Der normale Wahnsinn - Roman

Kosten lustig gemacht.«
    »Der kennt Sie wahrscheinlich aus dem Fernsehen«, mischt sich nun der Kellner ein.
    »Was?« Dom schaut auf und sieht mich verständnislos an.
    »Du weißt schon, dieses rechteckige Ding, das auch bei uns in der Ecke steht«, erkläre ich.
    »In dieser Comedyshow neulich waren sie einfach großartig«, sagt der Kellner. »Diesem Jimmy Carr haben Sie’s ganzschön gezeigt. Herrlich fies war das. Ich kann den Kerl einfach nicht ausstehen.«
    Dom schweigt und starrt den Mann mit ausdrucksloser Miene an.
    »Sorry, er ist doch kein Freund von Ihnen, oder?«, murmelt der Kellner. Selbst im Dämmerlicht des Restaurants ist zu bemerken, dass er rot angelaufen ist.
    »Tja, so was kann man nie wissen, nicht?«, sagt Dom nach einer Weile mit einem unmerklichen Grinsen. Ein unmerkliches Grinsen, das seinem Opfer als eine Art Hinweis gelten soll. »Nun denn, für die Akten: Ich halte den Mann für eine völlig überschätzte Schwuchtel.«
    »Wow«, sagt der Kellner, offenbar beeindruckt.
    »Okay, haben Sie den Stift gezückt? Dann lasst uns bestellen«, sagt Dom und kehrt damit wieder zum eigentlichen Zweck unseres Hierseins zurück. »Was möchtest du, Siobhan?«
    »Chicken-Korma für mich, bitte.«
    »Du nimmst das Korma? Gut, ich will das Lamm-Pasanda, und dann … Mhm, ich glaube, ich nehm doch lieber Hühnchen. Ach nein, ein Lammcurry für mich.«
    Eifrig notiert der Kellner unsere Bestellung.
    »Dazu ein Pilz-Pilaf, zwei Naans und gelbe Linsen mit Knoblauch. Und ’ne Portion von diesen Knollen«, fährt Dom fort. Er scheint richtig in Fahrt gekommen zu sein.
    »Sie meinen Aloo Gobi?«, fragt der Kellner und unterdrückt ein Kichern. Lacht er mit oder lacht er über Dom, das ist hier die Frage.
    »Genau«, sagt Dom. »Und zwei Cobras. Aber kalt, wenn ich bitten darf.«
    »Tiefgekühlt, Sir«, versichert der Kellner und flitzt Richtung Küche.
    Jaz : Mann, ich kann’s kaum glauben. Dominic Gethen ist hier! Der aus dem Fernsehen. In meinem Restaurant. Okay, in Dads Restaurant. Dominic Gethen ! Einer der lustigsten Männer allerZeiten. Wenn nicht der lustigste Mann aller Zeiten. Alles, was er sagt, ist so irre komisch. Sie haben ja keine Ahnung, wie schwer es war, am Tisch ernst zu bleiben. Allein wie er »Und ’ne Portion von diesen Knollen« gesagt hat. Ich könnt mich wegschmeißen! Das hätten Sie hören müssen. Kann’s kaum erwarten, Dad davon zu erzählen. Der wird allerdings keine Ahnung haben, wovon ich rede. Der sieht ja nie fern. Jedenfalls keine englischen Sender. Nur diese indischen Filme über Satellit. Aber es wird ihm gefallen, jemand Berühmtes zu Gast zu haben. Mal sehen, ob wir hier irgendwo ’ne Kamera rumliegen haben. Man könnte einen Schnappschuss von ihm und mir machen und das Bild an die Wand hängen. Das könnte der Beginn für eine »Wall of Fame« sein. Wäre das nicht toll? Gibt ja nicht gerade viele Prominente hier in der Gegend. Ein paar Leute von EastEnders und die Frau aus Oxo Mum , aber das war’s auch schon. Aber vielleicht kommen ja mehr, wenn erst mal einer von ihnen mit einem Bild an der Wand den Anfang macht. Mann, ich hoffe, wir haben hier irgendwo ’nen Fotoapparat …
    Ein Typ packt mich am Arm. Gut, dass ich gerade kein vollbeladenes Tablett in der Hand hab. Der Mann sieht irgendwie sauer aus.
    »Ja, Sir?«, frage ich.
    Keith : »Wir sitzen jetzt hier schon seit ’ner halben Ewigkeit und haben nicht mal ’ne Speisekarte gekriegt.«
    »Tut mir leid, Sir. Speisekarten kommen sofort«, sagt er.
    Er dreht sich um, aber ich lasse seinen Arm nicht los.
    »Und was zu trinken«, sage ich. Es ist keine Bitte, und so ist es auch nicht gemeint.
    »Was darf ich Ihnen bringen?«
    »Ein Lager für mich. Was willst du, Pam?«
    »Dasselbe, bitte«, sagt sie.
    »Cobra oder Carlsberg?«, fragt der Kellner.
    »Carlsberg.«
    Cobra? Soll das ein Witz sein? Für wen hält der mich eigentlich?
    »Danke schön«, sagt Pam, als der Kellner verschwindet.
    »Wofür bedankst du dich?«
    »Komm mal wieder runter, Keith. Hier ist heute Abend offenbar ziemlich viel zu tun und –«
    »Ein Restaurant ist ein Dienstleistungsunternehmen, Pam«, erkläre ich ihr. »Und wenn die das nicht allmählich begreifen, dann gehen hier schon sehr bald wieder die Lichter aus. Das sollten diese Leute endlich mal kapieren.«
    »Was meinst du mit ›diese Leute‹?«
    »Leute, die ein Restaurant führen.«
    »Ach so, ich dachte schon –«
    »Ich weiß, du dachtest, ich meine die Pakis. Alle