Der normale Wahnsinn - Roman
aus Funk und Fernsehen! Die Kamera liebt Sie, Kumpel … Und die Überwachungskameras auch. Sie waren einfach großartig in Crimewatch . Allerdings hätten Sie von der Nylonstrumpfhosen-Maskierung absehen sollen. Die amerikanische Bräune hat Ihnen irgendwie nicht besonders gut gestanden.«
Mein Blick – wie der aller anderen Anwesenden – wandert suchend Richtung Theke. Ich kenne diesen Mann. Allerdings nicht aus dem Fernsehen. Er ist mit Kates Freundin Siobhan verheiratet. Die bekam etwa zur gleichen Zeit ein Kind, als Kate mit Cameron schwanger war. Keine Ahnung, warum die beiden Frauen einander mögen. Gegensätze ziehen sich an, sagt man, und die beiden scheinen der lebende Beweis dafür zu sein. Natürlich kenne ich Siobhans Mann nicht persönlich. Die beiden haben vier Kinder, und wie’s aussieht, hat er als Vater nicht sehr viel mit ihnen zu tun.
»Kenn ich nicht«, sagt Tanya und nickt in Richtung Dominic Gethen. »Und du?«
Ich schüttele den Kopf. Hab keinen Bock auf Erklärungen. Gethen wirkt nicht sonderlich erfreut darüber, dass ihn nun alle anstarren. Wenn ich’s recht überlege, hab ich ihn noch nie gut gelaunt gesehen. Für einen Comedian scheint er ein ziemlich humorloser Mensch zu sein, aber vielleicht ist ja gerade das sein Markenzeichen.
»Egal, wir scheißen auf die Profis«, fährt der Ansager fort. »Schließlich ist ja Sonntagabend, nicht? Zeit für die hoffnungslosen Amateure also. Versuchen Sie daher, so beeindruckt wie möglich zu wirken, liebes Publikum. Ich kann’s nicht ausstehen, wenn Sie diesen Leutchen das Leben so schwer machen, dass sie am Ende noch zu flennen anfangen. Ich kann das gar nicht oft genug betonen: Ich hasse Tränen … Wie dem auch sei, als Erstes haben wir …« Er fummelt einen Fetzen Papier aus seiner Hosentasche. »… Madeleine Tree. Madeleine wird jonglieren und zaubern. Auch wird sie ein paar Witze zum Besten geben und Max Plancks bahnbrechende Forschungen auf dem Gebiet der Thermodynamik mit Ihnen diskutieren – wenn alles gut geht … Ist so eine Multitasking-Sache, müssen Sie wissen. Frauen haben da ja sowieso die Nase vorn, wie man so hört …«
Jaz : »Du bist ja ganz blass geworden, Jaz«, meint meine Schwester.
»Kein Wunder, in fünf Minuten bin ich dran«, sage ich. Manchmal kann sie wirklich begriffsstutzig sein. »Ich schaff das nicht, Sari. Ich kann das einfach nicht …«
»Natürlich kannst du«, sagt sie.
»Nein, ich kann nicht. Sobald das Mädchen auf der Bühne ist, werde ich Tom Bescheid geben. Werde ihm erzählen, dass mir was dazwischengekommen ist.«
»Aber das kannst du doch nicht machen.«
»Sieh mich doch nur mal an. Ich bin fix und fertig.«
»Schluss jetzt damit. Erinnerst du dich noch, was du mir mal gesagt hast?«, fragt sie.
»Nein, was hab ich denn gesagt? Und wann?«
»An dem Tag, als du beschlossen hattest, hierherzukommen. Du bist in mein Zimmer geplatzt und warst total aufgeregt.« Sie umfasst meine Handgelenke und sieht mir fest in die Augen. »Erinnere dich, Jaz. Es ist wichtig. Du sagtest, dass der heutige Abend alles verändern könnte.«
»Meine Handgelenke , Sari. Du tust mir weh .«
»Also wirklich, du benimmst dich wie ein Baby. Du hast gesagt, dass, egal wie erfolgreich Leute wie Jack Dee und Konsorten auch immer sein mögen, ihnen etwas fehlt, das du noch hast. Du hast gesagt, sie würden nie mehr dieses Gefühl erleben können, das sie zu Beginn ihrer Karriere hatten – als noch alles möglich war. Du weißt schon, diesen Thrill . Ja, das hast du gesagt, Jaz, und ich fand das einfach toll.«
»Ja, ein großer Haufen Mist war das, weil ich noch nicht mal den ersten Schritt gemacht hab. Ich hab noch gar nichts gemacht, und deswegen geh ich jetzt auch nach Hause.«
Ich stehe auf, doch sie drückt mich zurück auf den Sitz. »Das kannst du nicht machen«, sagt sie.
»Ich kann tun, was mir passt.«
»Nein, das kannst du nicht. Hör doch mal .« Sie nickt in Richtung Colin Toms auf der Bühne.
»Madeleine Tree … Ist hier eine Mzzz Tree …?«, ruft Toms durch den Pub. »Scheint, als hätte sie das Gebäude verlassen. Ist ihr wohl was dazwischengekommen. Vermutlich ihr Abendessen. Tja, Pech gehabt, aber das ist ja nicht das erste Mal …«
Scheiße, jetzt holt er wieder seinen Spickzettel hervor.
»Wen haben wir hier denn als Nächstes …«
Ach du Scheiße …
»… Jaz … Ven kate san, steht hier, und das habe ich geschrieben, also muss es auch stimmen. Jaz wird Sie
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