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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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Nummer kenne ich auswendig. Ich wähle und hab eine Sekunde später Siobhan an der Strippe.
    »Ali … dachte nicht, dass du heute noch mal zurückrufst. Alles klar bei dir?«
    »Nein, nicht wirklich«, erwidere ich. Und dann erzähle ich ihr von Marco und sehe, wie Pauls Miene immer fassungsloser wird, je mehr ich ins Detail gehe.
    Siobhan : »Gottverdammte heilige Scheiße«, entfährt es mir. Das rutscht mir immer raus, wenn ich geschockt bin – muss wohl an meinem irischen Erbe väterlicherseits liegen. »Marco war ja schon immer ein bisschen seltsam, aber … Grundgütiger Himmel!«
    Dom schaut mich überrascht an. Bis zu diesem Moment war seine Aufmerksamkeit ganz von dem sich anbahnenden Tumult hier im Restaurant in Anspruch genommen. Vor ein paar Minuten nämlich hat der miesepetrige Gast, der uns zu Beginn dauernd angestarrt hat, angefangen, sich lautstark mit dem kleinen Kellner zu streiten. Die kleine Kellnerin kam ebenfalls an den Tisch, gefolgt von einem älteren Mann mit Kochschürze, der hier wohl das Sagen hat und gerade versucht, die Wogen zu glätten. Heute Abend scheinen sich die Ereignisse förmlich zu überschlagen …
    »Was soll ich denn jetzt machen?«, fragt mich Ali.
    Ich antworte nicht, weil der Streit am anderen Ende des Restaurants in die nächste Runde zu gehen scheint. »Entweder Sie verlassen jetzt mein Restaurant, Mister«, brüllt der Chef, »oder ich hole die Polizei.«
    »Guter Witz!«, höhnt der Miesepeter und schnappt sich seine Jacke, die über der Rückenlehne seines Stuhls hängt. »Ich bin die scheiß Polizei!«
    »Was ist denn bei euch los? Wo bist du?«, fragt mich Ali.
    »Im Star of Mumbai«, sage ich. »Hier geht gerade die Post ab …«
    In diesem Moment verlassen der Miesepeter und seine tränenüberströmte Begleiterin mehr oder weniger freiwillig das Restaurant.
    »Okay, die Lage hat sich gerade wieder entspannt«, sage ich zu Ali. »Sorry deswegen. Also gut, was ich sagen wollte, ist, dass du mit dieser Information unbedingt zur Polizei gehen musst.«
    »Aber das sind doch Freunde von dir, Siobhan. Das wäre ja schrecklich.«
    »Das ist schrecklich, ja, aber … Vermutlich ist an der Sache gar nichts dran. Wahrscheinlich ist er völlig unschuldig. Dennoch musst du mit der Polizei sprechen, damit … Wie heißt das noch mal?«
    »… seine Schuld oder Unschuld zweifelsfrei geklärt werden kann?«, fragt Ali.
    »Ja, genau das.«
    »Wirst du mit Kate darüber reden?«, fragt sie.
    »Das wird ein harter Brocken. Sie macht gerade ’ne schlimme Zeit durch, weißt du. Ihr Kleiner hat ’ne Lungenentzündung, und sie hat ihren Job verloren.«
    »Mein Gott.«
    »Ja, man hat sie letzten Freitag ohne viel Federlesen vor die Tür gesetzt. In der Kanzlei war wohl irgendwas schiefgelaufen, aber sie ist mir gegenüber nicht ins Detail gegangen.«
    »Jesus, das ist ja schrecklich. Schon vor diesem Hintergrund kann ich unmöglich zur Polizei gehen, Siobhan. Ich kann’s einfach nicht.«
    »Verdammt, ein junges Mädchen wurde ermordet. Du darfst mit deinem Wissen nicht hinterm Berg halten.«
    »Du hast Recht … Und was ist mit Kate? Wirst du’s ihr sagen?«
    »Ich weiß es nicht. Was würdest du an meiner Stelle tun?«   
    »Keine Ahnung. Du kennst sie besser als ich«, sagt sie sanft. »Okay, ich rufe jetzt besser mal bei der Polizei an, bevor es zu spät wird. Ich muss mich nämlich im Morgengrauen im Krankenhaus einfinden, weißt du.«
    »Ach ja, wie geht’s dir überhaupt in dieser Angelegenheit?«, frage ich. »Oder ist das jetzt ’ne blöde Frage?«
    »Der Abend davor ist entsetzlich. Bin immer total verkrampft, bis es endlich vorbei ist.«
    »Ich wünsche dir viel Glück, Liebes. Ich werde in Gedanken bei dir sein.«
    »Danke.«
    Wir verabschieden uns, und ich verstaue mein Handy. Dom sieht mich erwartungsvoll an. Ich denke, ich sollte ihn nun besser mal ins Bild setzen. Doch sollte er jetzt wieder damit anfangen, seine blöden Marco-Serienkiller-Witze zu reißen, kann es gut sein, dass man mich ebenfalls wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses aus diesem Restaurant schmeißen wird.

MITTWOCH
    Siobhan : »Hi, Liebes. Wollte dir nur noch mal alles Gute wünschen. Ich werde an dich denken. Und dann wollte ich noch fragen, ob du schon mit der Polizei gesprochen hast? Ich bin immer noch unentschlossen, ob ich mit Kate reden soll. Aber egal, das ist mein Problem. Ruf doch später an, wenn du magst. Vielleicht melde ich mich heute Abend noch mal, wenn wir bis

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