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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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würde sterben, wenn sie es rauskriegen und denken würde, ich wäre nichts weiter als ’ne hundsgemeine kleine Diebin.
    Na ja, zurück zu Nikki. Sie sah mitgenommen aus heute Nachmittag. Und hundemüde. Und dann hatte sie diesen dreckigen alten Trainingsanzug an. Sie wissen schon, so ein Ding mit weißen Streifen und ausgestellten Hosenbeinen, wie man sie letztes Jahr getragen hat. Hab meinen vor ’ner Ewigkeit entsorgt. Na ja, sie hatte jedenfalls so einen alten Lumpen an, und es war ihr nicht mal peinlich. Das passt so gar nicht zu Nikki. Nicht zu der Nikki, die ich mal kannte. Als ich ihr das Portemonnaie gab, hat sie’s nicht mal richtig angesehen. Sie war zu beschäftigt, sich um Lulu zu kümmern. Okay, Lulu ist süß und so, aber ehrlich, Nikki so zu sehen, das war irgendwie komisch. Sie hat solche Sachen mal richtig geliebt. Sie wissen schon, Geldbörsen, Handtaschen und so ’n Zeug. Das war ihre Welt. Kurz, sie hat sich richtig verändert.
    Aber vielleicht habe ich mich ja auch verändert. Vielleicht ist sie eifersüchtig, jetzt, wo ich diesen Job hab und so. Ich bin im Leben ein Stück vorangekommen, während sie zu Hause mit ’nem Baby festsitzt. Wer weiß. Gefällt mir nicht, der Gedanke. Nikki und ich, wir sind seit Ewigkeiten Freundinnen. Haben alles gemeinsam gemacht und durchgestanden. Als ich mal vom Unterricht befreit wurde, hat sie sich auch rausschmeißen lassen, damit ich nicht so auf mich allein gestellt war und so. Klar war das blöd. Genauso gut hätte sie in dieser Woche auch blaumachen können. Aber sie hätte einfach alles für mich getan in dieser Zeit. Ich weiß nicht, ob sie heute noch für mich durchs Feuer gehen würde. Und ich weiß nicht, ob ich so was heute noch für sie tun würde.
    Wir kommen bei O’Neill’s an. Carlton und die anderen sind nicht mehr da, aber wir sehen sie auf der anderen Straßenseiteherumlungern. Sie sitzen auf den Bänken vor dem Odeon. Gerade stehen Leute für die Nachtvorstellung an. Wir natürlich nicht. Wir haben nicht mal genug Geld für Pommes, geschweige denn fürs Kino. Haben alles, was wir hatten, heute Abend verjubelt.
    Wir überqueren die Straße und geben Carlton und Rick ihre Pommestüten.
    »Du schuldest Chele dreißig Pence, Carlton«, sagt Kerry.
    »Danke«, sagt er. »Ich zahl’s dir bald zurück, okay?«
    Die Leute in der Warteschlange starren uns an. Na ja, eigentlich starren sie Carlton an. Diese Idioten. Glauben die vielleicht, er überfällt gleich ’ne ganze Kino-Warteschlange? Okay, er sieht ein bisschen gefährlich aus. Zwei Meter und Dreads bis runter zum Arsch und so. Aber er ist schließlich kein Volltrottel. Normalerweise lauert er seinen Opfern in dunklen Gassen auf, bevor er ihnen die Scheiße aus dem Leib prügelt. Okay, das war nur ’n Witz. Carlton ist der netteste Typ, den ich kenne. Der würde keiner Fliege was zuleide tun, ehrlich.
    Wir sind heute Abend alle ein bisschen still. Selbst Rick, der uns normalerweise ohnmächtig quasselt. Ich hab keine Ahnung, woran die anderen so denken. An den tollen Abend, den wir hatten? Oder an die Tatsache, dass keiner von uns wegen des tollen Abends, den wir hatten, noch Geld fürs Kino in der Tasche hat? Und dass wir deshalb auf diesen Bänken herumlungern müssen? Aber vielleicht denken sie ja auch, was für tolle Pommes frites man hier in der Gegend kriegt und dass man auch für ein Würstchen hätte zusammenschmeißen sollen?
    »Cops«, sagt Rick.
    Wir sehen, wie der Polizeiwagen an der Bushaltestelle hinter uns zum Stehen kommt. Carlton zieht sich die Kapuze über den Kopf. Er kann einfach nicht anders. Carlton ist einer von den Typen, für den sich die Bullen immer und jederzeit interessieren. Deswegen der Griff zur Kapuze, sobald ein Streifenwagen in Sicht kommt.
    »Du Idiot. Die mit den Kapuzen nehmen sie sich doch als Erstes vor«, sagt Kerry.
    »Ja, ja, kommt schon, ich warte auf euch.« Er steht auf und schlendert davon. Armer Carlton. Ich glaube, er hat’s satt, von morgens bis abends gegen Wände gepresst und gefilzt zu werden. Nie finden sie was bei ihm. Okay, einmal ein bisschen Gras oder ein paar Joints. Er hat ’ne Anzeige deswegen kassiert.
    Aber die beiden Cops, die gerade aus dem Wagen steigen, interessieren sich kein Stück für ihn. Die schauen nicht mal in seine Richtung, sondern gehen geradewegs ins Kino.
    »Die wollen in die Spätvorstellung«, sagt Rick. »Besser, die beeilen sich, sonst können sie sich vor dem Film kein Popcorn mehr kaufen.«
    Keith

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