und reißt ihn so hart auf die Beine, dass es aussieht, als würde er ihm die Schulter ausrenken. »Wenn du auch nur einen Tropfen von meinem Bier klaust, brech ich dir das Genick, Junge.«
Wir erstarren alle.
Einen langen Augenblick herrscht Schweigen, dann fängt Onkel Ian an zu lachen. »Nur ein Scherz, Sohn. Man kann gar nicht früh genug damit anfangen, sich an Bier zu gewöhnen.«
Er legt Jed den Arm um den Hals und zieht seinen Kopf grob an seine Brust, und es sieht aus, als würde es wehtun. Die anderen Erwachsenen lachen.
»Wo hast du denn deine kleine Paki und deinen taubstummen Cousin gelassen?«, fragt Onkel Ian.
»Sie sind nur …« Jed verstummt und winkt zu dem Busch, hinter dem Priti und ich kauern.
Ertappt richten wir uns auf und treten vor. Wir versuchen es aussehen zu lassen, als hätten wir uns gar nicht versteckt, aber wir sind nicht besonders überzeugend.
»Hast wohl in den Büschen mit deiner Freundin gefummelt, was, Ben?«, fragt Onkel Ian.
Ich merke, wie ich bis in die Haarwurzeln erröte. Ich versuche etwas zu entgegnen, aber ich bekomme kein Wort heraus.
»Na los, wer ist dein Bombay-Baby?«
Jed, noch immer im Schwitzkasten, guckt auf die Füße und murmelt etwas.
»Brabble nicht herum, Sohn, sondern sprich wie ein Mann!«, bellt Onkel Ian.
»Priti«, sagt Jed leise.
»Ich habe dich gefragt, wie sie heißt, nicht wie du sie findest!«, sagt Onkel Ian, schüttet sich eine Ladung Bier in den Mund und lacht. Die anderen
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