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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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entweder mit einem Programm unterhalten, oder er nimmt Ihre Bestellung entgegen. Nein, das war jetzt ein überflüssiger, fast rassistischer Gag, für den ich mich entschuldigen möchte. Komm herauf, Jaz …«
    Scheiße, Scheiße, Scheiße, er ruft mich.
    »Ich kann dich da hinten stehen sehen, Jaz. Mach mir jetzt nicht die Madeleine, hörst du? Oder soll ich etwa den ganzen Abend allein schmeißen? Los, beweg deinen Arsch hierher …«
    Sari schiebt mich Richtung Bühne, und ich kann meine Beine nicht daran hindern, sich immer weiter voranzubewegen. Plötzlich stehe ich auf dem Podium neben Toms. Wie konnte das passieren?
    »Liebes Publikum, einen Applaus für Jaz!«
    Der Scheinwerfer geht an und blendet mich. Ich kann die Leute im Pub nicht erkennen, und meine Beine sind so weich wie Gummi. Ich greife nach dem Metallständer, nicht, um das Mikro zur Hand zu nehmen, sondern, um mich irgendwo festzuhalten, damit ich nicht umfalle. Okay, jetzt stehe ich also hier oben, dakann ich’s genauso gut auch hinter mich bringen, oder? Ich meine, wie sähe das denn aus, wenn ich jetzt einfach kneifen würde. Ein paar Leute klatschen halbherzig, doch wegen des grellen Lichts kann ich niemanden der Gäste erkennen. Ich beuge mich ein wenig vor, will Augenkontakt mit Sari aufnehmen, aber alles, was ich sehe, ist … Ach du Scheiße! Alles, was ich sehe, ist Dominic Gethen! Regungslos steht er an der Bar und starrt mich an. Er lächelt nicht. Ich muss ihn zum Lächeln bringen, Mann, muss ihn zum Lächeln … Ich öffne den Mund …
    Aber es kommt nichts über meine Lippen, außer einem Rülpser. Ein fetter, lauter Rülpser direkt ins Mikro. Das Echo hallt an den Wänden des Pubs wider. Zu viel Cola, verdammte Scheiße. Ich fühle, wie ich rot werde, aber irgendwo wird gelacht. Nur kurz zwar, aber immerhin. Vielleicht wird’s ja doch nicht so schlimm, wie ich dachte.
    Wieder öffne ich meinen Mund, und diesmal schaffe ich’s zu sagen: »Tut mir leid, das war unhöflich von mir. Ist normalerweise nicht meine Art, so was. Ich bin nämlich kein Kuriositäten-Act müssen Sie wissen. Nicht so wie der Typ, der die Nationalhymnen von zehn Ländern rülpsen kann, um im Anschluss daran auch noch Bohemian Rhapsody ins Mikro zu furzen.«
    Na, wie war das? Total improvisiert! Wieder ist ein einsames Lachen zu hören. Ich bin nicht sicher, aber es klang ganz nach Sari. Egal, wenigstens hat einer gelacht. Dominic Gethen allerdings hat nicht gelacht. Nach wie vor starrt er mich an. Ich werde diesen Bastard zum Lachen bringen, und wenn’s das Letzte ist, was ich tue.
    »Egal, erst mal hallo und guten Abend«, sage ich. »Ich heiße Jaz, und der gute Mann hatte Recht: Ich bin Kellner. Kein Witz. Ich arbeite im Star of Mumbai. Vielleicht kennen Sie das Restaurant. Wir sind schon überall empfohlen worden: im Evening Standard zum Beispiel, aber auch im Cat Lover’s Weekly . Nein, das war nur ’n Scherz. Katzen stehen nicht bei uns auf der Speisekarte. Nur Hundefleisch, doch lediglich solches von anerkannten Züchtern. Und es muss aus Freilandhaltung stammen. Diese Köter aus Fabrikhaltung kommen uns nicht auf den Tisch. Wir sind ja schließlich keine Chinesen …«
    Jemand im Publikum lacht laut und herzhaft, und diesmal bin ich sicher, es ist Sari.
    »… der Laden gehört meinem Vater. So ist das bei uns Indern. Wenn man erwachsen ist, muss man ins Geschäft der Familie einsteigen. Das ist so ’ne Art ungeschriebenes Gesetz. Es sei denn, man will Arzt werden. Das ist aber auch die einzige Ausnahme. Es sei denn, die Eltern sind Ärzte. ›Du willst Arzt werden? Bist du jetzt völlig übergeschnappt? Gib Ruhe und kauf dir ’nen Laden an der Ecke.‹ Auch hierfür gibt’s ein ungeschriebenes Gesetz. So wird sichergestellt, dass das Verhältnis Ärzte/Eckläden nicht aus dem Gleichgewicht gerät …«
    Christie : »Na, was hab ich dir gesagt?«, meint Tanya. »Unlustig ohne Ende.«
    »So gib ihm doch ’ne Chance«, erwidere ich. »Du siehst doch, wie nervös er ist.«
    »Dann ist sein Platz aber nicht auf der Bühne«, zischt sie.
    »… aber inzwischen zeichnet sich so was wie eine Veränderung ab«, sagt der kleine Komiker gerade. »Die guten alten Traditionen landen nach und nach auf dem Müllhaufen der Geschichte. Jahrhunderte von Eintracht und Harmonie gehen vor die Hunde, weil sich ganz Indien allmählich in ein riesiges Callcenter verwandelt. Kein Witz, halb Kalkutta ist damit beschäftigt, den Mediamarkt-Kunden zu erklären,

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