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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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strömen sie in den Park. Kleine Kinder von der Hochzeitsparty sind es, und sie spielen Fangen. Klein-Stevie ist bei ihnen. Sie rennt hinten, die Arme ausgestreckt, als würde sie fliegen, und auf ihrem Gesicht liegt ein breites Grinsen.
    »Anscheinend hat sie endlich ein paar Freunde gefunden«, sagt Priti.
    »Was, wenn ihre Eltern nach ihnen sehen kommen?«, frage ich. »Wir müssen Zara warnen.«
    »Stimmt«, sagt Priti. Plötzlich ist sie ernst.
    Wir klettern rasch am Baum herunter, und Priti steckt sich zwei Finger in den Mund und stößt einen schrillen Pfiff aus, der Zara warnen soll.
    »Ob sie das gehört hat?«, fragt sie. »Die Klatschmäuler aus der Moschee dürfen sie nicht dabei erwischen, wie sie am Hochzeitstag ihres Bruders einen rassistischen Schläger abknutscht.«
    »Du glaubst also, sie knutschen?«, fragt Jed.
    »Was immer sie machen, wir müssen Zara holen.«
    Doch ausgerechnet in dem Augenblick kommen zwei der Mütter nach ihren Kleinen sehen.
    Die Kinder rennen überall auf dem Spielplatz herum, ohne auf die Biker zu achten, die ihnen aus irgendeinem Grund keine Angst zu machen scheinen. Die Frauen in den Saris jedoch haben eindeutig Angst. Sie halten sich zurück und rufen die Kinder zu sich. Die Biker beginnen zu rufen und sie zu verhöhnen, doch die Kinder nehmen davon keine Notiz und rennen weiter herum.
    Jed, Priti und ich springen über den Zaun in den Park, aber wir können nicht in den Wald rennen, ohne dass die Frauen es mitbekommen, deshalb stehen wir nur da, sehen zu und hoffen, dass Zara nicht ausgerechnet jetzt zwischen den Bäumen auftaucht.
    Priti pfeift wieder, diesmal zweimal hintereinander. »Ich hoffe, sie weiß, dass das ›Bleib, wo du bist‹ heißt«, sagt sie.
    Die Mütter rufen weiter nach den Kindern und bleiben unbeachtet. Immer mehr Mütter kommen in den Park, und schließlich trauen sie sich doch auf den Spielplatz, um ihre Kinderzu holen. Die Biker umzingeln sie, rempeln und stoßen und lachen laut wie Hyänen.
    Von den Bikern verfolgt, sammeln die Frauen die Kinder ein – nur nicht Stevie, deren Mutter wahrscheinlich noch immer mit Onkel Ian Bier trinkt. Allmählich zeigen auch die Kinder ein bisschen Angst. Die Biker rühren sie nicht an, aber sie treten Staub in die Luft und versperren ihnen immer wieder den Weg.
    Eine Flasche zersplittert und eines der Kinder schreit erschrocken auf, als Glasscherben durch die Luft fliegen.
    »Wir sollten gehen«, sagt Jed.
    »Können wir nicht. Wir haben es Zara versprochen«, faucht Priti.
    Die Frauen und die Kinder gehen zur Gasse, und die Biker folgen ihnen. Eine Bierflasche zerplatzt genau vor den Frauen auf dem Pflaster. Die Glasscherben wirbeln wie Bombensplitter durch die Luft und verfehlen nur knapp die Gesichter der Kinder. Eine dritte Flasche zerschellt am Zaun. Die Biker lachen. Zwei oder drei Kinder haben angefangen zu weinen.
    Eine der Frauen sieht uns und sagt etwas auf Panjabi zu Priti. Sie antwortet auf Englisch: »Ist schon okay. Meine Mum erlaubt, dass ich hierbleibe!«
    Die Frau sagt darauf noch etwas. Priti murmelt etwas, dann hebt sie in unsere Richtung eine Augenbraue. »Okay, gehen wir«, sagt sie.
    »Aber Zara …«, sage ich in Richtung der Bäume.
    »Wir haben keine andere Wahl«, sagt Priti. »Sie sagen es Shakeel, wenn wir nicht mitkommen.«
    Während die Frauen sich hastig in die Gasse drängen, bleiben die Biker zurück. Sie lachen und johlen und werfen nochmehr Flaschen. Wir werden von den Kindern und den Müttern weitergedrängt, und das Letzte, was ich sehe, als ich mich umdrehe, ist Klein-Stevie. Sie bleibt allein zurück – ihre Eltern haben wohl nichts dagegen, dass sie im Park spielt, jedenfalls hat niemand nach ihr gesehen –, und sie steht auf dem asphaltierten Teil und wirbelt mit ausgebreiteten Armen immer wieder herum. Sie scheint die Biker überhaupt nicht zu bemerken.
    »Findet ihr nicht, wir sollten sie mitnehmen?«, frage ich.
    Priti zuckt mit den Schultern, und Jed sagt: »Ach was. Ihr wird schon nichts geschehen. Einem weißen Mädchen tun die nichts.«
    Es kommt mir vor, als ließe ich sie im Stich, aber die Biker johlen noch lauter als vorher und zerschmeißen noch mehr Glas, und Priti zieht uns mit.
    Als ich einen letzten Blick zurückwerfe, sehe ich Klein-Stevie noch immer auf dem Asphalt herumwirbeln.
    Onkel Ian steht in der Gasse. Er streitet mit jemandem – wir hören erhobene Stimmen –, aber die Mütter und Kinder schieben sich an ihm vorbei, und wir können zuerst

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