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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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wird.
    »Dieser fette Arsch«, meint Rob. »Aber irgendwie kam er mir bekannt vor.«
    »Ach ja?«, sage ich. »Kann mich nicht erinnern, den Typen schon mal verhört zu haben.«
    »Nein, ich kenne ihn aus dem Fernsehen. Bin mir ziemlich sicher, dass ich ihn da schon mal gesehen habe.«
    »Ach ja? In welcher Sendung denn?«
    »Na ja, in einer dieser Gameshows. Ich glaube, er ist einer dieser Klugschwätzer-Komiker, die da immer auftreten.«
    »Wenn du es sagst, Rob.«
    »Hast du seine Braut gesehen?« Er wartet meine Antwort gar nicht erst ab. »Mann, die ist vielleicht eine heiße Nummer. Und erst die Beine. Frage mich, ob sie ihm die gerade um den Hals schlingt.«
    Ich halte es eigentlich für das Beste, sich in diesem Job nicht allzu viel zu fragen. Es bringt nichts, darüber nachzudenken, was gescheite Leute so tun, während Idioten wie ich von Tür zu Tür gehen.
    Siobhan : »Wer war das denn?«, frage ich Dom, als er wieder zurück in die Küche kommt.
    »Nur die Bullen«, erwidert er.
    »Die Polizei?«, japst Paul.
    »Keine Panik, Paul, die sind schon wieder weg. Musst deine Drogen also nicht im Klo runterspülen.«
    »Was wollten die denn von uns?«, frage ich.
    »Die wollten wissen, wo Marco die Leichen vergraben hat.«
    Ich sehe ihn strafend an. Es ist ein Blick, den ich mir eigens für solche Kommentare aufgehoben habe.
    »Ich mach doch nur Spaß. Jemand unten an der Straße wurde ausgeraubt. Sie wollten wissen, ob wir was davon mitgekriegt haben.«
    »Das ist ja schrecklich. Welches Haus denn?«, fragt Ali.
    »Keine Ahnung, Ali. Hab die beiden nicht danach gefragt. Wo ist eigentlich Kate?«
    »Die ist mal auf Toilette gegangen«, sage ich. »Legt sich vermutlich gerade ’ne vernichtende Taktik für deine unfairen Attacken zurecht.«
    »Hey, ich bin Komiker, Süße, da gehören unfaire Attacken quasi zur Jobbeschreibung.«
    »Ich dachte, du bist heute außer Dienst«, bemerkt Paul.
    »Ja, das dachte ich auch … Sie weiß doch, dass ich mich immer ein bisschen über die Leute lustig machen muss, oder etwa nicht?«
    Für einen klitzekleinen Augenblick wirkt er verunsichert, doch wie all jene Momente dauert auch dieser nicht allzu lange an.
    Kate : Jetzt sieh sich einer an, wie ich aussehe. Das ganze Gesicht ist mit Mascara verschmiert. Warum weine ich eigentlich? Warum lasse ich mich von einem Streithansel wie ihm überhaupt provozieren? Da sollte ich doch eigentlich drüberstehen, oder? Offensichtlich nicht. Ich kann sie im Erdgeschoss hören. Wie sie reden und lachen. Bis auf Marco, versteht sich. Marco der Stille. Warum sind wir eigentlich noch zusammen? Zum Wohl von Cameron? Ein anderer Grund fällt mir gerade wirklich nicht ein.
    Aber Marco war nicht immer so. Gut, er war schon immer sehr still … auf eine eher verrückte Art. Ich weiß, das klingt wenig schmeichelhaft, aber so ist es nicht gemeint. Seine verrückte Art war es immerhin, die mich zu ihm hingezogen hat. Und seine Augen. Keine Frage. Jedes Mädchen auf dem Campus liebte seine Augen – und auch ein paar der Jungs.
    Ich war eine von den unentspannteren Studentinnen. Und auch ein bisschen verklemmt, nehme ich an. Na ja, ich war das erste Mal weg von zu Hause und … Ich hab gesehen, dass die anderen Mädchen tranken, Drogen nahmen, rumhingen. Als ob man sie gerade von der Leine gelassen hätte. Wie dem auch sei, das alles hatte nichts mit mir zu tun. Ich hab genau das Gegenteil von all dem gemacht, und doch drohte die ganze Erfahrung sich in einen schlimmen Alptraum zu verwandeln. Bis Marco kam und mich rettete. Schwer vorstellbar, aber genau so ist es gewesen. Ihm war es einfach scheißegal, was irgendwer tat oder nicht tat. Er war impulsiv, witzig, verrückt … Ja, richtig gehört, Marco war tatsächlich mal witzig. Heute undenkbar, ich weiß.
    Wissen Sie, wie er mir seinen Heiratsantrag gemacht hat? Natürlich wissen Sie das nicht, es sei denn, Sie waren an jenem Tag auch in diesem Kino. Sechs Monate nach unserem Uniabschluss – wir arbeiteten beide schon in unseren ersten Jobs – schleifte mich Marco mit in den Film Donnie Brasco . Ich wollte eigentlich nicht. Ich hasse Gangsterfilme. Aber er bestand darauf. Also fand ich mich in einem vollgepackten Kinosaal wieder und sah mir die Werbung an. Und plötzlich war er da, direkt vor mir auf der Leinwand, drei Meter hoch, und bat mich vor aller Augen darum, seine Frau zu werden. Er hatte einen Freund gebeten, seinen Heiratsantrag auf Film zu bannen und Pearl & Dean oder wen auch

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