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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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ihren ausgezeichneten Referenzen und guten Manieren geschuldet. Ich habe mich nicht zuletzt für sie entschieden, weil ich dachte, dass sie keine Bedrohung darstellen würde. Sie ist ein Mauerblümchen, weshalb ich mir sicher war, dass Marco kein Interesse an ihr haben würde. Wie naiv von mir! Marco hat nicht mal den Biss für eine heimliche Affäre. Doch zu keiner Zeit hatte ich Bedenken, dass Christie mir womöglich meinen kleinen Jungen wegnehmen könnte.
    Nun gut, darüber werde ich mir später Sorgen machen. Jetzt muss ich mich darauf konzentrieren, Marco aus dem Haus und auf Linie zu bringen. Der Himmel weiß, warum er sich so sträubt. Es ist das erste Mal, dass er sich vehement gegen eine Entscheidung von mir zur Wehr gesetzt hat. Tatsächlich kann ich mich nicht daran erinnern, dass er sich je mit mir über irgendwas auseinandergesetzt hätte. Wie gesagt, für nervenaufreibende Dinge fehlt ihm einfach der Biss.
    Er steht noch immer dort, wo er stand, als ich nach oben gegangen bin: im Durchgang zur Küche.
    »Du bist ja immer noch nicht im Mantel!?«, rufe ich. »Herrgott, wir müssen los!«
    »Aber warum?«, fragt er. »Ich kapier’s immer noch nicht. Ich meine, wir haben diesen Mann doch nur ein Mal getroffen.«
    »Ja, aber Siobhan ist eine meiner besten Freundinnen, und Ali ist eine Bekannte von ihr. Es geht darum, Solidarität zu bekunden, Marco. Für deine Freunde. Ist das denn so schwer zu begreifen?«
    Ach, warum frage ich nur? Dieser Mann lebt in einer selbst auferlegten Einzelhaft. Was interessieren ihn schon Dinge wie Mitgefühl und Freundschaft.
    Marco : »Dann gehst du eben allein dahin«, sage ich. »Ich weiß nicht, warum ich unbedingt dabei sein soll. Sorry, aber ich fühle mich bei solchen Veranstaltungen einfach nicht wohl.«
    »Grundgütiger Himmel, wir gehen auf eine Beerdigung! Da soll man sich nun alles andere als wohl fühlen.«
    »Aber du hast doch selbst gesagt, dass Siobhan deine Freundin ist und –«
    »Hör mal, ich kriege schon genug schiefe Blicke zugeworfen, seit sie dich auf der Polizeistation verhört haben.« Jetzt brüllt sie wieder. »Noch mehr Klatsch und Tratsch brauche ich nun wirklich nicht. Und jetzt binde dir endlich deine Krawatte um, und wirf dich in deinen Mantel!«
    Sie fährt herum und trippelt auf ihren hohen Absätzen – klick, klick, klick  – aus der Küche. Nur zu gern würde ich sie begleiten. Ja, wirklich. Ich möchte Ali wiedersehen. Sie braucht jetzt mehr denn je Menschen um sich, die sie lieben. Aber dafür ist es noch zu früh. Doch ich werde eines Tages mit ihr zusammen sein. Das weiß ich. Nur noch nicht jetzt.
    »Marco!«
    Kate ist schon an der Haustür. Sie wartet. Ohne mich wird sie keinen Schritt mehr machen, so viel ist sicher. Also werde ich sie wohl oder übel begleiten müssen. Vielleicht darf ich ja im Wagen sitzen bleiben.
    Christie : Ich zucke zusammen, als die Tür ins Schloss fällt. Gott sei Dank, sie sind endlich weg. Jetzt können Cameron und ich gefahrlos das Spielzimmer verlassen, das mir allmählich auf die Nerven geht. Zu viele Primärfarben für meinen Geschmack.Nach einer Weile fühlt man sich dort, als ob man in einer Kiste mit gigantischen grellbunten Bauklötzen eingesperrt ist.

    Christie : Plötzlich höre ich mein Handy klingeln. Ich lasse Cameron vor dem Fernseher allein, eile in den Flur und hole das Telefon aus meiner Handtasche. Mit einem Blick aufs Display stelle ich fest, dass es Tanya ist. Hab sie seit Sonntag nicht mehr gesprochen. »Hi, Tan, wie geht’s?«, sage ich.
    »Du musst mir helfen, Christie«, jammert sie am anderen Ende. Aus dem Hintergrund kann ich Geschrei hören. Das muss Harley sein.
    »Was ist denn los? Wo bist du?«
    »In Tottenham?«
    »In Tottenham ?«
    Ich war noch nie in Tottenham. Alles, was ich über diesen Ort weiß, ist, dass er nicht gerade berühmt ist für seine schönen Parks und kinderfreundlichen Cafés. Mit anderen Worten: Für eine verantwortungsvolle Nanny gibt’s nicht den geringsten Grund, ihren netten Mittelklasse-Schützling dort hinzubringen. Andererseits gibt’s für ein Mädchen wie Tanya tausend Gründe, nach Tottenham zu fahren, und gerade das beunruhigt mich.
    »Ja, und ich bin total aufgeschmissen«, sagt sie. »Ich muss doch Jasper von der Schule abholen, aber das schaffe ich nie!«  
    Ich sehe auf die Uhr. Es ist fast halb drei. »Kannst du dir nicht ein Taxi nehmen?«, frage ich sie.
    »Hab nicht mehr genug Knete … Und Harley scheißt sich gerade von

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