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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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Tanya.
    »Er ist mein Bruder , du dämliche Kuh.«
    »Wie auch immer, auf ’ne Bühne gehört der jedenfalls nicht. Der ist einfach total un…!«
    Sie kann ihren Satz nicht mehr beenden, denn die Faust der kleinen Inderin trifft sie hart im Gesicht. Tanya ist so geschockt, dass sie vom Stuhl fällt und mit dem Hintern auf dem Boden landet. Fassungslos sieht sie zu uns auf. Eine solche Reaktion hat sie wohl nicht erwartet, und ich auch nicht. Das ist alles so grotesk. Die Inderin ist so klein und zierlich wie ein Spatz, wohingegen Tanya fast schon ein Schwergewicht ist. Ich kann mir nicht helfen, aber ich muss kichern. Tanya hatte Recht, als sie mir versprach, dass das ein lustiger Abend werden würde.

DONNERSTAG
    Christie : Sie streiten wieder. Na ja, sie streitet – Marco hüllt sich wie üblich in Schweigen, während sie ihn runderneuert. Keine Ahnung, worum es diesmal geht. Ich habe mich mit Cameron ins Spielzimmer zurückgezogen.
    »Gehört das hierhin?«, fragt er mich gerade und zeigt mir ein Teil von Policeman Plod.
    »Nein, das gehört zur Nase. Was du suchst, ist ein Stück vom Ohr, Süßer.«
    Wir setzen auf dem Fußboden ein Noddy-Puzzle zusammen. Cameron ignoriert meinen Einwand und versucht, die Nase am Ohr des Cops zu platzieren. Ein Fortschritt. Vielleicht wird aus ihm ja mal ein Schönheitschirurg, wenn er groß ist. Heute geht’s ihm schon viel besser, und er ist fast wieder der Alte. Als ich ihn vor zwei Wochen ins Krankenhaus geschafft habe, dachte ich wirklich, der Kleine müsste sterben. Dabei hätte ich mich nur daran erinnern müssen, wie dickköpfig er ist. Von einem Puzzle lässt er sich nicht unterkriegen, genauso wenig wie von einer potentiell tödlichen Infektion.
    »Schau, es passt!«, jubelt er, nachdem er die Teile endlich zusammengesetzt hat – mehr schlecht als recht.
    »Ja, gut gemacht«, lobe ich ihn.
    In diesem Moment dringt von draußen Kates lauter werdende Stimme an mein Ohr. »Wir werden zusammen gehen, okay? Paare tun die Dinge nun mal zusammen , und noch sind wir ein gottverdammtes Paar!«
    Für mich sieht das zwar nicht danach aus, aber was weiß ichschon. War nie länger mit jemandem zusammen als zwei Monate. Wenn es um die Liebe ging, hatte ich nicht gerade viel Glück bisher. Und selbst wenn ich ’ne Expertin auf diesem Gebiet wäre, legt hier niemand Wert auf meine Meinung. Ich bin hier ja nur angestellt. Aber nicht mehr lange. Ich hab meine Meinung zu diesem Thema nicht geändert. Sobald Cam wieder völlig gesund ist, bin ich weg.
    »Was ist ein Paar?«, fragt er mich, während er versucht, zwei weitere, nicht zueinander passende Teile miteinander zu verbinden.
    »Zwei Menschen, die einander lieben … Wie deine Mum und dein Dad.«
    »Mein Daddy weiß nicht, was Liebe ist«, sagt er plötzlich unvermittelt.
    »Warum sagst du das?«, frage ich.
    »Das hat Mummy gesagt.«
    Herrgott, Kate, geh mal zum Seelenklempner, denke ich bei mir. Der Mann hätte an dir echt ein dankbares Forschungsobjekt!
    In diesem Moment fliegt die Tür auf, woraufhin Cameron und ich vor Schreck zusammenfahren. Vor uns steht Kate und schaut auf uns herab. Sie ist von oben bis unten in Schwarz gekleidet, und sie trägt einen Pferdeschwanz. Das Haar ist so straff zurückgekämmt, dass ihre Gesichtshaut zum Zerreißen gespannt aussieht. Selbst als sie noch arbeitete, habe ich sie nie so streng frisiert gesehen. Cameron kriecht über den Boden auf mich zu. Kate, noch immer sichtlich auf hundertachtzig, würdigt ihren Sohn keines Blickes und blafft mir zu: »Wir sind jetzt weg, und ich weiß noch nicht, wann wir wieder da sind.«
    »Gut, machen Sie sich keine Sorgen um uns«, erwidere ich und drücke Cameron kurz an mich.
    Sie beugt sich zu uns hinab, um ihrem Sohn einen Kuss zu geben, doch der fängt an zu wimmern und drückt sich noch enger an mich. Ich hasse solche Situationen. Schließlich lautet die erste goldene Kindermädchen-Regel: Sei bei deinem Schützlingzu keiner Zeit beliebter als Mutti! Ich versetze ihm einen kleinen Stups. »Komm schon, Cam, gib deiner Mummy zum Abschied einen dicken Kuss.«
    Kate : »Kein Problem«, sage ich. »Wir sind sowieso spät dran.« Ich werfe Cameron einen Handkuss zu und gehe runter ins Erdgeschoss. Aber ich war nicht ehrlich. Natürlich ist dergleichen ein Problem für mich; es verletzt mich. Welche Mutter würde ein solches Verhalten nicht verletzen? Was seltsam ist. Denn die Gründe, warum ich Christie angestellt habe, waren nicht einzig und allein

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