Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
Boxhandschuh ihn k. o. schlägt.
Zack!
Aber ich sage nichts. Onkel Ian lacht und schlägt mir so fest auf die Schulter, dass mir das Bier vorn auf die Hose spritzt. Dann wankt er in Richtung unseres Hauses davon. Ich sehe ihm nach und kann in dem Moment überhaupt nicht sagen, wen ich mehr hasse: ihn oder mich selbst.
»Kommt, wir gehen!«, sagt Jed.
Ausnahmsweise widerspricht Priti nicht, und ich bin dazu zu wütend. Bewaffnet mit der Bierdose, die sich als fast voll erweist und die Jed mir aus der Hand reißt und nicht sehr erfolgreich unter seinem T-Shirt versteckt, verschwinden wir drei zum Baumhaus, um »uns zu besaufen«.
»Danke, dass ihr mir so den Rücken gestärkt habt, ihr beiden«, sagt Priti stinksauer.
»Tut mir leid«, brumme ich. Jed sagt gar nichts.
»Ist dein Vater immer so liebenswürdig?«, fragt Priti.
»Er macht nur seine Arbeit«, entgegnet Jed, ohne sie anzuschauen.
»Dann hat er den Charme-Kurs während seiner James-Bond-Ausbildung wohl geschwänzt, oder was?«, fragt Priti. »Oder steht heutzutage im Handbuch des Geheimdienstes, wie man kleine Mädchen schikaniert?«
»Du hättest ihm keine Widerworte geben sollen«, sagt Jed. »Das kann er nicht leiden.«
»Na klar. Denn was da passiert ist, das war ja ganz eindeutig allein meine Schuld!«
Jed bekommt keine Gelegenheit zu einer Erwiderung, denn plötzlich hören wir ein ohrenbetäubendes Aufheulen von Motoren und dann Reifenquietschen. Eine Bikergang ist am anderen Ende der Straße und blockiert die Einfahrt in die Sackgasse: fünf oder sechs Typen auf funkelnden Motorrädern. Rot, schwarz und silbern glitzern sie in der Sonne.
Alle auf der Party drehen sich um und starren sie an, und die Gespräche und das Gelächter verebben, bis nur noch der blecherne Gesang aus den Lautsprechern und das Brummen der Motorräder zu hören ist. Dann nimmt der Biker in der Mitte den Helm ab, und wir sehen alle, dass es Tyreese ist.
Ich blicke zu Mik und Shakeel, die neben dem Currywagen stehen. Mik macht eine wütende Bewegung, als wollte er hingehen und die Biker anbrüllen, aber Shakeel hält ihn zurück, indem er ihm eine Hand auf den Arm legt.
Die Biker bleiben nur eine Minute, vielleicht sogar noch kürzer, obwohl es uns viel länger vorkommt. Dann lassen sie die Motorräder aufheulen, drehen sich um und fahren weg.
Onkel Ian ist der erste, der etwas sagt. Er kommt aus unserem Haus und jubelt, als wäre er bei einem Fußballspiel. »Vorwärts, England!«
Von der Einfahrt der Sanders kommt als Antwort ein Ruf von Stevies Vater: »Eng-er-land! Eng-er-land!«
Alle anderen stehen wie erstarrt da.
Ich glaube, jeder hofft, dass jetzt nicht alle gehen.
Und so kommt es auch nicht. Kaum sind die Biker eine Minute weg, fangen die Sanders und Onkel Ian an zu lachen, irgendjemand dreht die Musik auf, und die Leute reden wieder, aber es ist nicht mehr das sorglose, fröhliche Stimmengewirr von vorher.
»So viel dazu, unauffällig zu bleiben!«, zischt Priti Jed an.
»Was weißt du denn schon von inlandsgeheimdienstlichen Vorgehensweisen?«, entgegnet Jed.
»Auf jeden Fall mehr als dein Dad«, versetzt Priti.
In diesem Augenblick kreuzt Zara auf und schnappt sich Priti.
»Pass für mich auf, okay?«, zischt sie und sieht sich nervös um.
»Bitte sag mir, du triffst dich mit dem Idioten nur, um ihn abzuschießen.«
»Passt du jetzt auf oder nicht?«, erwidert sie, ohne die Frage zu beantworten.
»Was kriege ich dafür?«
»Das Übliche.«
»Du musst schon was drauflegen, wenn wir während einer Party in einem Baumhaus sitzen sollen!«, gibt Priti zurück.
»Was willst du denn?«, fragt Zara ungeduldig und sieht auf ihr Handy.
Priti überlegt einen Augenblick lang. »Ich möchte dein rosa Fußkettchen und diesen neuen Zehenring. Und ich möchte dein altes Handy – mit einer neuen Prepaid-Karte.«
»Wen willst du denn anrufen?«, erwidert Zara. »Die Ghostbusters?«
Priti grinst. »So ähnlich.«
»Du hast doch gar keine Freunde außer diesen beiden Losern!« Sie grinst Jed an, dem nicht schnell genug eine Entgegnung einfällt.
»Dann eben nicht.« Priti verschränkt die Arme, um zu zeigen, dass sie nicht nachgeben wird (obwohl wir alle wissen, dass sie total einfach zu bestechen ist).
Zara sieht ziemlich sauer aus. Ihr Handy piept, und sie wirft einen Blick darauf. »Na gut«, sagt sie schnell.
»Was kriegen wir denn?«, fragt Jed.
»Eins aufs Maul!«, antwortet Zara.
»Dann können wir ja gehen und es deinen Eltern erzählen,
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