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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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oben bis unten ein.«
    Das erklärt das Gebrüll.
    »Außerdem könnte ich ihn unmöglich mit in ein Taxi nehmen«, fährt sie fort. »Der stinkt wie der Teufel.«
    Schön und gut, aber was soll ich jetzt machen? Ach, warum frage ich mich das überhaupt. Ich weiß doch längst, was sie von mir will.
    »Wenn du mir also wirklich ’nen Riesengefallen tun willst, dann wär’s total super, wenn du kommen und uns abholen würdest«, sagt sie mit zuckersüßer Stimme.
    »Würde ich gern machen … Aber Cameron ist noch nicht ganz auf dem Damm. Er darf eigentlich noch nicht wieder nach draußen.«
    »Pack ihn ordentlich ein, dreh die Heizung im Wagen bis zum Anschlag auf, und dann geht das schon, was meinst du?«  
    Wahrscheinlich, aber Kate würde mich vermutlich umbringen, wenn sie dahinterkäme.
    »Ich weiß nicht, Tanya …«, sage ich. »Das darf ich eigentlich nicht machen.«
    » Bitte  … Ich werde dich auch nie wieder um einen Gefallen bitten, ich versprech’s.«
    Kate wird mich wohl kaum hier zu Hause anrufen, oder? So was macht man doch nicht, wenn man auf ’ner Beerdigung ist, nicht? Und der Mercedes hat ’ne richtig effektive Heizung. Das wird schon gut gehen, was?
    »Okay«, sage ich.
    »Du bist ein Schatz!«, ruft sie aus. »Bin dir echt was schuldig.«
    »Wo bist du jetzt genau? Gib mir mal den Straßennamen durch, damit ich das Navi damit füttern kann.«

    Christie : Ich komme mir vor, als würde ich durch Beirut fahren. Okay, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Zerbombte Gebäude und bewaffnetes Militär gibt’s nicht, aber trotzdem sieht das hier alles aus wie Sperrgebiet. Selbst wenn sie alleBäume dieser Welt hier anpflanzen und alle Häuser bunt anmalen würden, so bliebe diese Gegend doch nichts weiter als eine riesige, hässliche, unpersönliche Hochhaussiedlung. Definitiv kein Kleinkinder-Paradies – jedenfalls keins für Kleinkinder mit Nannys. Ich will gar nicht wissen, was Tanya hier verloren hat.
    Eine Gruppe schwarzer Kids starrt den Mercedes begehrlich an, als ich um eine Ecke biege. Ich gehe vom Gas und lese das Straßenschild: Adam’s Road. Hier bin ich richtig. Dem Himmel sei Dank für das Navi. Da entdecke ich auch schon Tanya, die sich ein bisschen abseits von der Straße unter einen Baum gestellt hat. Es regnet. Sie hat Harley an der Hand, hält ihn jedoch auf Armeslänge auf Abstand. Klar, der arme Kleine hat sich ja auch in die Hose gemacht. Sie sieht mich und winkt, dann springt sie zur Sicherheit auch noch auf und ab für den Fall, dass ich ihr idiotisches Gefuchtel übersehen haben könnte. Ich beschleunige den Wagen und komme neben ihr zum Stehen. Sie stürzt auf den Bürgersteig in meine Richtung. Tja, wie’s scheint, gefällt es selbst ihr hier nicht sonderlich. Ich entriegele die Tür, und schon wird Harley auf den Rücksitz geschoben. Der Kleine sieht verfroren und nass aus. Aus seiner Nase fließt der Rotz in Strömen vom vielen Heulen, was er irgendwann wohl erschöpft aufgegeben hat. Und er stinkt zum Gotterbarmen! Tanya schnallt ihren Schützling an, und ich reiche ihr die Tragetasche, die auf dem Beifahrersitz liegt.
    »Da sind auch ein paar von Camerons Sachen und feuchte Tücher drin, falls du Harley sauber machen und die dreckigen Klamotten wechseln willst«, sage ich.
    »Nö, das geht schon, bis wir wieder zu Hause sind«, sagt sie. »Ich zünd mir gleich ’ne Kippe an, das wird den Gestank ein bisschen überdecken. Der kleine Scheißer hier konnte einfach nicht noch ein bisschen warten, was?« Sie klettert auf den Beifahrersitz. »Los, lass uns fahren. Vielleicht schaffen wir’s noch rechtzeitig zur Schule.«
    Die schwarzen Kids kommen langsam, aber sicher auf den Geländewagen zu.
    »Verriegele lieber mal die Tür, Christie«, sagt sie. »In dieser Gegend ist so ’ne schicke Karre ’ne einzige Einladung, weißt du?«
    Da hat sie Recht. Wer auch immer hier mit so einem Wagen unterwegs ist, ist entweder ein Gangsterboss oder das nächste Opfer in der Verbrechensstatistik. Ich betätige die Zentralverriegelung, lege den Gang ein und wende den Wagen.
    »Sorry, wenn ich das gewusst hätte, wäre ich mit dem Schuttlaster gekommen«, sage ich.
    »Kein Grund, sarkastisch zu werden«, sagt sie. »Ach, sorry. Bin dir echt dankbar, dass du gekommen bist und so … Du kennst das ja, stimmt’s?«
    »Ja, das kenne ich«, erwidere ich.
    Als wir an der Kreuzung stehen, sehe ich zu ihr rüber. Sie hat immer noch ein kleines Veilchen im

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