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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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wie sie ihren DVD-Spieler oder Plasma-Fernseher ans Laufen kriegen …«
    »Blödsinn, verschwinde von der Bühne!«, schreit Tanya.
    »Pssst«, zische ich ihr zu. »Das kannst du doch nicht machen!«
    »Du warst wohl noch nie bei ’nem Open-Mic-Abend?«, sagt sie. »Da gehören Störaktionen einfach dazu. Nur so lernen diese Möchtegerns ihr Geschäft.« Wieder wendet sie sich der Bühne zu: »So wird das nichts, Kumpel. Geh wieder nach Hause!«
    Jaz : Scheiße, eine Zwischenruferin. Ich will was darauf erwidern, aber mir fällt gerade nichts Passendes ein. Ich kann ihr ja schlecht sagen, sie soll sich verpissen. Jetzt hab ich wegen ihr den Faden verloren. Hab total vergessen, wo ich stehen geblieben war. Ach ja, bei den Callcentern! Lass dich nicht unterkriegen, Jaz. Du hast es ja fast geschafft.
    »Oder nehmen Sie nur Hyderabad«, fahre ich fort. »Dreieinhalb Millionen Einwohner und jeder von denen verkauft Lebensversicherungen. Im Ernst, diese Leute wissen nicht mal, wofür ’ne Lebensversicherung gut sein soll. Ich meine, diese Menschen glauben an Wiedergeburt, Herrgott noch mal. Wozu brauchen die ’ne Lebensversicherung? Dennoch drehen sie aller Welt diese Dinger an wie nichts Gutes …«
    »Nicht lustig!«, brüllt die Zwischenruferin durch den Pub.
    »Halt die Fresse, du dumme Kuh«, schallt eine weitere weibliche Stimme durch den Raum. Das muss Sari sein.
    »Schlag mich doch!«, höhnt die Störerin zurück.
    »Das werde ich auch, wenn du nicht endlich dein blödes Maul hältst!«
    Vielen Dank für deine Unterstützung, Sari. Ich kann sie von hier nicht sehen, aber ich spüre, dass sie jeden Moment explodiert. Wie’s scheint, läuft das Ganze auf ’ne Schlägerei raus, oder? Aber Sari ist klein und zierlich, die wird man zerquetschen wie ’ne Fliege, wenn’s hart auf hart kommt. Und was soll ich jetzt machen? Bin kein Schlägertyp, aber immerhin ist sie meine kleine Schwester. Außerdem hab ich jetzt völlig den Anschluss verloren. Hatte noch jede Menge anderer Callcenter-Gags in petto, aber mein Kopf ist leer. Ich sehe zu Dominic Gethen rüber, doch der schaut mich nicht mal mehr an. Wie’s scheint, starrt er rüber zu der lästigen Zwischenruferin. Ich muss seine Aufmerksamkeit zurückbekommen, muss es schaffen, dass er verdammt noch mal endlich lacht …
    »Wie auch immer, ich bin gerne Kellner«, fahre ich fort. Keine Ahnung, warum mir ausgerechnet das eingefallen ist. DerGag hat nichts mit Callcentern zu tun und gehört auch eigentlich nicht zu meinem heutigen Programm. Egal, einfach weitermachen, mir fällt ohnehin nichts anderes mehr ein. »Ja, ich liebe es … Praktisch alle Welt geht in unserem Restaurant ein und aus … Und die Paare diskutieren nur allzu gern ihre Probleme bei uns. Was ich nicht wirklich nachvollziehen kann. Ich meine, wenn man was total Wichtiges, Intimes zu besprechen hat, macht man das doch bei einem privaten Dinner unter vier Augen und nicht in einem öffentlichen Restaurant, nicht? Was denken sich diese Leute eigentlich dabei? Ich stelle mir dann immer folgenden Dialog vor: ›Liebling, wir müssen reden. Sollten wir das nicht hier in der Abgeschiedenheit unserer eigenen vier Wände tun?‹ ›Nein, lass es uns dort erledigen, wo alle Welt sehen kann, wie ich in Tränen ausbreche, während du mir erzählst, wie scheiße ich im Bett bin. Frigidität, Impotenz und vorzeitige Ejakulation? Klar, Herr Ober, wir hätten gern zwei Keema Naans dazu, danke.‹«
    Nein, Gethen lacht noch immer nicht. Schlimmer als das, er zieht sich gerade seine Jacke an. Ich bin wohl so unlustig, dass er beschlossen hat, zu gehen.
    »Bist du immer noch nicht fertig?«, schreit die Zwischenruferin mir zu.
    »Okay, ich hab dich gewarnt«, höre ich Sari rufen.
    Oh, Scheiße … Scheiße, Scheiße …
    Christie : »Jetzt kommt sie rüber«, sage ich. »Hättest du doch nur deinen Mund gehalten.«
    »Muss seine Freundin sein«, sagt Tanya achselzuckend.
    Das ist alles so gottverdammt peinlich. Die kleine Inderin bahnt sich gerade ihren Weg durchs Lokal – und sie scheint vor Wut zu kochen. Als sie unseren Tisch erreicht, baut sie sich, die Hände in die Hüften gestemmt, vor Tanya auf.
    »Geh aus dem Weg«, sagt Tanya zu ihr. »Ich kann nichts mehr sehen.«
    Die Kleine rührt sich keinen Millimeter. »Warum stellst du dich nicht mal da oben hin und versuchst, die Leute zum Lachen zu bringen«, verlangt sie stattdessen zu wissen.
    »Besser als dein Freund bin ich allemal«, erwidert

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