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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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er. »Entweder bringen wir Tommy den Penner zur Dienststelle –«
    »Ich hab verdammt noch mal ’nen Namen, wisst ihr.«
    »Halt’s Maul, Tommy. Wie gesagt, Keith, wir können ihn aufs Revier bringen und dabei riskieren, dass er sich auf der Fahrt bepisst. In diesem Fall wären wir Stunden damit beschäftigt, die Karre sauber zu machen und Formulare auszufüllen.«
    »Und die zweite Möglichkeit?«, frage ich.
    »Oder aber wir lassen die Filzlaus auf der anderen Seite des North Circ wieder aussteigen. Dann müsste sich Barnet um ihn kümmern, und dann …« Er macht eine Pause, als ob jeden Moment ein Trommelwirbel folgen würde.
    »Und dann?«, frage ich.
    »Dann können wir uns auf die Suche nach diesem schwarzen Riesenbaby machen.« Da ist es wieder, dieses Glitzern in seinen Augen. »Ich wette, mit dem hätten wir ’nen ganz dicken Fisch an der Angel.«
    Ich schau nach hinten zu dem Penner. Der ist ganz schön abgefüllt und hat an die zwei Stunden in einem Kinosaal gehockt. Die Wahrscheinlichkeit, dass er uns die Sitze vollpisst, ist also ziemlich hoch. Wir könnten den Typen zum Revier fahren. Oder wir könnten die Kids vor dem Kino festnehmen, weil sie ihren Müll auf die Straße geworfen haben. Oder wir könnten den schwarzen Bastard verfolgen.
    Samstagabend im Leben eines Cops. Und dafür hab ich mich auch noch freiwillig entschieden.
    Ich lasse den Wagen an und sage: »Okay, lass uns Tommy abliefern.«

DONNERSTAG
    Keith : Ja, warum hab ich mich eigentlich für diesen Job entschieden? Ich dachte, der würde Spaß machen, wenn ich ehrlich bin. Dachte, das läuft so wie in Sweeney , Taggart oder CSI: Miami, NY. Als ich elf war, wollte ich Kampfpilot werden – wegen Top Gun . Mit dreizehn dann wollte ich zur Armee – wegen Platoon . Doch als ich vierzehn war, hab ich meine Meinung geändert. Da hatte ich Stirb langsam gesehen und wollte unbedingt Cop werden. Ein paar Jahre später dann haben meine Kumpels und ich uns besoffen und uns dabei alle Teile von Lethal Weapon reingezogen. Schon am nächsten Tag hab ich trotz des Katers meine Bewerbung losgeschickt. Hab denen geschrieben, wie gern ich in einem Team arbeiten würde, wie gern ich meinen Teil dazu beitragen würde, eine bessere Gesellschaft aufzubauen, und dass ich nichts lieber tun würde, als für die Gerechtigkeit zu kämpfen. Alles Schwachsinn, ich wollte einfach so cool sein wie Mel Gibson. Dein Kopf mag dir zwar sagen, dass der Job nicht halb so aufregend werden wird, wie du glaubst, aber dein Herz pumpt wie irre Testosteron durch deinen Körper und raunt dir zu: Mach zu, schick die Bewerbung ab. Bruce gegen die bösen Jungs. Mel gegen den Rest der Welt. Nun mach schon, du Held!
    Im Januar werde ich dreißig. Ich hab genug Polizeifilme gesehen, um zu wissen, dass die alle eins gemeinsam haben: den einsamen Kämpfer. Den Einzelgänger, der auf seine Vorgesetzten pfeift und sein eigenes Ding durchzieht. Na ja, so mag das vielleicht in Hollywood sein, aber nicht hier bei uns. Ich hab im Laufe meiner Zeit bei der Metropolitan Police nicht einen MelGibson getroffen, dafür jede Menge Typen, die nur auf ihr Herz gehört haben, als sie sich bewarben. Typen wie Klugscheißer Rob zum Beispiel. Wenn der jemals die Gelegenheit dazu hätte, ’ne Bande pakistanischer Terroristen in ’nem Büroturm hochzunehmen, würde der niemals den Helden spielen. Nein, Rob würde sich erst mal das betreffende Kapitel im Krisen-Handbuch durchlesen und dann Verstärkung rufen.
    Meine Jobbeschreibung in kurzen Worten: »Crowd Control« – die Kontrolle der Massen. Und das manchmal im wahrsten Sinne des Wortes. Ich im »White Hart Lane«-Fußballstadion, mit dem Rücken zum Geschehen stehend, muss mir Beschimpfungen und obszöne Gesten antun, wann immer die Fans der anderen Mannschaft dem Block zu nahe kommen. Dabei sind die Frauen am schlimmsten. So viel Hass auf irgendwelche Typen, die sie nicht mal kennen. Andererseits kann man das auch irgendwie verstehen. Ich meine die Wut auf jemanden, der fünfzig- oder sechzigtausend die Woche verdient, indem er einfach ’nen Ball übers Feld kickt. Es sei denn, es ist ein Spieler der eigenen Mannschaft. Ich bin kein Fan von irgendeiner Mannschaft. Ich hasse Fußball. Und deshalb hasse ich Fußballer. Eigentlich hasse ich alle, die mehr als zweitausend die Woche verdienen.
    Fünfunddreißigtausend Leute im Stadion in Schach halten. Zwei Gruppen Betrunkener daran hindern, vor einem Pub aufeinander loszugehen. Einschreiten,

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