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Der Nobelpreis

Der Nobelpreis

Titel: Der Nobelpreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Bei meinem Glück rief Hans-Olof sonst genau in dem Moment an, in dem ich die Hand in ihr Höschen schob.
    Die Wohnung war klein und strahlte die Atmosphäre eines Jungmädchenzimmers aus. Jede Wand war in einem anderen Pastellton gestrichen, alles furchtbar romantisch, adrett und sauber. Zeit, um Fotos von Schulausflügen zu rahmen und die freien Stellen an ihren Wänden damit zu pflastern, hatte sie offenbar mehr als genug. Es gab ein schmales Regal mit Büchern und ein paar Aktenordnern neben einem knapp bemessenen Schreibtisch, dessen Arbeitsfläche größtenteils von schiefen, krummen und schlecht lackierten Tonvasen voller Bleistifte und Kugelschreiber in Anspruch genommen wurde. Auf den übrigen Regalen tummelten sich Teddybären, Stofftiere und anderer Tand.
    Ein kurzer Rundgang durch Flur und Wohnzimmer. Eine Glastüre verriet, wo das Bad war, und die Tür, die ungeöffnet blieb, führte demnach ins Schlafzimmer. Gut zu wissen. Von der Küche aus ging der Blick auf die Schule, allerdings musste man dazu an einer Menge Strohsterne und anderem Weihnachtszeug vorbeischauen.
    Sie wies mir einen Platz an dem kleinen Tisch vor dem Fenster zu und setzte Kaffeewasser auf. »Nehmen Sie Zucker?«, fragte sie, und als ich nickte, stellte sie ein lilafarbenes Keramiknilpferd mit einem Loch im Rücken hin, gefüllt mit braunem Zucker. Na klar, was auch sonst.
    Auf einem Teller stapelten sich Unmengen dünner, brauner Pfefferkuchen, die gut aussahen und lecker dufteten. » Lussekatter habe ich leider noch keinen gebacken«, meinte sie, während sie mich mit Tassen, Tellern und Kuchengabeln umstellte.
    »Macht nichts, ich habe es sowieso nicht so mit Rosinen«, erwiderte ich. Ich merkte, dass ich hungrig war. Sie offenbar auch, denn sie naschte schon an ihrem ersten Stück herum, während sie noch mit dem Aufbrühen des Kaffees beschäftigt war. Der Kaffeefilter schien die Wasseratome nur einzeln passieren zu lassen.
    »Sie scheinen sich mit Kristina ziemlich gut zu verstehen, habe ich den Eindruck«, sagte ich, um das Gespräch wieder von dem Kaffee?-Milch?-Zucker?- Niveau wegzubringen.
    Sie nickte dem Kaffeefilter zu. »Ja, ich glaube, ich habe einen ganz guten Draht zu ihr. Deswegen hat mich diese Geschichte mit ihrer Krankheit auch so umgehauen. Ich hatte Albträume, wirklich wahr. Na, ihrem Vater werde ich was erzählen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe …«
    Ich räusperte mich. »Es wäre mir sehr recht, wenn Sie das noch eine Weile als Geheimnis bewahren würden. Vielleicht noch eine Woche«, sagte ich so ernst und eindringlich wie möglich. »Es ist zu Kristinas Sicherheit.«
    Sie sah mich mit gerunzelter Stirn an, während sie wieder ein paar Tropfen heißes Wasser nachgoss. »Das verstehe ich nicht. Was hat das mit Kristinas Sicherheit zu tun?«
    »Sie werden es zu einem späteren Zeitpunkt verstehen«, beharrte ich. Mir fiel selber keine plausible Erklärung ein, also konnte ich nur auf dieser Masche weiterreiten. Ich weiß etwas, was du nicht weißt.
    Einen Moment herrschte Schweigen. Das muss man manchmal aussitzen, um zu gewinnen.
    »Na schön«, meinte sie schließlich schulterzuckend und wandte sich wieder ab. »Von mir aus.«
    Ich betrachtete ihren Rücken, während sie da am Herd stand und den Kaffeefilter mit Wasser fütterte. Sie hatte wirklich eine gute Figur. Klein, aber schlank. Drahtig irgendwie. Ein Körper, der sich kraftvoll um einen schließen konnte … Ich merkte, wie meine Unterhose bei dem Gedanken anfing zu spannen. Zum Glück sah man das unter dem roten Overall nicht. Mein Hormonsystem war jedenfalls auf vollen Touren, und offensichtlich interagierte es mit dem limbischen System, dass Sofía Hernández Cruz ihre helle Freude daran gehabt hätte.
    »Wir waren bei Kristina«, versuchte ich meine Gedanken in nützlichere Bahnen zurückzusteuern.
    Birgitta Nykvist nahm den Filter ab und schenkte ein. »Richtig«, sagte sie. »Ja, was soll ich sagen? Ich rede gern mit ihr. Sie ist ein umgängliches Mädchen. Sehr selbstbewusst für ihr Alter. Ungewöhnlich.«
    »Wissen Sie Näheres über den Tod ihrer Mutter?«
    Sie stellte uns die vollen Tassen hin. »Das war eine schreckliche Geschichte. Ein Autounfall. Ein Laster hatte Öl verloren, in einer Kurve auch noch. Die Straße soll spiegelglatt gewesen sein, und das nachts. Es hat mir sehr Leid getan für die Familie. Ich kannte Kristinas Mutter, wissen Sie?«
    »Das muss doch ein schwerer Schlag für Kristina gewesen sein.«
    Sie setzte sich

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