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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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schon jede Menge Selbstmörder gesehen, er ist der Experte auf diesem Gebiet, nicht ich.
    »Du hast doch nichts Dummes im Sinn, oder?«, frage ich.
    »Meinst du nicht, ich hätte nicht schon genug Dummes angestellt?«
    »Ich meine … Du denkst doch nicht daran, dich … Du weißt schon …«
    Keith : »Du meinst, ob ich mich umbringen will?«, frage ich. Keine schlechte Idee, und eine, die mir schon mehr als einmal gekommen ist. Das wäre das Beste für alle Beteiligten, oder? Aber ich glaube nicht, dass ich den Mumm dafür hätte. »Nein, an so was denke ich nicht.«
    »Und warum redest du dann so, als ob du es doch tust?«, fragt sie. »Warum willst du nichts von deinen Sachen haben?«
    »Da, wo ich hingehe, werde ich die ohnehin nicht brauchen.«
    »Und wohin gehst du?«
    »Na ja, die Polizei sucht mich doch überall.«
    »Ja, sie wollen dich zu der Sache mit dem Hilfspolizisten befragen.«
    »Ich hab ein bisschen mehr getan als das, Pam. Ich hab dir doch gesagt, ich hab mich total in die Scheiße geritten. Die Sache mit dem Hilfspolizisten ist dagegen geradezu harmlos.«
    Pam : »Was willst du damit sagen? Was hast du sonst noch getan?«
    Er antwortet nicht.
    »Keith, sag es mir. Was ist außerdem noch passiert?«
    »Ich hab’s total verkackt, das hab ich doch schon gesagt.«
    »Hast du noch jemanden geschlagen?«
    »Schlimmer.«
    »Mein Gott … Was ?«
    Wieder keine Antwort.
    »Hör mal, Keith, du musst zur Polizei gehen. Du musst mit ihnen reden. Wie schlimm es auch ist, sie können dir helfen. Du bist doch selbst einer von ihnen.«
    »Die können mir nicht mehr helfen. Ich bin eine Schande für ihren Berufsstand.«
    »Trotzdem musst du mit ihnen reden. Du kannst dich doch nicht den Rest deines Lebens verstecken.«
    Schweigen.
    »Ich gehe mit dir dahin, Keith.«
    Was rede ich denn da? Bin ich jetzt völlig von allen guten Geistern verlassen? Aber … ich weiß nicht … Er klingt so verzweifelt … und einsam. Und er hat gesagt, es tut ihm leid – ich kenne ihn und weiß, wenn er’s ehrlich meint.
    »Wir gehen gemeinsam zur Polizei, Keith«, sage ich wieder. »Was meinst du dazu?«
    »Du bist einfach zu gut für mich, Pam. Bist es immer gewesen … Sorry … sorry.«
    »Denk drüber nach, Keith, okay? Keith …?«
    Aber er hat schon aufgelegt. Schon die zweite Person heute, die mich einfach so abgewürgt hat.
    Keith : Der Uhu starrt mich immer noch an, als ich mein Handy einstecke. Genau wie der Specht, der Eichelhäher und die Eichhörnchen. Dem Fuchs und dem Wiesel scheint das alles hier irgendwie scheißegal zu sein. Ja, so sind sie, die Füchse und Wiesel.
    Die Tiere sind alle ausgestopft. Ich befinde mich in einem Zimmer voll ausgestopfter Tiere. Es ist eine Holzhütte, kaum sechs mal zwei Meter groß. Die winzige armselige Kopie eines Naturkundemuseums. Hier gibt’s ausgestopfte Tiere und getrocknete Giftpilze und Baumrinden in Glasvitrinen. In einem Schaukasten sind tote Käfer ausgestellt. Aufgespießt und mit einem Schildchen versehen. Ich hab ihre Namen auswendig gelernt – auf Englisch und Lateinisch. Hatte ja nichts Besseres zu tun. Bin immerhin schon seit fünf Tagen hier.
    Nachdem ich den Pub in Soho verlassen hatte, bin ich wieder zurück nach Nordlondon gefahren und im Holiday Inn am North Circular abgestiegen. Hab bar bezahlt, damit sie mir nicht über die Kreditkarte auf die Spur kommen. Allerdings hat mich das Personal dort ziemlich komisch angeschaut, als ich die Scheine rübergeschoben hab. Das Hotel war voller Vertreter. Typen in billigen Anzügen und Clip-Krawatten. Und dazwischen ich im Trainingsanzug und mit Sportschuhen. Völlig unpassend.
    Ich ging direkt rauf auf mein Zimmer und dachte an den Typen, den ich überfahren hatte. Vielleicht ist ihm ja nichts Schlimmes passiert, hab ich gedacht. Vielleicht ist er ja nur für einen Moment bewusstlos gewesen und dann wieder aufgestanden. Aber dann hab ich das Radio angestellt. Es kam ein Bericht auf LBC, in dem von einer Fahrerflucht in Archway gesprochen wurde, bei der ein Mann zu Tode gekommen war. Und ich hörte, dass die Polizei nach Zeugen sucht. Und da wusste ich, ich hatte es total verkackt.
    Zwei Tage später war ich so weit und wollte mich stellen. Ich wusste ja, dass sie mich wegen der Sache mit dem Hilfspolizisten suchten, und da wollte ich bei der Gelegenheit auch die Fahrerflucht zugeben. Ich weiß, Sie glauben mir nicht, aber so war’s wirklich. Und dann ist mir diese Holzhütte wieder eingefallen.
    Hab sie

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