Der Nobelpreis
werden mir nichts tun.«
An den Rändern meines Wahrnehmungsvermögens begann es zu flimmern. »Sie vertrauen dem Falschen«, zischte ich sie an. »Ich bin kein Detektiv. Ich bin ein Sträfling. Ich bin vor drei Tagen aus dem Gefängnis gekommen, und ich habe seit sechs Jahren keinen Sex mehr gehabt.«
Unwillkürlich war ich auf sie zugetreten. Sie rührte sich immer noch nicht, doch sie atmete tiefer, und ihre Augenlider flatterten.
»Sechs Jahre?«, hörte ich sie wispern. »Das ist lang …«
Sie streckte die Hand aus, berührte mich. Mit einer raschen, unbeschreiblichen Bewegung glitt sie von ihrem Stuhl, stand vor mir und griff nach dem Reißverschluss meines Overalls.
»Wenn hier jemand naiv ist«, hauchte sie dabei, »dann bist du es, wenn du glaubst, dass ich dich mit zu mir genommen habe ohne jeden Hintergedanken …«
KAPITEL 34
In dem Augenblick, in dem sie meine Brust berührte, brachen meine Dämme, brannten meine Sicherungen durch. Eine Kraft, die stärker war als ich, brach über mich herein, eine Gewalt, die jenseits meiner Kontrolle war, ergriff Besitz von mir wie ein Dämon. Ich riss sie an mich, umschlang sie, hatte auf einmal hundert Hände, die ihren Körper erkundeten, packten, vereinnahmten. Da war ihr Haar und ihr Duft, da waren Lippen und Wimpern, und sie japste überrascht auf und sagte: »Oh!« Da war festes Fleisch, Wärme. Meine Hände fanden weiche Haut, warme Haut, unbeschreibliche Haut. Ich zitterte.
»Nicht«, stöhnte sie, und ich merkte, eines der vielen Geräusche war das reißenden Stoffs.
»Nicht kaputtmachen.« Sie flüsterte es hastig. »Wir haben doch Zeit, wir haben doch Zeit …«
»Ja«, sagte ich oder weinte ich oder so ähnlich, meine Stimme war ein Keuchen, ein Zittern, ein Erdrutsch. Meine hundert Hände zerrten an ihr, an ihrer Kleidung, Geschirr klapperte, als der Pullover herunter war und irgendwo landete. Und sie zog an mir, an den Ärmeln meines Overalls, half mir heraus, als er sich um meine Knöchel schlang und ich fast stolperte, weil ich nicht von ihr lassen konnte. Und sie trug wahrhaftig keinen BH, nur ein Hemd, und das flog auch davon, und etwas fiel herunter und klapperte metallen, und vor mir hingen diese Brüste, überwältigend, allmächtig, so schön, dass man an Gott hätte glauben mögen.
»Komm«, sagte ich, oder sagte sie es? Wir zogen einander aus dem Zimmer. Der Flur. Die andere Tür. Dahinter Dunkelheit bis auf einen messerscharfen fahlgelben Strich Straßenlaternenlicht an der Wand. Es roch nach ihr, nach Schlaf, nach Verheißung. Meine Knie stießen an ein Polster. Ich spürte sie an mir heruntergleiten und nach meiner Unterhose fassen, die beinahe zerriss vor Anspannung.
Leider ist zu berichten, dass alle Herrlichkeit in diesem Moment jäh endete. Birgitta hatte kaum den Gummizug über die Spitze meines Glieds gehievt, als es unvermittelt losging, ein regelrechter Sturzbach, der sich pulsierend ins Leere ergoss und fast nicht mehr aufhören wollte.
Aber dann hörte es doch auf, und alles wurde kalt und schlaff, und eine zeitlose Sekunde lang herrschte völlige Stille. Wir verharrten reglos in der Dunkelheit wie zwei Schaufensterpuppen in einem absurden Lagerraum.
»Wow«, hörte ich sie schließlich sagen. »Was für eine Ladung.«
Ich war mir sicher, dass sie sich ekelte, aber sich zugleich bemühte, es mich nicht merken zu lassen.
Am liebsten wäre es mir gewesen, die Erde hätte sich in diesem Moment aufgetan und mich verschlungen, aber mir war klar, dass die Chance dafür hier oben im sechsten Stock denkbar gering war. Blieb nur Flucht, um der Peinlichkeit ein Ende zu setzen. Ich beugte mich hinab und griff nach meiner Unterhose, um sie hochzuziehen. Einfach schnell machen, anziehen, gehen, fertig. Gut, dass ich ihr nicht meinen richtigen Namen verraten hatte. Ich würde ihr sowieso nie wieder über den Weg laufen.
Aber sie ließ mich nicht. »Warte«, sagte sie. »Lass. Wir legen uns hin und warten eine Weile. Bestimmt geht es in ein paar Minuten wieder.«
Ich wollte widersprechen, aber mein Körper verriet mich. Auf einmal war die bodenlose Müdigkeit wieder da. Bis in die letzte Faser war ich erfüllt von einem unbändigen Verlangen, doch ich hätte nicht sagen können, ob es dem Sex galt oder schlicht der Aussicht, mich hinzulegen. Ich sank auf die Bettkante. Sie streifte mir die restliche Kleidung ab, die Socken, die Unterhose, und ich ließ es geschehen.
Sie zog auch noch etwas aus, das ich übersehen haben musste,
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