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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beaumont
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Arsch ab. Meine Finger sind schon ganz taub. Ich schaue an dem Haus nach oben – ein abgefuckter Mietsbunker in einem abgefuckten Viertel. Die Freundin von dem Schwarzen steht immer noch am Fenster im sechsten Stock. Vielleicht vergeuden wir hier ja doch nicht unsere Zeit. Vielleicht geht sie zu ihm, sobald wir hier verschwunden sind. Andererseits bezweifle ich, dass sie so blöd ist. Davonabgesehen, wer würde bei diesem Scheißwetter überhaupt das Haus verlassen? Minus fünfzehn Grad? Wohl eher zwanzig. Ich steige zurück in den Wagen, als ich meine Zehen nicht mehr spüre.
    »Sag’s, Durham, jetzt sag’s schon«, knurre ich, als ich mich wieder zu ihr setze.
    »Was?«
    »Tu doch nicht so! Seit wir das Revier verlassen haben, liegt’s dir doch auf der Zunge. Nun spuck’s schon aus.«
    »Tut mir leid, aber ich bin nicht der ›Ich hab’s dir doch gleich gesagt‹-Typ«, sagt sie.
    Nein, du Schlampe, du schwitzt deine stinkende Häme lieber durch jede beschissene Pore aus.
    Durham kam heute extra früher zur Arbeit, damit sie mit Newman reden konnte. Rob hat gelauscht und ein bisschen was von dem Gespräch aufgeschnappt. Newman hat Durham dann gesagt, dass die Beschreibung ihres Verdächtigen auf den jungen Schwarzen passt, der letzten Donnerstag aufs Revier gebracht wurde. Insofern hatten sie also schon mal einen Namen. Und nachdem Newmans exorbitante Verhörtechnik bei dem Typen mit dem irren Blick nicht funktioniert hatte, griff er also nach diesem Strohhalm und stürzte sich sogleich auf Durhams Verdächtigen, weil der an dem Tag keine Schnürsenkel in den Schuhen hatte … Und auch die Tatsache, dass das Mädchen mit ’ner Wäscheleine erwürgt wurde, hat ihn nicht davon abgehalten. Wie gesagt, jeder Strohhalm … Rob, professionell wie immer, hatte es wohl versäumt, Newman mitzuteilen, dass er dem Jungen die Schnürsenkel zum Spaß abgeknöpft hatte. Das macht er öfter und erzählt den Niggern dann, dass die Schnürsenkel in ihren teuren Trainingsschuhen ein Selbstmordrisiko darstellen. Womit Durhams Theorie von Anfang an auf ziemlich tönernen Füßen stand. Dennoch findet hier gerade ’ne Großfahndung statt – grundgütiger Himmel, nicht mal bei Lord Lucan haben sie seinerzeit Hubschrauber eingesetzt.
    Doch der Brüller wäre, wenn sie den kleinen Penner schnappen und sich herausstellen würde, dass er’s tatsächlich getan hat. Ich meine, während sich das Revier seine Lorbeeren abholt, würde wohl kaum irgendjemand erwähnen, dass der ganze Fall lediglich auf dem Gehirnfurz eines weiblichen Police Constable aufgebaut war. Natürlich nicht – der Fall würde als ein weiteres Beispiel vorbildlicher Polizeiarbeit in die Geschichte eingehen.
    »Du weißt vielleicht, dass sie in seinem Zimmer ’ne Wäscheleine entdeckt haben«, bemerkt Durham.
    »Ja, und seine Mutter haben sie verhaftet, weil sie in ihrer Küche ’nen Klammerbeutel gefunden haben.«
    »Weißt du, deswegen mag ich’s, mit dir auf Streife zu gehen, Keith: Du bist ja soooooo witzig.«
    »Ich hab damit nur sagen wollen, dass ’ne aufgerollte Wäscheleine nicht zwangsläufig ’ne heiße Spur sein muss.« Keine Ahnung, warum ich mich überhaupt noch auf ’ne Diskussion mit ihr einlasse. Ich kann einfach nicht anders.
    »Und warum ist er dann geflohen, wenn er unschuldig ist?«, fragt Durham.
    »Vielleicht wegen des Stoffs, den sie außerdem in seinem Zimmer gefunden haben?«, schlage ich vor.
    »Ach, komm. Wegen ein paar Joints rennt man nicht, als ob der Teufel hinter einem her wäre.«
    »Also ich würde dreißig Gramm Skunk und zwei Frischhaltebeutel mit Marihuana nicht als ›ein paar Joints‹ bezeichnen. Außerdem hatte er ’ne Kiste mit Natriumdampflampen unter seinem Bett.«
    Sie zuckt die Achseln. »Na und? Er wäre nicht der erste Psycho-Vergewaltiger, der zu Hause seinen eigenen Stoff anbaut. Du weißt so gut wie ich, dass er’s war«, sagt sie. »Du kannst es nur nicht ertragen, dass eine Frau den entscheidenden Hinweis geliefert hat, hab ich Recht?«
    Und wenn sie tausendmal Recht hat, sie ist und bleibt ’ne obernervige Kuh.

FREITAG
    Keith : Es ist halb sieben, als ich meinen Schlüssel im Schloss drehe. Pam wird noch schlafen – und ich werde mich im Wohnzimmer ausziehen, ins Bett schlüpfen und warten, bis der Wecker klingelt. Und dann werde ich so tun, als ob ich tief und fest schlummere, bis sie die Wohnung verlassen hat. Ich finde, wenn wir so wenig wie möglich miteinander zu tun haben, läuft unsere

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