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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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zwei Tagen?«
    »Okay.«
    »Und da ist noch was«, sage ich. »Ich weiß nicht, ob Sie hingehen möchten, aber Pauls Beisetzung findet am kommenden Donnerstag statt.«
    »Ach ja …«
    »Wie gesagt, ich weiß nicht, ob Sie teilnehmen möchten. Das müssen Sie natürlich nicht … Aber falls doch, die Beisetzung istum drei, im Krematorium in Enfield. Das ist auf der Great Cambridge Road.«
    »Okay … Falls Sie Ali sehen, könnten Sie ihr dann ausrichten, wie leid mir das alles tut?«
    »Ja, das werde ich.«
    »Und sagen Sie ihr auch, wenn ich was im Laden für sie erledigen oder sonst was für sie tun kann … Könnten Sie ihr das sagen?«
    »Ja, das mache ich, danke schön.«
    Nachdem wir unser Telefonat beendet haben, fällt mir ein, dass Micheles beste Freundin ebenfalls erst kürzlich gestorben ist. Klar, sie hat Paul nicht wirklich gut gekannt, aber schlimme Ereignisse scheinen sich in ihrem Leben derzeit zu häufen. Das arme Mädchen tut mir leid. Sie ist doch noch viel zu jung, um diese ganze Scheiße auch nur halbwegs zu verkraften.
    Ich bin zu Hause in meiner Küche. Die Kinder – zumindest drei von ihnen – sind im Wohnzimmer. Ich höre, wie sie sich wegen des Fernsehprogramms in den Haaren liegen. Als mein Bruder und ich noch Kinder waren, hatten wir nur drei Sender, um die wir uns streiten konnten. Zwei, wenn man BBC2 nicht dazuzählt, was wir auch nicht taten. Und nun, im digitalen Zeitalter, scheint die Auswahl schier unerschöpflich zu sein. Josh liegt zusammengekauert in meiner Armbeuge und schläft – Gott sei Dank. Aber wo ist Dom? Das weiß der Himmel allein. Vor Stunden hat er das Haus verlassen, um seine verdammte Muse zu suchen oder was auch immer. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Muse nicht eine vollbusige Neunzehnjährige ist, die nach Stunden abrechnet.
    Eigentlich sollte mein Mann schon längst wieder zu Hause sein. Ich muss zurück zu Ali. Ihre Mutter ist momentan bei ihr, aber die ist so nützlich wie ’ne Kugel im Kopf. Tatsächlich scheint die Frau eher eine Belastung denn eine Hilfe zu sein. Hysterie ist nicht gerade das, was Ali im Moment braucht. Am liebsten würde ich der Alten ’ne Backpfeife verpassen und sie auffordern, sich verdammt noch mal endlich zusammenzureißen, wäre sie nicht einundsiebzig Jahre alt und mit einer neuen künstlichen Hüfte unterwegs.
    Allein der Gedanke an sie macht mich sauer. Ich befürchte, es ist wieder mal an der Zeit, dass ich mich mit jemandem anlegen muss. Dom wäre dafür genau der Richtige. Vor allem, weil er jetzt im Moment eigentlich hier sein sollte. In den letzten Wochen ist er zu einem richtigen Arschloch mutiert. Entweder ist er nur noch mit sich selbst beschäftigt oder, bevor er wieder mal das Weite sucht, zynisch und schnippisch. Aber so ist er immer, wenn seine Kreativität ins Stocken gerät, was zurzeit fast dramatische Züge annimmt. Zwar versucht er, sein Programm zu überarbeiten, aber er scheint trocken wie ein Schwamm zu sein. Ich versichere ihm zwar, dass diese Phase wieder vorübergeht, dass er die Sache schon wieder hinkriegt, aber ich muss Ihnen leider sagen, dass er zurzeit alles andere als witzig ist.
    Wieder nehme ich das Telefon zur Hand und rufe ihn auf seinem Handy an.
    »Yup?«, kommt es schließlich vom anderen Ende. Im Hintergrund sind die unverwechselbaren Geräusche eines Pubs zu hören. Verdammt, der weiß wirklich, wie er mich auf die Palme bringen kann.
    »Wo bist du?«, frage ich.
    »Im Bull & Gate«, sagt er.
    »Im Bull & Gate?«
    »Ja, in dem Laden in der Crouch End, den kennst du doch.«
    »Ich weiß, wo das ist, danke. Was zum Henker machst du da?«
    »Ich arbeite«, erwidert er.
    »In einem Pub?«
    »Ja, meine Liebe, denn dieser Pub hat eine Kleinkunstbühne, weißt du. Und wie dir vielleicht nicht entgangen sein dürfte, mache ich Kleinkunst. Ergo arbeite ich hier.«
    »Du hast einen Auftritt? Warum hast du mir nichts davon gesagt? Und überhaupt: Geht’s dir inzwischen schon so schlecht, dass du durch die Bars tingeln musst?«
    »Nein, ich trete hier nicht auf. Ich bin auf Talentsuche.«
    »Auf … was?«
    »Heute ist Talentabend hier. Ein Open Mic. Ich sehe mir die Nachwuchskünstler an – Ja, Kumpel, schenk mir noch einen ein, bitte.«
    Falls seine letzte Bemerkung dazu gedacht war, mich in Rage zu versetzen, dann hat es funktioniert.
    »Jesus, Dom, ein sehr guter Freund von uns ist am Freitag gestorben, und du treibst dich in einem scheiß Pub herum?«
    »Ich arbeite.«
    »Ja, ein paar

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