Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
Vom Netzwerk:
Ich vermute, ich werde gefeuert, wenn ein Nachfolger eingestellt ist und sie dann die ganzen Kündigungen nachholen, die sie schon vor Wochen aussprechen wollten. Und natürlich werden sie nicht dieselben Leute rausschmeißen, die auf der Liste standen, weil das einfach dämlich aussehen würde.
    Inzwischen hasse ich diese Firma. Ich will hier weg, aber klüger wäre es, die offizielle Kündigung abzuwarten und die Abfindung mitzunehmen. Viel wird es nicht sein, aber ich brauche dasGeld. Brauche es dringend, jetzt wo Keith sich verpisst hat, dieser verfluchte Bastard.
    Ich erreiche den Lift. Ausnahmsweise kommt er mal schnell. In der Kabine steht Colin Jelf – der große Zampano persönlich. »Fahren Sie nach unten?«, fragt er mich.
    Ich nicke und betrete den Aufzug. Schweigend fahren wir ins Erdgeschoss. Plötzlich sage ich: »Hab gerade spontan beschlossen, ’ne Pause zu machen, wissen Sie.«
    Los schon, schmeiß mich raus, du arroganter Sesselfurzer!
    Doch er lächelt mich nur an.
    »Ja, ein zweites Frühstück gewissermaßen«, fahre ich fort. »Mit Kaffee und einem kleinen Snack.«
    Immer noch lächelt er mich dämlich an.
    »Und vielleicht gehe ich danach noch ein wenig bummeln.«
    Schmeiß mich raus, schmeiß mich raus, schmeiß mich endlich raus!
    »Viel Spaß«, sagt er, als die Aufzugtür aufgleitet. Ich sehe, wie er an der Rezeption vorbeieilt, auf dem Weg zu etwas unglaublich Wichtigem. Etwas viel Wichtigerem jedenfalls, als mich zu feuern. Blödmann .
    Ja, so geht’s mir im Moment: Ich kann niemanden mehr leiden. Mich eingeschlossen. Aber wen wundert’s. Ich hasse Keith für das, was er mir angetan hat, doch was muss er über mich gedacht haben, um überhaupt so weit zu gehen? Sehr geschätzt haben kann er mich jedenfalls nicht. Nett ausgedrückt. In Wahrheit muss er mich verabscheut haben. Ich mag nicht darüber nachdenken, aber ich kann das Bild nicht aus meinen Gedanken verbannen. Dieses widerliche Grinsen auf seinem Gesicht, als er schließlich ging. Drei Jahre an seiner Seite, und das ist meine letzte Erinnerung an Keith Carrow. Dieses schäbige Grinsen und das, was kurz zuvor geschah.
    Und dann kam auch noch die Polizei zu mir nach Hause. Keiths Kollegen, wie ich vermute, obwohl ich nicht glaube, dass sie es noch sind. Wollten ihn verhören, weil er ’nen armen Hilfspolizisten zusammengeschlagen hat. Offensichtlich hat er das getan,gleich nachdem er unsere Wohnung verlassen hatte. War wohl nicht sein Tag damals, was? Ich hab ihnen gesagt, dass ich keine Ahnung hab, wo er hin ist. Sah nicht so aus, als ob sie mir das abgekauft hätten. Und dann hab ich ihnen gesagt, dass sie ihn auch noch wegen der Vergewaltigung zur Rechenschaft ziehen sollen.
    Nein, das hab ich ihnen natürlich nicht gesagt. Es war ja keine Vergewaltigung im klassischen Sinne. Ich wollte ja zunächst Sex mit ihm, nicht? Nur nicht auf diese Weise. »Es war die falsche Art Sex, Euer Ehren.« Glaube nicht, dass ich irgendeinen Richter damit überzeugen könnte.
    »Einen Latte und einen Doughnut, bitte.« Ich bin im Café angekommen. »Einen mit Überzug und massig Streuseln.«
    Ich muss jetzt nach vorn sehen und ihn endlich vergessen. Vielleicht sollte ich umziehen. Ob ich wohl die Wohnung ohne Keiths Einverständnis verkaufen kann? Wir sind beide Eigentümer, das ist das Problem. Nun ja, ich werde sie irgendwann verkaufen müssen, weil ich die Hypotheken allein nicht aufbringen kann.
    Ich setze mich mit meinem Kaffee und meinem Doughnut an einen Tisch. Morgens ist es hier immer sehr voll, doch jetzt bin ich fast allein hier. Jeder ist bei der Arbeit. Soll mir recht sein. Ich will jetzt allein sein. Ich greife in meine Tasche und hole mein Buch hervor. Das Übliche. Der Roman hat ein hübsches Cover – die Zeichnung eines schlanken Mädchens, das an einem Swimmingpool sitzt. Nach diesen Kriterien kaufe ich Bücher. Gefällt mir das Umschlagbild, gefällt mir auch das Buch. Ich schlage es auf und beginne zu lesen …
    Normalerweise verschlinge ich diese Art von Büchern – eines hab ich immer dabei, und einige weitere warten schon darauf, gelesen zu werden. Aber irgendwie kann ich mich im Moment nicht auf die Story einlassen. Es liegt nicht am Buch, das ist der übliche Mist. Carrie Ann, Rachel und Yaslyn – das sind die Heldinnen des Romans – durchleben alle möglichen Irrungen und Wirrungen, und die meisten davon haben – natürlich – mitMännern zu tun. Am liebsten möchte ich ihnen sagen: Vergesst es! Männer

Weitere Kostenlose Bücher